Die Straßenschild-Aktion einer jungen Initiative hat die Debatte um die geschichtliche Einordnung des Hindenburgplatzes und des Deutschen Platzes erneut angefacht. Unser Autor Klaus Hansen stellt einen neuen Vorschlag vor, der vielleicht zu einer einvernehmlichen Lösung führt.
Die „Aufwertung Deutscher Platz / Hindenburgplatz“ innerhalb der städtebaulichen Neugestaltung Bensbergs soll künftig mehr Menschen in den „untergenutzten“ Park locken. Vor allem Eltern mit ihren Kindern auf einen „internationalen“ Spielplatz.
Eine Auseinandersetzung mit den bisherigen Namen der Plätze ist nicht geplant. Seit Jahren gibt es zwar immer wieder Versuche von geschichtsbewussten Bürgern, über das hier sichtbare Erbe der Nazizeit zu diskutieren, aber in dieser Frage herrscht eine merkwürdige Zurückhaltung.
Dabei geht es ausdrücklich nicht um die Tilgung oder Umschreibung unserer Geschichte, wie immer gern unterstellt wird.
Es geht um eine offene, kritische und wissenschaftlich fundierte Klarstellung und Einordnung. Es geht auch um das Verständnis dieser anderen Zeit.

Das Nazi-Erbe
‘Hindenburgplatz‘ und ‘Adolf-Hitler-Platz‘ (vorher ‘Friedensplatz‘) erhielten im Herbst 1933 – acht Monate nach Hitlers Machtübernahme – ihre Namen. 1945 wurde aus dem ‘Adolf-Hitler-Platz‘ dann der ‚Deutsche Platz’.
Warum kehrten die Bensberger Namensgeber nach der Kapitulation am 8. Mai nicht zum ursprünglichen Namen – ‘Friedensplatz‘ – zurück? War es ein politisches Statement nach der katastrophalen Niederlage?
Leider fehlen Unterlagen zur Verwaltung aus den ersten Wochen nach der Besetzung Bensbergs durch die Amerikaner. Vielleicht könnte unser Stadtarchiv die Recherche in den Document Centers in London und Washington und auch anderen Archiven aufnehmen, um die Lücken zu füllen?
Die zentrale Frage: Warum sollen wir die uns von den Nazis hinterlassene Erbschaft aus 1933 bewahren? Weil Visitenkarten geändert werden müssten?
Die Ernsthaftigkeit des Arguments zur Zumutung einer Adressenänderung (die der Stadtrat 2013 angeführt hatte; die Red.) möge jede Leserin, jeder Leser angesichts der historischen Bedeutung selbst einordnen.
Entscheidungen zur politischen Hygiene sollten nicht – schon gar nicht im Zeitalter der Mails – von Änderungen eines Briefkopfes abhängig gemacht werden.
Lobenswerte Initiative
In diesen Tagen nun hat eine „Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach“ das Straßenschild „Hindenburgplatz“ mit einem neuen Namen überklebt, die windelweiche Hindenburg-Erklärung unter dem Schild gleich mit. Der Vorschlag für einen neuen Namen durch die Initiative ist provokativ, war aber notwendig, um das Problem wieder in den Fokus zu rücken.
Hinweis der Redaktion: Die öffentliche Debatte wird intensiv geführt, auf unserer Website hier und hier sowie auf Facebook.
Wir sollten uns freuen über das bewusste Auseinandersetzen der jungen Initiative mit unserer nicht immer ganz glücklichen Geschichte.
Die Fragen der Initiative nach der Einordnung Hindenburgs sind berechtigt. Eine Umbenennung sollte zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit dem Rat der Stadt, mit den Anwohnern stattfinden.
Positiv ist jetzt das schnelle Gesprächsangebot des Bürgermeisters.
Ehrung Hindenburgs
Ein Monarchist, Militarist und Reichspräsident, ganz gewiss keine Leuchte der Demokratie, heute noch geehrt durch einen Platz?
Obwohl eine Ehrenbürgerschaft in aller Regel mit dem Tod des Geehrten endet, hat der Rat der Stadt diese Adolf Hitler erst 1988 ausdrücklich aberkannt. Hindenburgs Ehrenbürgerschaft immerhin dann 2013.
Diese Entscheidung von 2013 ist aber inkonsequent, denn die Ehrung durch den Platz blieb erhalten. Die Berufung auf die Entscheidung des Finanz- und Hauptausschusses taugt nicht viel, denn einmal getroffene Entscheidungen kann man aufheben – siehe Stadthaus.

Bleibt die Frage: Was ist deutsch am Deutschen Platz?
Das Denkmal des Krieger-Vereins zur Erinnerung an 137 gefallenen Bensberger – nicht an alle Toten des 1. Weltkriegs, sondern „zur Erinnerung an die Großtaten ihrer Vorfahren und eine Ansporn zur Nacheiferung“ – sollte so erhalten bleiben, um die verlogene und pathetische Auseinandersetzung („Zeitgeist!“) mit dem Schicksal der jungen Soldaten auf der eingemauerten Urkunde zu dokumentieren.
Auf sorgfältig edierten Tafeln oder Stelen muss aber dabei unbedingt an die über 70 Millionen zivilen und militärischen Opfer, Verstümmelten, Ermordeten beider Weltkriege erinnert werden.
Dass gut informiert werden kann, zeigen die beiden Gedenktafeln in der Stadtmitte:


Mein Vorschlag zur Befriedung der Diskussion
Der Rat kann ein Zeichen des Friedens setzen, statt die Würdigung des Krieges und des Kriegers durch die Ehrung des Monarchisten beizubehalten. Das gilt übrigens auch für das Tannenberg-Straßenschild in der unmittelbaren Nähe des Beit-Jala-Platzes.
Ein neuer, schöner, friedlicher Name für den ganzen Park. Ein Name, den viele Menschen akzeptieren können. Der ‚Deutsche Platz’ könnte wieder wie vor den Nazis ‚Friedensplatz’ heißen (das Denkmal bleibt erhalten), auf Hindenburg wird nach 88 Jahren verzichtet. Eine ausführliche Infotafel könnte auf die Person hinweisen.
Wenn der Rat den Namen ‚Deutscher Platz’ aber unbedingt behalten möchte, weil er mit der Bezeichnung „deutsch“ die Verbrechen der Deutschen im 20. Jahrhundert, der unvorstellbare Kulturbruch und das Nazi-Regime dokumentieren will, muss man nicht zum ‚Friedensplatz’ zurückkehren.
Quellen (Auswahl):
- Wolfram Pyta, Hindenburg, Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler
Pantheon, 2009 - Christoph Weinert, Hindenburg, der Mann, der Hitler an die Macht verhalf
Filmische Biografie, Roger Moorhouse, Pierre Jardin, Wolfram Pyta und Anna von der Goltz, NDR und arte, 2011 - Herfried Münkler Der Große Krieg, Die Welt 1914-1918
Rowohlt Berlin 2013 - Hermann Weiß (Hrsg.), Biografisches Lexikon zum Dritten Reich
S.Fischer, Berlin1998 - Julia Höchel in Ehrenmal und Ärgernis, Schüler erforschen Bergisch Gladbacher Kriegsdenkmäler, Preisträger-Arbeiten zur Geschichte der Stadt Bergisch Gladbach, Otto-Hahn-Gymnasium 1992/93, Band 4, Archiv der Stadt Bergisch Gladbach, 1997
- Staatslexikon, Recht, Wirtschaft, Gesellschaft, Görres-Gesellschaft, Band 2, 7. Auflage, Herder, Freiburg – Basel – Wien, 1995
- Hindenburgplatz, Erklärung der Stadt Bergisch Gladbach zum Ratsbeschluss, 2013
- Wikipedia, Diverse Quellen, 2020
- Klaus Hansen, Was ist deutsch am Deutschen Platz?, Bürgerportal Bergisch Gladbach, 13.11.2020
- Engelbert Müller, Deutscher Platz oder Hindenburgplatz? Eine Ortsbegehung, Bürgerportal, 24.7.2020
Hintergrund: Wo liegen Deutscher Platz und Hindenburgplatz?


Weitere Beiträge zum Thema

Grüße Sie, Herr Hansen,
danke für Ihre Mühe, meinen annehmenden „Ab- / Umher-Schweifungen“ gefolgt zu sein; ich habe mich ebenso durch Ihren umfänglichen Faktenschlag gearbeitet …
Jo, so könnte sie, eine offene Diskussion, darüber doch aussehen (letzte Stufe wäre noch das Weglassen m.o.w. diskret reklamiert absoluter Wahrheitsansprüche für die jeweils eigene Position, aber da bin ich insofern im Vorteil – oder auch Nachteil – , als mir das wirklich fremd ist, also die eigene Meinung für die letzte Wahrheit zu halten).
Und was hier das letztlich praktische Vollziehen einer möglichen Umbenennung betrifft: Klar und wie schon gesagt, könnte eine potentielle Mehrheit im Stadtrat das ohne Weiteres und formell völlig unproblematisch realisieren;
aber es wäre nicht von Nachteil, wenn sich zuvor ein erkennbar breiter (Bensberger) Bürgerwille in dieser Richtung zeigte bzw. eine ggf. entsprechend aktive Initiative sich um das Herstellen / Erkennbar-Werden eines solchen Bürgerwillens Pro-Umbenennung bemühte …
Ich habe übrigens absolut keine Vorstellung, wie ein solches Meinungsbild am Ende aussähe (insofern, nur Mut) …
Hallo, Herr Ullmann,
nachdem ich mich durch Ihren umher- und ausschweifenden Text – zu viele Annahmen, zu wenige Fakten – gearbeitet hatte, habe ich mich entschlossen, die entscheidenden, meist auch schon genannten, Argumente noch einmal für Sie zusammenstellen.
1. Es spricht nichts dagegen, die Bürgerinnen und Bürger in einer Umfrage zu beteiligen. Allerdings glaube ich, dass diese Frage der politisch-kulturellen Einordnung in erster Linie eine Sache des Rates dieser Stadt sein sollte.
2. Es braucht zum Anstoßen einer Diskussion über unsere Vergangenheit und ihre handelnden Personen nicht die Legitimation einer breiten Zustimmung. Wichtig ist für diesen notwendigen Anstoß erst einmal ein abgesicherter Inhalt. Es geht um eine offene, kritische und wissenschaftlich fundierte Einordnung einer Phase unserer Geschichte.
3. ZU HINDENBURG
Der Historiker Wolfram Pyta hat mit der vielgelobten ersten umfassenden Hindenburg-Biografie einige wesentliche Mythen zum Generalfeldmarschall abgeräumt. Am 8. November 2007 brachte Die Zeit eine Rezension von Hans-Ulrich Wehler (einem der bedeutendsten deutschen Historiker), in der dieser das gründliche Quellenstudium Pytas als ausgesprochen scharfsinnig wertet. Andere Rezensenten (NZZ, FR) bezeichnen das heute als Standardwerk geltende Buch als „großen Wurf“.
Hindenburg war nicht der nette alte Herr, wie Sie uns glauben machen wollen. Er war ein Machtmensch, Monarchist und Militarist.
Obwohl demokratisch gewählt, hat er sich immer wieder abfällig über die Demokratie geäußert. Glauben Sie ernsthaft, dass ein „Antidemokrat“ (Ullmann) durch eine demokratische Wahl zu einem Demokraten wird?
Gegen eine Ehrung sprechen:
MYTHOS TANNENBERG
Nach eigener Aussage hat Hindenburg während der dreitägigen Schlacht im August 1914 „gut geschlafen“. In dieser Schlacht sind 40.000 meist junge Männer auf beiden Seiten gestorben oder verstümmelt worden.
Sein persönlicher Leitspruch „Treue um Treue“ findet sich auf der Säule des Denkmals auf dem Deutschen Platzes wieder. Zynisch angesichts seines Aussage, dass er während der Schlacht gut geschlafen habe.
Hindenburg hat die Deutungshoheit über den Mythos als großer Schlachtenlenker bis an sein Ende gepflegt, obwohl tatsächlich Ludendorff die Armee in die Schlacht geführt hat.
DOLCHSTOSSLEGENDE
Vor dem Untersuchungsausschuss des Reichstages zur Klärung der Verantwortung für die Niederlage 2018 weist Hindenburg jede Verantwortung und Schuld von sich. „Die deutsche Armee – im Felde unbesiegt“ und „von hinten erdolcht“. Die Legende nutzt einen Vergleich zum Nibelungenlied, in dem Siegfried vom hinterlistigen Hagen ermordet wird.
Der Generalfeldmarschall verschweigt, dass Ludendorff und er nach der gescheiterten Sommeroffensive 1918 den Krieg für verloren hielten. Die Oberste Heeresleitung täuschte aber durch gefälschte Berichte über den Ernst der Lage weiterhin die Regierung.
Mit der Dolchstoßlegende täuscht Hindenburg auch bewusst die Öffentlichkeit. Die junge Weimarer Demokratie und ihre Vertreter werden als „Novemberverbrecher“ verleumdet. Die Legende führt auch zu politischen Morden (Erzberger etc.).
BILLIGUNG POLITISCHER MORDE
Als Hitler im Juni 1934 etwa 200 unliebsame NSDAP-Mitglieder (Röhm-Putsch) liquidieren lässt, erfährt er bei seinem Besuch am 3. Juli von Hindenburg: „Das ist richtig so, ohne Blutvergießen geht es nicht.“ Und der Reichspräsident spricht Hermann Göring in einem Schreiben „zur Rettung des Reiches … mit kameradschaftlichen Grüßen … seinen tief empfundenen Dank und seine aufrichtige Anerkennung“ aus.
Ein Reichspräsident billigt den politischen Mord.
MYTHOS WILLENLOSER GREIS
Wolfram Pyta räumt in seiner Hindenburg-Biografie mit dem Mythos des willenlosen Greises als Spielball seiner Berater auf. Hindenburg war bis kurz vor seinem Tod im Vollbesitz seiner geistigen Kraft.
HINDENBURGPLATZ
Der Hindenburgplatz hat den Namen im Herbst 1933 von den Nazis erhalten. Mit seiner Lage „in unmittelbarer Nähe zum Adolf-Hitler-Platz brachte er so die Nähe Hindenburgs zu Hitler zum Ausdruck“ – zitiert aus der Erklärung des Stadtarchivs Bergisch Gladbach zur Ratsentscheidung 2013.
Dieses Erbe der Nazis sollten wir nicht erhalten.
4. STRASSENNAMEN
Die Historikerin Hedwig Richter (Professorin für Neue und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München) in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 28. Februar 2020:
„Hindenburg steht für eine antidemokratische Tradition.“
„Gesellschaften geben den Straßen Namen, um sich im Alltag damit zu umgeben, um den Kindern zu erzählen, das … ist die Person, nach der heißt die Straße, das ist die Tradition, auf die wir uns berufen“ … und
„Straßennamen sind etwas Positives und insofern liegt es nahe, dass wir uns überlegen, wie sinnvoll es ist, Straßen nach Menschen zu benennen, die für einen problematisch Teil der Geschichte stehen.“
5. DEUTSCHER PLATZ
Der Deutsche Platz hieß 1930 bei der Einweihung des Denkmals durch den Kriegerverein ‚Friedensplatz’. Bis 1933 – dann wurde er von den Nazis in ‚Adolf-Hitler-Platz’ umbenannt. Nach Kriegsende erhielt der Platz aber seinen alten Namen nicht zurück.
Angesichts der Niederlage und Kapitulation gaben die von den Besatzungsmächten als erste Verwaltung eingesetzten Deutschen dem Platz den Namen „Deutscher Platz’. Das dürfte angesichts der nationalen Katastrophe ein politisches Statement sein.
Mit diesem Denkmal wurde von der Bürgermeisterei Bensberg ‚ihrer’ 137 Gefallenen gedacht. Nicht aller Toten des 1. Weltkriegs.
Der Text der eingemauerten Urkunde und die Aussagen der Reden zeugen von großem Pathos („Heldenblut floss in Strömen…“). Sie gipfelten in der Aufforderung an die „nachfolgenden Geschlechter“ (also an uns), dieses als „ein Ansporn zur Nacheiferung“ zu sehen.
In den Beiträgen hat sich – so wie Sie suggerieren möchten – niemand über die Wertvorstellungen von damals „beifallheischend mokiert, moralisch entrüstet“ oder „sie lächerlich gemacht“. Die Texte der Urkunde und der Redner sind pathetisch und verlogen.
Wichtig ist für uns heute allerdings die Auseinandersetzung mit diesem „Zeitgeist“ zur historischen Einordnung. Deswegen braucht es die Tafeln oder Stelen mit erläuternden Texten neben dem Denkmal.
6. VORBILD
Mit unserem Wissen von heute können wir meines Erachtens den Generalfeldmarschall nicht als ein Vorbild ansehen und ihn mit einem Platz ehren. Wem sollte er als Vorbild dienen?
7. ERINNERUNG
In diesen Tagen wird das Städtische Museum Ludwig in Köln ein Aquarell des Künstlers Egon Schieles an die Erben eines jüdischen Sammlers zurückgeben: NS-Raubkunst. 75 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft. Hier wird deutlich, dass sich über unsere Generation hinaus wahrscheinlich auch die nächste mit diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte auseinandersetzen muss.
@Salute Herr Hansen,
bei diesem Thema kann man sich nur die tastentippenden Finger verbrennen, zumindest wenn das Herz nicht sofort und widerspruchslos für eine Umbenennung schlägt (und man den entsprechend abweichenden oder mindestens stolpernden Herzschlag auch noch hören oder sehen lässt).
An einem „Deutschen Platz“ nicht gehörig zu leiden oder den ollen Hindenburg nicht sofort zu tilgen, wo man ihn trifft – Da weiß man doch sofort alles!
Übrigens, apropos „Nebenthemen“:
Für mich ist es kein Nebenthema und schon gar nicht despektierlich, vor der Umbenennung zweier Plätze mindestens ein Meinungsbild der Anwohner oder auch überhaupt der Bensberger dazu einzuholen (es geht ja um zwei Plätze, die im Zuge einer hoffentlich erfreulichen Neugestaltung künftig im sozusagen erweiterten Bensberger Stadtzentrum liegen und dort zum Verweilen locken sollen).
Und, wie ich schon Herrn Schneider fortgesetzt vergeblich klarzumachen versuche: Eine absolut legitime Initiative mit einem eigenen Anliegen wird / sollte doch im eigensten Interesse versuchen, sich eines möglichst breiten Zuspruchs für ihr Anliegen zu versichern, um ihrerseits dem hier entscheidenden Stadtrat zu signalisieren: Schaut her, es gibt einen massiven Bürgerwillen, den Ihr Eurerseits berücksichtigen / dem Ihr Eurerseits entsprechen solltet!
So, und nun zum lustvollen „Gemetzel“ (dass man hier als vorgestriger Geschichtsklitterer oder Schlimmeres enden muss, sei in Kauf genommen) …
„Was ist deutsch am Deutschen Platz?“ – Nix, er liegt halt in einem Land, das auch so heißt. Ich hätte ja noch provokanter gefragt: „Was ist Ihnen lieber, ein friedlicher oder ein deutscher Platz …?“– Und schon: Räusper, Hüstel, Stotter, Sich Verhaspel … Die gnadenlose Demaskierung wäre komplett gewesen.
Überhaupt: Was ist „deutsch“ am Deutschen Platz, was überhaupt „deutsch“ und warum muss etwas überhaupt „deutsch“ sein, sind wir nicht alle … irgendwie und überhaupt … Und wehe, wer da noch zuckt oder gar verhalten guckt …
Davon abgesehen: An besagtem Platz haben Menschen vergangener Generationen ihren Kriegstoten ein Erinnerungsmal gesetzt, so, wie man sie in allen an jener „Urkatastrophe des 20.Jhds.“ beteiligten Ländern findet.
Klar, man kann sich heute über die Wertvorstellungen von damals beifallheischend mokieren, „moralisch“ entrüsten oder sie auch einfach lächerlich machen. Es gibt ja niemand „Originalen“ mehr, der sich und die Werte eben von damals verteidigen könnte. Kritisches Fragen, kritische Distanz aus dem – nota bene – geschenkten Privileg späterer Überschau
– Natürlich. Also Aufklärung, Einordnung, auch Mahnung, vor allem das Wecken von Interesse, das Lust-Machen auf Geschichte, die oft näher ist als es scheint, wer sollte dagegen etwas haben?
Und nun eben auch noch der olle Hindenburg, wer will denn für den ernsthaft in die Bütt´ …?!
Ein „Monarchist“ – Klar, der war ein Monarchist, ein Mann seiner Zeit, ein krachend konservativer Repräsentant des ancien regime …
Und ein „Militarist“ war er auch noch – Heute würde man sagen: Der Gutste war eben Berufsoffizier (wie Marechal Foch in Frankreich, Field Marshall Haig in Großbritannien, Generale Cadorna in Italien oder der Generaladjutant Paul von Rennenkampff in Rußland – Jaja, da fochten weiland bei Tanneberg tatsächlich zwei deutsche „Paule“ gegeneinander …) …
Vor allem ein „Antidemokrat“ – Da wird’s interessant, denn der deutsche „Paul“ wurde 1925 Reichspräsident (direkt vom Volk gewählt, in Nachfolge Friedrich Eberts, eines der großen Sozialdemokraten, der es mit anderen auf sich genommen hatte, das Chaos post ´18 zu bändigen und das Land vor dem totalen Absturz zu bewahren);
nach Eberts Tod riss man nun Hindenburg wieder, wie übrigens schon 1914, aus seinem Ruhestand, und der Mann stieg mit 77 noch einmal pflichtschuldig ins Geschirr; pflichtschuldig hieß hier auch:
Er hielt sich ohne Wenn und Aber an die Weimarer Verfassung und trug als mäßigend konservative Symbolfigur sicher zur gesellschaftlichen Stabilität während jener vielberufenen „Goldenen“ der „Zwanziger“ bei (ach wär´das doch gutgegangen, hätte sich konsolidiert, memento Stresemann, zu früh und zum falschen Zeitpunkt gestorben oder das – wieder sozialdemokratische – preussische Dreamteam Braun&Severing …etc.)
bis dann infolge des längst kafkaesken Börsenwahns (heute würde man sagen: des Finanzmarkt-Irrsinns) die angerührte Suppe schwarzfreitaglich überkochte, 1930 die letzte Weimarer GroKo am Streit über die exponentiell anwachsend sozialen Folgekosten des Flächendesasters platzte, einerseits die fatale Phase jener purzelnden Präsidialkabinette begann, andererseits die bis dahin quantitativ marginalen Politränder ihren rasanten Boom hinlegten und der eigentlich idyllenverliebte Otto Normalverbraucher verschreckt das nach vglw. ruhigen Jahren wieder auftanzende Chaos registrierte …
Tja, und der Hindenburg Paul, bei abnehmend körperlicher und geistiger Kraft ebenso gebannt auf den zunehmend radikaleren Straßenkarneval der Extreme, aus seiner Wahrnehmung einfach die überbordende „Unordnung“ starrend, zugleich und verhängnisvoll unter verschärften Dauerbeschuss einer ebenso machtbesessen intriganten wie untereinander eifesüchtelnden und auch noch unfassbar naiven Hofkamarilla geratend,
der Hindenburg Paul ließ sich zuschlechterletzt, weder begeistert noch beglückt, dann doch drängen, einen gewissen H. zum Reichskanzler zu ernennen (ebenso wie die Präsidialkabinette ein Webfehler der Weimarer Verfassung), hatte man ihm doch todsicher versichert, man werde diesen „böhmischen Korporal“, ja, man werde den schon „in die Ecke drängen, bis er quietscht“ … Der Rest ist todsichere Geschichte.
In dem Sinne ist Paul von Hindenburg zumindest für mich eine ebenso authentische wie letztlich tragische Figur, ein sozusagen personales Dokument real existierend deutscher Historie, das für ein großes Scheitern, einen großen Irrtum und als große Mahnung steht (natürlich auch für Wertvorstellungen einer anderen Zeit).
Man muss gewiss keine Plätze nach ihm benennen; aber man muss auch bestehende Benennungen nicht unbedingt allesamt säubern; man sollte sie, wo sie noch bestehen, zu einem das Nachforschen und Nachdenken stimulierenden Ort gestalten
– und wenn wer den / die Namen dennoch ändern will, es geht doch vor allem um Demokratie (…?!), spricht eigentlich nichts dagegen, zumindest die Anwohner, vielleicht auch überhaupt die Bensberger, in deren künftig erweitertem Stadtzentrum die beiden Plätze ja liegen, dazu zu befragen oder sich ein solides Placet dafür zu holen …
Bemerkenswert finde ich das Fehlen einer Auseinandersetzung zu den historischen Argumenten. Statt dessen endlose Erklärungen zu Nebenthemen.
Fragen, die mir wichtig sind:
1. Warum müssen wir einen Monarchisten, Militaristen und Gegner der Demokratie heute noch mit einem Platz ehren?
2. Warum müssen wir heute – über 90 Jahre nachdem die Nazis die Plätze nach ihren Vorstellungen benannt haben – dieses Erbe bewahren?
3. Warum können wir nicht zu dem ehemaligen Namen „Friedensplatz“ vor 1933 zurückkehren?
4. Was ist deutsch am Deutschen Platz?
Lieber Herr Ullmann,
bedurfte es wirklich so vieler Worte, die Auseinandersetzung mit meinen Argumenten zu umgehen. Ich sehe nicht, dass wir wirklich diskutieren, wenn sie so radikal darauf verzichten, auf mein Beispiel einzugehen und es ernst zu nehmen.
Ihre „Argumentation“ verfolgt zwei Ziele. Erstens versuchen sie die Befürworter einer Umbenennung klein zu reden und zweitens die Legitimation des Begehrens in Frage zu stellen. Formulierungen wie „von außen herangetragen“ (das Fremde und Feindliche kommt von außen?) oder „Wer schon die „richtige Haltung“ hat, braucht nicht unbedingt auch noch die Mehrheit“, zeigen das.
Es ist schon starker Tobak, dass sie ausgerechnet denen unterstellen, demokratische Entscheidungen nicht zu akzeptieren, die fragwürdige und undemokratische Erinnerungsstücke beseitigen wollen.
Noch ein Wort zu den von ihnen offenbar hochgeschätzten Unterschriftenlisten.
Ich habe in GL 15 Jahre Kommunalpolitik gemacht. Insbesondere in den 5 Jahren als Vorsitzender des Planungsausschusses habe ich viele Unterschriftenlisten entgegen genommen. Ich habe mich aber auch dafür interessiert, wie viele dieser Listen zustande kamen. Z.B. bei meinem Bäcker lagen sie öfter und die Kunden wurden um Unterzeichnung gebeten. Da spielte es keine Rolle, ob jemand auf seiner Pendlerstrecke (und es gab dort viele Pendler) für ein paar Brötchen angehalten hatte und zum ersten Mal mit dem Sachverhalt konfrontiert war oder ob es ein hochgradig Betroffener war. Heute werden solche Listen vor allem auch im Internet verbreitet. Man muss schon sehr genau hinschauen und es bedarf auch einer Portion kritischer Distanz zu dem auf diese Weise geäußerten Willen des Volkes.
Ich finde es wie gesagt schade, dass sie ihre Idee einer „barrierefrei intelligenten, im Denken offenen“ Auseinandersetzung nicht auf meine Argumente angewandt haben. Bemerkenswert ist, dass sie bei ihren sehr umfangreichen Stellungnahmen immer nur formal diskutieren. Ich habe keine Zeile gefunden über den merkwürdigen Vorgang der Umbenennung des Adolf-Hitler-Platzes oder zur fragwürdigen Rolle Hindenburgs als Steigbügelhalter Hitlers im Januar 1933.
In einem Punkt will ich ihnen noch zustimmen. Mir gefällt die Ideologisierung und der Dogmatismus bei der Diskussion bestimmter Themen auch nicht, allerdings ist mein Gesichtsfeld nicht nur auf die von ihnen schwerpunktmäßig beklagten „linksgrünen“ Themen bezogen, aber auch.
Lieber Herr Eschbach,
ich wundere mich darüber, dass sie es wohl für ehrenrührig halten, wenn man mit Diskussionsbeiträgen versucht, wenn sie gut sind stark, wenn sie weniger gut sind schwach zu beeinflussen. Versuchen sie mit ihren zahlreichen und mich häufig beeindruckenden Kommentaren genau das? Sie werden doch nicht allen Ernstes sagen, dass sie hier nur l’art pour l’art betreiben.
@Lieber Herr Schneider:
Wahrscheinlich geht´s jetzt sehenden Auges in ein gut präpariertes Minenfeld, aber weil wir gerade Karneval haben, mach´ ich ´mal mit (am Aschermittwoch ist ja eh´ alles vorbei) …
Doch Ernst beiseite – Sie bringen drei interessante Stichworte:
– „Partikularinteressen“
– „Basisdemokratie“ (ich sag´ ´mal „Bürgerbeteiligung“) und
– „das große Ganze“ (hier vermutlich im Lichte der „richtigen“ politischen Haltung).
Stichwort 1 – „Partikularinteressen“
Eine (zumindest vorerst) kleine Gruppe von Selbstberufenen und, sagen wir: „Aktivisten“ will die bisherigen Namen zweier Plätze in Bensberg umbenennen oder umbenannt wissen. Das partikulare Interesse einer (bis jetzt) Minorität. Legitim, aber nicht verpflichtend.
Zuständig für ein rechtswirksames Benennen, Neu- oder Umbenennen von Plätzen, Straßen etc. auf dem Gebiet Bergisch Gladbachs ist der hier gewählte Stadtrat.
Und klar, wenn sich entsprechende Mehrheiten im Stadtrat finden, kann der in seiner jeweiligen Legislatur sämtliche Straßen / Plätze neu- oder umbenennen so viel er will, auch ohne die Bürger noch einmal gesondert dazu zu befragen oder gar selber votieren zu lassen; das ist, vollkommen richtig, repräsentative Demokratie.
Ob ein solches Vorgehen allerdings in jedem Falle ratsam und im Sinne demokratischer Akzeptanz besonders schlau oder empfehlenswert wäre – Urteilen Sie selbst.
Stichwort 2 – „Basisdemokratie“ oder eben „Bürgerbeteiligung“
Letztere wird in den vergangenen Jahren, v.a. auf der kommunalen Ebene, vermehrt beschworen, gefordert und beteuert. M.E. zu Recht und eben im Sinne einer zeitgemäß bindenden, motivierenden, mobilisierenden Weiterentwicklung der Demokratie. Gerade da, wo sie ganz greifbar zuhause ist: Direkt vor der eigenen Tür.
Im Blick auf unseren casus delicti hätte die Bürgerbeteiligung jetzt zwei „Fahrtrichtungen“:
Zum einen will besagt (vorerst) kleine Gruppe eine Umbenennung der beiden Plätze erreichen. Dazu müsste der bzw. eine Mehrheit im Stadtrat diesem von außen herangetragenen Begehren einer Minderheit folgen und deren Forderung entsprechend umsetzen – Sozusagen „initiative Bürgerbeteiligung“.
Zum anderen stellt sich dann aber die Frage, was denn alle übrigen Bürger, mindestens die betroffenen Anwohner dazu meinen, dass der Stadtrat den von außen herangetragenen Wunsch einer beliebigen Minderheit ohne Weiteres umsetzt – Ohne „partizipative Bürgerbeteiligung“ (bzw. hier dann eine „Gegenprobe“, mindestens bei den Anwohnern).
Formell würde eine Umbenennung auf (bis jetzt) minoritäres Begehren hin, wie gesagt, kein Problem darstellen; eine entsprechende Mehrheit im Stadtrat kann (im Rahmen dessen Zuständigkeit) alles beschließen, wonach ihr ist; die Frage bliebe halt, ob es auch klug wäre;
bzw. ob sich eine potentielle Mehrheit im Stadtrat nicht vorher versichern sollte, dass der hier (bislang) durch eine kleine Minderheit von außen herangetragene Wunsch nach Umbenennung besagter Plätze in der zumal Bensberger Bürgerschaft, mindestens bei den betroffenen Anwohnern, überhaupt auf relevante Resonanz stieße bzw. von einer Mehrheit gar gewollt wäre.
Andernfalls könnte sich, wie Sie auch selber sagen, jede gut organisierte, propagandistisch versierte und lautstark agitierende Minderheit m.o.w. darauf verlassen, mit konzentriertem Druck ihr jeweiliges – da ist es wieder – Partikularinteresse durchzubringen (die dauernde Duldung durch eine schweigende Mehrheit natürlich vorausgesetzt).
Deshalb wäre es, vom ggf. späteren Verhalten des Stadtrates abgesehen, auch sinnvoll, dass jene (zumindest vorerst) kleine Gruppe aus Selbstberufenen und Aktivisten selber für entsprechend demokratisches „Eigengewicht“ sorgte
– Bspw. durch eine eben beeindruckend gefüllte Unterschriftenliste (wie es andere Initiativen mit mehr praktischen Anliegen, dafür ohne ideologischen „Generalanspruch“ auch immer wieder und in aufwendiger Fuß- / Handarbeit getan haben),
eine gut und gerne vierstellig summierte Unterschriftenliste, die hier einen mindestens relevanten, bestenfalls breiten, sagen wir: Bensberger Bürgerwillen nach Umbenennung dieser beiden Bensberger Plätze erkennen ließe (sofern ein solcher Bürgerwille denn überhaupt bestünde).
Stichwort 3 – Das „große Ganze“
Das scheint der drei Punkte heikelster, denn ich vermute oder fürchte, hier geht es um die „richtige“ politische Haltung (die ich wahrscheinlich nicht habe), in etwa nach der zugeschärften Formel:
Die eben „richtige Haltung“ schlägt im Falle auch einen („unrichtigen“) demokratischen Mehrheitswillen oder Wer schon die „richtige Haltung“ hat, braucht nicht unbedingt auch noch die Mehrheit …
Wieder direkt auf unseren casus delicti bezogen:
Selbst wenn also der Umbenennungswunsch für beide Plätze keine Mehrheit in der Bürgerschaft fände oder eine Mehrheit sogar dagegen wäre (bis jetzt wissen wir das ja nicht), müsste die Umbenennung trotzdem vollzogen werden – Weil sie eben Ausdruck der „richtigen Haltung“ im Sinne des „großen Ganzen“ sei …
Das wäre ein klassisch gefährlicher Ansatz, denn wer legt (im Falle auch ohne oder sogar gegen eine demokratisch zustande gekommene Mehrheit) fest, was die „richtige Haltung“ ist … Der „richtige Klassenstandpunkt“ … Die „richtige Gesinnung“ …?
Was mich selber betrifft, sehe ich die Gefahr im Besonderen hier nicht darin, dass ein Platz in einem Land namens Bundesrepublik Deutschland (weiterhin) „Deutscher Platz“ heißt;
schlimmer, ich sehe im Allgemeinen die einzige und größte Gefahr auch nicht (ausschließlich) „rechts“ (wobei da nicht selten eher zweckbezogen oder taktisch „gebrandet“ wird);
die größte Gefahr scheint mir eine zunehmende und schon bedenklich weit fortgeschrittene Ideologisierung, teils auch „Salafisierung“ (im Sinne radikal vertretener Glaubens-„Wahrheiten“) gerade auf vielen elementaren Politikfeldern:
Denn ob Migrations-, Klima-, jetzt auch Corona- oder die sog. „Identitäts“-Politik (mit deren nicht untypisch deutsch-paradoxer Abschattung wir´s auch in diesem „Namensstreit“ teils, kommt´s mir vor, zu tun haben)
– Barrierefrei intelligentes, im Denken offenes, kritisch hinterfragendes Auseinandersetzen weicht hoch emotionalisierten, „moralisch“ aufgeladenen und wieder ´mal weltanschaulich unbedingten Freund-Feind-Bestimmungen, je nachdem, ob man „dafür“ oder „dagegen“, ein „Gläubiger“ oder ein „Ketzer“ ist (von vermehrt inquisitorischen Zuckungen und dem immer lautstarker schleichenden Versuch der Etablierung sprachgedanklicher „Korsettpflichten“ nicht zu reden).
Da machs´te erst ´mal nix. Ungeachtet dessen meine ich (nur eine Meinung unter vielen, keine Verkündung „der Wahrheit“), eine Umbenennung beider Plätze braucht es nicht.
Ich würde mich nach deren hoffentlich sehr bald gefälliger Neugestaltung (einschließlich zu weiterem Wissen-Wollen anregender Infotafeln!) auch unter den bisherigen Namen dort wohlfühlen
– Aber ebenso einen unzweifelhaft mehrheitlichen (!) Bürgerwillen zu deren Umbenennung akzeptieren (wenn auch die Umbenennung persönlich weiterhin für verzichtbar halten).
@Lieber Herr Ullmann, Balsam auf oder für die Seele, insbesondere natürlich die Erinnerung an die hohe vierstellige Zahl der gesammelten Unterschriften, bevor es zu „Bensflach“ kam.
Wenn man liest, welche „Bilder des Kopfkinos“ herhalten müssen und welche Ausleuchtung mit wieviel unterschiedlichen Argumenten, guten und weniger guten in der Vergangenheit, den vergangenen Jahren und aktuell schon wieder passiert und ausgetauscht sind, dann kann man getrost und vertrauensvoll den geplanten Modifikationen der Erneuerung des Platzes, des Parks, des Spielplatzes und der jeweiligen Erläuterungen dazu entgegensehen. Die von der Verwaltung hier präsentierte Qualität war überzeugend.
Abgesehen davon findet sich die Legitimation zu diesem Vorgehen nachlesbar nach kontroverser Diskussion, wie auch schon zitiert, in den Entscheidungen unserer demokratisch gewählten Vertreter als Zeichen des Friedens.
Suggestive Formulierungen wie: „Seit Jahren gibt es zwar immer wieder Versuche von geschichtsbewussten Bürgern, über das hier sichtbare Erbe der Nazizeit zu diskutieren, aber in dieser Frage herrscht eine merkwürdige Zurückhaltung.“ oder „Wenn der Rat den Namen ‚Deutscher Platz’ aber unbedingt behalten möchte, weil er mit der Bezeichnung „deutsch“ die Verbrechen der Deutschen im 20. Jahrhundert, der unvorstellbare Kulturbruch und das Nazi-Regime dokumentieren will, muss man nicht zum ‚Friedensplatz’ zurückkehren.“ die sind in der heutigen Zeit nicht wirklich geeignet Mehrheiten zu überzeugen und zu gewinnen, sie lassen eher den ungeeigneten Versuch der starken Beeinflussung erkennen.
Lieber Herr Ullmann,
sie wollen also, dass sozusagen basisdemokratisch je Ortsteil oder Straßenzug entschieden werden soll, wie z.B die Straßen und Plätze heißen sollen. Jedenfalls extrahiere ich das als Kernaussage ihrer Ausführungen.
Ich will ihnen an einem Beispiel zeigen, wie problematisch und aus meiner Sicht indiskutabel das ist:
In Dortmund-Dorstfeld hat sich in den letzten Jahren ein Phänomen entwickelt, welches den Namen „Nazi-Kiez“ trägt. Dort bewohnen inzwischen fast flächendeckend die Hardcore-Nazis der Partei „Die Rechte“ mehrere Straßenzüge. Sie nennen diesen Stadtteil „Nazi-Kiez“ und haben „ihre“ Straßen mit etagenhohen Graffiti entsprechend markiert. Die Stadt Dortmund zeigt sich weitgehend hilflos.
Kommen wir nun zum Thema Straßennamen. Ich bin sicher, dass der heimliche „Führer“ der Nazis SS-Sigi über das Ratsmitglied Michael Brück Namensänderungen beantragt hätte, wenn auch nur die geringste Chance bestünde, das durchzusetzen.
Bei dem von ihnen favorisierten Modell hätten diese Leute längst erreicht, dass ihre Straßen einschlägige Namen trügen. Welche Straßennamen das wären, mag sich jeder selbst ausdenken.
Meine Vorstellung geht dahin, dass in einer repräsentativen Demokratie Entscheidungen immer auch das Ganze im Auge haben müssen und sich nicht auf Partikularinteressen beschränken dürfen.
@Lieber Herr Schneider: „Selbstgefälligkeit“ …??!! Da spricht aber auch nicht gerade der Laie …
Und was genau sollen „masculine Kommunikationsmerkmale“ sein …?
Aber oh weh‘, lassen wir diese Büchse besser verschlossen …
Stichwort also „Diskussionskultur“:
Das bzw. die heißt eben auch mit anderen Meinungen rechnen. Sie teilen meine nicht, ich nicht Ihre, so what. Im Unterschied zu Ihnen halte ich allerdings meine Meinung nicht für die Wahrheit „an sich“ …
Und, gerade vor dem Hintergrund nochmal zur eigentlichen Sache:
Die von Einigen derzeit gewollte Umbenennung des Platzes / der Plätze sollte sich als legitimer Vorschlag einer Mehrheitsentscheidung stellen.
Erster Schritt von Seiten der hier offenbar zur Aktion Entschlossenen könnte z.B. eine stattlich gefüllte Unterschriftenliste sein, die einen entsprechend vehementen Bürgerwillen zur Umbenennung dokumentierte (und da sollte schon eine vierstellige Zahl herauskommen).
Erinnert sei hier in ganz anderem Zusammenhang an die eindrucksvolle Meinungskundgabe zur Neugestaltung der Bensberger Innenstadt vom Sommer verg. Jahres (leider blieb die vergeblich, und dass eine schiefe Ebene tatsächlich schief ist, musste erst deren bauliche Ausführung praktisch erweisen …).
Denn am Ende kommt es bei öffentlichen Belangen im Allgemeinen oder hier der Umbenennungsfrage im Besonderen weder auf meine Meinung noch Ihre „Wahrheit“ an, Herr Schneider, sondern auf die freie Mehrheitsentscheidung oder Meinungskundgabe der jeweils Betroffenen (könnte man hier sagen in erster Linie der Anwohner, in zweiter der Bensberger?) zugunsten der einen oder anderen Option.
Sollte eine solche Meinungskundgabe oder „Vorentscheidung” mehrheitlich oder mindestens relevant (ich würde eben sagen stattlich vierstellig) zugunsten einer Umbenennung ausfallen, hätte der Stadtrat einen tragfähigen Impuls, darüber zu entscheiden.
Lieber Herr (ich vermute mal aufgrund von Kommunikationsmerkmalen ein Masculinum) Ullmann,
ich habe ihnen natürlich keine Ratschläge zu erteilen, würde mir aber von ihrer Seite im Interesse einer grundsätzlichen Diskussionskultur etwas weniger Selbstgefälligkeit wünschen. Vorausgesetzt sie sind ernsthaft an einem Gedankenaustausch interessiert.
@Herr Schneider: Schön, Sie gesund und munter -!- auf dem (leider) üblichen Kriegspfad zu wissen.
Der Rest sei geschenkt, denn wer in seiner Wahrheit lebt, bleibt sich wohl selbst genug …
Davon abgesehen gibt es, Stand jetzt, für eine Umbenennung durch den dafür zuständigen Stadtrat keinen Grund – Mangels, soweit ich sehe, entsprechend mehrheitlichem Bürgerwillen.
Das mag sich nach einschlägigen Anstrengungen im Zuge dieser für Einige offenbar zentralen Frage ändern. Dann könnte der Stadtrat sich einen solch mehrheitlich artikulierten Bürgerwillen zu eigen machen und zur Wiedertaufe schreiten.
Persönlich halte ich das als entlarvt „Geschichtsunbewusster“ für problemfrei verzichtbar;
weder der „Hindenburg“- und schon gar nicht der „Deutsche Platz“ bringen mich „um den Schlaf“;
aber auch – oder jedenfalls – meine Auffassung ist nur eine beliebige Einzelmeinung (das Pachten „der Wahrheit” blieb mir bis jetzt zu teuer).
Politisch bzw. demokratisch käme es einfach darauf an, ob eine Mehrheit der Anwohner / der Bensberger Bürger eine Umbenennung der beiden Plätze oder Platzräume für wesentlich hielte und überhaupt wollte.
Eine solche Mehrheit müssten also die „Platzrebellen“ in demokratischem Werben für ihre, so scheint mir, (noch) Minderheitsposition zustande bringen, dann hätte man sich am Ende, unbeschadet der eigenen Auffassung dazu, dem entsprechenden Votum zu beugen.
Das gilt natürlich umgekehrt genauso, sprich wenn sich eben keine tragende Mehrheit für eine Umbenennung findet …
Unabhängig davon hoffe ich vor allem, dass die gestalterische Erschließung und aufenthaltsqualitative Steigerung des Platzraumes zeitnah gelingt und man sich, gern auch unter bisheriger Benennung, bald auf einen angenehmem (und qua besagter Infotafeln zum freien Nachdenken anregenden) Ort für gelegentliches Verweilen ggf. schon im kommenden Sommer freuen kann.
@ Alexa
@ Jörg Petermann
Ob sich jemand für die deutsche Vergangenheit schämt, ist eine persönliche Haltung. Meine Sozialisation hat dazu geführt, dass ich als Jugendlicher von den entsetzlichen Verbrechen im Namen Deutschlands erfuhr und mich seitdem schäme.
Was den Deutschen Platz angeht: Worte und Namen stehen immer in einem Zusammenhang. Unschuldige Worte können zu furchtbaren Worten werden, wenn sie in einem entsprechenden Zusammenhang stehen. Ich habe versucht darzustellen, unter welchen Umständen dieser Platz benannt wurde, nämlich vermutlich von Leuten, die nicht bereit waren, die Verantwortung für die Taten Deutschlands zu übernehmen, sondern diese Periode als kleinen Betriebsunfall (Vogelschiss) der glorreichen 1000jährigen deutschen Geschichte sahen.
Da es glücklicherweise politische Kräfte gab, die gegen den erheblichen Widerstand bestimmter Kreise die demokratische Entwicklung und die Aussöhnung mit den ehemaligen Feinden zustande brachten, gebe ich ihnen recht Alexa: Es ist nicht alles negativ, was deutsch ist. Leider aber auch nicht alles gut.
Sehr geehrter Herr Schneider
Was ist an dem Namen “Deutscher Platz” so verwerflich?!
Muss ich mich mit meinen 38 Jahren schämen in Deutschland zu wohnen und deutsch zu sein? Ich distanziere mich stark von der Zeit im Dritten Reich, jedoch muss ich mich nicht ständig “schuldig” fühlen.
Alles was deutsch ist, ist nicht automatisch negativ.
Lieber Herr Schneider,
die historischen Zusammenhänge sind mir als Anwohner wohlvertraut.
Einen dringenden Handlungsbedarf der Namensänderung kann ich gleichwohl weder erkennen noch nachvollziehen.
Der Begriff „Deutsch“ ist für mich – jedenfalls heute – kein Synonym des Bösen.
Andere Meinungen akzeptiere ich dennoch gerne.
Gerne können sich die Autoren auch mit der Deutschen Bank, dem Deutschen Fußball Bund oder ähnlichen Einrichtungen in Verbindung setzten und eine Namensänderung anregen.
Sehr geehrter Herr Schreiner,
ich nehme ihnen nicht ab, dass sie nicht gemerkt haben, dass wir uns mit den Themen Hindenburg und Deutscher Platz auch mitten im Thema Drittes Reich befinden. Insofern ist ihre Nazikeule nichts Anderes als ein billiger Versuch, eine ihnen missfallende Meinung abzuwerten.
Interessant ist ihr Argument, dass Frieden und Demokratie in dem Zusammenhang „nichtssagende Dinge“ sind.
In diesem Sinne und mit „deutlich höherem Intellekt“ ein Wort des guten Hindenburg: „Der Krieg bekommt mir wie eine Badekur.“
Herr Petermann, diese Frage kann ich ihnen aus meiner Sicht beantworten.
Ursprünglich hieß der Platz „Friedensplatz“. Dann wurde er zum „Adolf-Hitler-Platz“ und dann, unmittelbar nach dem Krieg „Deutscher Platz“. Das geschah zu einem Zeitpunkt, in dem „deutsch“ ein Synonym für kaltes und bürokratisches Morden und blutige Überfälle auf Nachbarstaaten war.
Sich in dieser historischen Situation für den Namen „Deutscher Platz“ und gegen den „Friedensplatz“ zu entscheiden, ist für mich ein Beleg dafür, dass das wesentliche Motiv Leugnung und/oder Verdrängung der deutschen Verantwortung war. Grund genug, dies heute zu revidieren.
@Schneider:
Na, mal wieder mit der Nazi-Keule unterwegs?
„Ich finde es beschämend, wie diese Diskussion teilweise geführt wird. Sie ist ein Beleg dafür, wie weit die Geschichtsvergessenheit Gaulands und seiner Gefolgsleute in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist.“
Geschichtsvergessen scheinen mir die Kommentatoren nicht, da sie ja eben den Erhalt sowie die geschichtliche Auseinandersetzung fordern. Dies zeugt von deutlich höherem Intellekt als alles in nichtssagende „Friedens-„, „Demokratie-“ etc. Dinge umzubenennen.
Dadurch löst sich doch das Problem nicht, nur weil ein Wort weg ist.
Eben dann geraten diese Taten nämlich in Vergessenheit.
Liebes in-Gl Team,
mir ist völlig unverständlich warum man dieses Thema von Seiten Ihrer Redaktion immer wieder aufgreift. Wenigen Stimmen wird hier in sehr regelmäßigen Abständen ein umfassendes Forum gegeben.
Gibt es denn keine größeren Probleme in unserer Stadt?
Das man sich mit der NS-Vergangenheit – auch in unserer Stadt – sehr kritisch auseinandersetzen muss, steht außer Frage, aber Namensänderungen sind hier sicherlich nicht der richtige Weg.
Sobald wir sämtliche Denkmäler und Namen aus der Geschichte tilgen, verlieren wir die Möglichkeit der Auseinandersetzung.
Ich denke, das der von der Stadtverwaltung angedachte Weg der Aufklärung und Kommentierung, im Rahmen des Sanierung des Hindenburgplatzes und Deutschen-Platzes, sicher richtig ist.
Mit Blick auf die Autoren frage ich mich, was an dem Begriff Deutscher Platz verwerflich sein soll? Ist die Bezeichnung “Deutscher” so negativ belegt, dass es hier einer Namensänderung bedarf?
Obgleich dies für manchen Autoren offenbar zutreffen mag, so glaube ich nicht, dass dies für die Majorität der Anwohner und Bürger dieser Stadt gilt.
Da das Thema von den Anwohnern und auch der Stadtverwaltung bereits umfassend behandelt wurde, würde ich es sehr begrüßen, wenn man sich nunmehr verstärkt anderen redaktionellen Themen widmen würde.
Sehr geehrter Herr Petermann, wir geben nicht „wenigen Stimmen“ ein Forum, sondern allen Initiativen, Vereinen, Parteien und Einrichtungen der Stadt. Wenn Sie ein solches haben, egal ob es sich um ein größeres oder ein kleineres handelt, können Sie sich gerne an uns wenden. Um welche Themen sich die Redaktion selbst – stärker oder weniger stark – widmet, entscheidet die Redaktion.
HG Ullmann,
es scheint, als würden sie alle „Zeitgeiste“ als gleichwertig hinstellen, vor allem aber bestreiten sie das Recht des heutigen „Zeitgeistes“ sich als richtiger zu begreifen im Vergleich zu den problematischen Phasen unserer Geschichte. Damit relativieren und verharmlosen sie diese Perioden.
„Das Monument aber bleibt Ausdruck der damaligen Menschen (zumindest mehrheitlicher) Haltung. Die lässt sich dann aus heute gegenwärtiger Sicht kritisch kommentieren und / oder zur je eigenen Beurteilung stellen“, schreiben sie. Mit dieser Argumentation können sie auch einen „Adolf-Hitler-Platz“ und „Führer“-Denkmale begründen.
Es kann nach den von Herrn Hansen vorgelegten Informationen keinen Zweifel daran geben, in welchem Geiste die Errichtung dieses Ehrenmals wie auch die Benennung der Plätze erfolgt sind.
Ich finde es beschämend, wie diese Diskussion teilweise geführt wird. Sie ist ein Beleg dafür, wie weit die Geschichtsvergessenheit Gaulands und seiner Gefolgsleute in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist.
Mal abgesehen vom „Namensstreit” in kleinstem Kreis …
Historische Dokumente, Zeugnisse, Monumente sind im Wesentlichen das, was die attributive Bezeichnung sagt, nämlich – historisch.
Heißt sie entstammen einem (Zeit)Geist eben vergangener Zeiten und drücken mindestens den mehrheitlichen solchen authentisch aus.
Zeiten und Zeitgeist ändern sich, einen „endgültigen Endzustand“ gibt es nicht, zumindest nicht, solange Geschichte stattfindet.
Zu allen Zeiten gab und gibt es allerdings die Neigung, den eben je gegenwärtigen Geist (oder einen der gegenwärtigen „Geister“) für den absoluten, einzigen, wahren und richtigen zu halten.
In diesem Anspruch unterscheiden sich übrigens vergangene Ideologien nicht von gegenwärtigen.
Soweit noch vorhanden, lassen sich nun die gesammelt vergangenen „Zeitgeister“ dann an der Galerie von Dokumenten, Zeugnissen, Monumenten etc. ablesen (eines Tages wird das auch für die zeitgeistlichen Spuren unserer Gegenwart gelten).
Das hier nun gegenständliche „monumentum delicti“ drückt eben den seinerzeitigen Zeitgeist aus. Darüber mag man sich nun mokieren oder echauffieren und kann sich auch selber aus heutiger Sicht davon distanzieren, klar.
Das Monument aber bleibt Ausdruck der damaligen Menschen (zumindest mehrheitlicher) Haltung. Die lässt sich dann aus heute gegenwärtiger Sicht kritisch kommentieren und / oder zur je eigenen Beurteilung stellen.
Das macht gerade solche Orte interessant und anregend, wenn man sie ansonsten in ihrer Authentizität erhält.
Ergänzung
Auf der 1930 errichteten Säule heißt es in Stein gemeißelt:
BENSBERG
SEINEN IM WELTKRIEGE 1914/1918
GEFALLENEN
In den Reden zur Einweihung und auf der im Sockel eingemauerten Urkunde wird der 137 Gefallenen aus Bensberg gedacht, nicht der 20 Millionen Opfer des Ersten Weltkriegs, wie Herr Grobolschek in seinem Kommentar behauptet. Im Detail:
„ … für die im letzten Kriege Gefallenen der gesamten Bürgermeisterei Bensberg …“ (aus der Begründung des Krieger-Vereins Bensberg 1924)
Auf der Urkunde heißt es unter anderem: „ … Möge das Ehrenmal den nachfolgenden Geschlechtern“ (damit sind wir gemeint) „eine Erinnerung an die Großtaten ihrer Vorfahren und ein Ansporn zur Nacheiferung sein …“
Aus der Rede zur Einweihung durch Oberregierungsrat Dr. Feist am 5. Oktober 1930 unter anderem: „… Heldenblut ist in Strömen geflossen, es sank der Jugend schönste Zier! 137 Männer sind aus Bensberg fürs Vaterland gefallen …“. Diese Zitate sind alle nachzulesen in: Julia Höchel, „Das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Deutschen Platz in Bensberg“, in „Ehrenmal und Ärgernis“, Band 4, Beiträge zur Geschichte der Stadt Bergisch Gladbach, Archiv der Stadt.
Kurt Kluxen schreibt in „Geschichte von Bensberg“, Paderborn 1976:
„Die Festakte zur … Denkmalsweihe 1930 schlossen an die wilhelminischen Traditionsfeiern an.“ Zwölf Jahre nach dem Ende der Monarchie. Soviel zum „Zeitgeist“.
In keinem Beitrag (Müller, Hansen) ist die Rede davon, dass nicht der deutschen Opfer der Kriege gedacht werden soll. Ein Zeichen des Friedens sollte alle (alle!) Opfer der furchtbaren Kriege und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (an denen wir Deutschen maßgeblich beteiligt waren) einschließen.
Eine generelle Bitte:
Kontroverse Diskussionen gehören zu einer lebendigen Demokratie. Aber vor dem Schreiben eines Kommentars sollten die zu kommentierenden Texte sorgfältig(!) gelesen werden. Eine bessere Kenntnis des Hintergrundes kann bei der intellektuellen Qualität des Kommentars helfen. Unterstellungen und Behauptungen sind kaum der Sache dienlich.
@TMS:
Auf der einen Seite sagen sie, dass es keine Belege dafür gibt.
„Es wird davon gesprochen, dass die Bürgerinnen und Bürger eine Umbenennung nicht wünschen, ohne für diese Annahme Belege vorzulegen.“
und meinen dann gleichzeitig, dass es keine große Mehrheit gibt, weil 20-30 Gewählte so gestimmt haben?
„Die andere Hälfte des Stadtrats hatte für eine Umbenennung gestimmt, was deutlich macht, dass es in dieser Stadt nicht eine große Mehrheit für die Beibehaltung des alten Namens gab oder gibt, denn diese Kräfteverhältnis haben sich deutlich verändert.“
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass dies Thema während der Wahlen war oder in irgendeinem Wahlprogramm steht. Also anhand der Wahlergebnisse auf diese Schlüsse zu kommen schaffen auch nur sie. Weil es Ihnen wohl gerade so passt.
Und wir erhalten gerne Beispiele für Namensänderungen. Wikipedia sagt ja aktuell etwas anderes.
Guten Morgen,
Deutscher Platz und Hindenburgplatz ( inklusive der kleinen Lindenallee ) verdienen es optisch aufpoliert zu werden und mehr zur Geltung zu kommen. So würde daraus ein Ort zum Verweilen und Durchatmen. Oder auch nur für den kleinen Spaziergang zwischendurch.
Wie die Kommentatoren richtig erkennen geht es den Bürgern in erster Linie um die Aufwertung des Platzes und der Umgebung.
Und, Herr Hansen, warum den Deutschen Platz umbenennen und Hindenburg komplett streichen? Sie hätten auch Deutschen- und Friedensplatz vorschlagen können ;)
Aber keine Sorge, wenn die kleine Gruppe Aktivisten (Unwort des Jahrzehnts) hier nicht durchkommt, gibt es genug andere Spielplätze
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Hindenburgstra%C3%9Fen
(Dort kann man auch sehen, wann die letzte Hindenburgstraße umbenannt wurde. Scheint kein aktuelles Problem in DE zu sein)
@Klaus Hansen,
Danke, dass sie darauf hinweisen, dass der Stadtrat erst 2013 mit großer Mehrheit beschlossen hatte Hindenburg die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Bis zum Antrag von DIE LINKE. war dieser nämlich noch als „Ehrenbürger“ der Stadt verzeichnet. Im gleichen Antrag hatte DIE LINKE. aber neben der Aberkennung der Ehrenbürgerschaft vorgeschlagen den Hindenburgplatz konkret in „Friedensplatz“ umzubenennen.
Obwohl die gleiche Begründung vorlag, hatten CDU, FDP und Freie Wähler eine Umbenennung mit Mehrheit abgelehnt. Die andere Hälfte des Stadtrats hatte für eine Umbenennung gestimmt, was deutlich macht, dass es in dieser Stadt nicht eine große Mehrheit für die Beibehaltung des alten Namens gab oder gibt, denn diese Kräfteverhältnis haben sich deutlich verändert. Und auch die Aktion der „jungen Initiative“ zeigt, dass junge Menschen den Namen „Hindenburg“ als Vorbild ablehnen.
Die Menschen in Bergisch Gladbach und Bensberg sind weltoffen und sie orientieren sich an der Zukunft. Wir haben uns mit unserer Geschichte auseinandergesetzt und mit Krieg und Faschismus gebrochen. Dazu gehört aber auch, dass wir aufhören diejenigen mit Platznamen ehren, die für diese dunkelste Zeit der deutschen Geschichte verantwortlich sind. Hindenburg gehört ohne Zweifel zu diesen Personen, die den Weg für einen verheerenden Krieg, Faschismus und die Shoa geebnet haben. Eine solche Ehrung für einen Militaristen und Antidemokrat ist in einem friedlichen und demokratischen Land völlig unangebracht und setzt die falschen Signale.
Es wird davon gesprochen, dass die Bürgerinnen und Bürger eine Umbenennung nicht wünschen, ohne für diese Annahme Belege vorzulegen. In anderen Städten war es nämlich ganz anders und bisher wurden viele Hindenburgplätze und Straßen im Einvernehmen mit der Stadtgesellschaft und der Anwohner umbenannt. Der Hinweis, dass man die dort lebenden Menschen nicht belasten will, greift zu kurz, denn auch über die nächsten Jahrzehnte wird die Post an den Hindenburgplatz 1 ausgeliefert werden können. Tatsächlich reden wir über ein einziges Haus und eine einzige Hausnummer.
Ein Kompromiss mit den Anwohnern wäre, dass man im städtischen Kataster den Namen „Hindenburgplatz“ für 15 Jahre weiterhin im Hintergrund führt, um technische Probleme zu verhindern und eben die Postzustellung abzusichern.
Wichtig ist aber die Wahrnehmung auf dem Schild und dort sollte kein Name verwendet, der für Militarismus und gegen die Demokratie steht. Warum kehren wir nicht zu dem alten Namen und der Geschichte des Platzes vor den Nationalsozialisten zurück und nennen ihn wieder „Friedensplatz“. Oder wir schauen in die Zukunft und machen aus dem Platz einen „Platz der Demokratie“.
Quellen:
Hier der Ergänzungsantrag für die Namen des Hindenburgplatzes von 2013 im Ratsinformationssystem Bergisch Gladbach: https://mandatsinfo.bergischgladbach.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=10361
Der Originalantrag 2013 zum Entzug der Ehrenbürgerschaft und Umbenennung des „Hindenburgplatz“ ist interessanterweise aus dem Ratsinformationssystem der Stadt verschwunden. Hier aus unserem Archiv der Originalantrag: https://www.dielinke-rbk.de/fileadmin/kvrheinberg/DOCS/antraege/Antrag-Ehrenbuergerschaft_entziehen-Hindenburgplatz-umbenennen-14022013.pdf
Ein Vorschlag für eine friedliche Lösung? Aber mit dem gleichen Resultat wie in den vorherigen Artikeln? Sie scheinen ja nicht müde zu werden, das Thema solange am köcheln zu halten, bis Sie ihre politische Agenda durchbekommen haben.
Was stört Sie eigentlich an der Bezeichnung Deutscher Platz? Müssen wir uns in Ihrem Weltbild schon dafür schämen einen Platz nach uns Deutschen zu benennen?
Das Denkmal ist auch für die Millionen deutscher Kriegstoten ein Mahnmal und Erinnerung zugleich. Es gab nicht nur millionenfaches Leid auf der gegnerischen Seite, auch die Deutschen Soldaten sind Opfer dieses Krieges gewesen!
Das Denkmal ist ein Symbol des damaligen Zeitgeistes und steht zurecht unter Denkmalschutz. Des Weiteren heißt der Platz seit 70 Jahren Deutscher Platz, irgendwann muss es auch mal gut sein mit der Umbenennung je nach politischer Gesinnung.
Im Zuge der Neugestaltung des Platzes werden Hinweistafeln auf den Historischen Kontext hinweisen und das Denkmal und die Platznamen ins rechte Licht rücken. Das ist ein Vorschlag für eine friedliche Lösung!
Friedliche Lösungsversuche sind stets löblich.
Aber gibt es hier denn einen Lösungsbedarf bzw. überhaupt einen relevanten Konflikt, sprich:
Gibt es eine Mehrheit Bensberger Bürger bzw. betroffener Anwohner, die unbedingt besagten Platznamen ändern wollen, aber ignoriert werden?
Gibt es im Stadtrat erbitterte Auseinandersetzungen zwischen zwei in etwa gleichstarken Lagern Pro- und Contra-Umbenennung?
Gibt es ein breites Interesse in der Bürgerschaft für dieses Thema oder wird der bestehende Name von wenigstens weiten Teilen der Bürgerschaft als Problem gesehen?
Mir scheint (ich mag mich irren) nicht.
Davon abgesehen obliegt das Benennen oder Umbenennen von Namen im öffentlichen Raum auch nicht „geschichtsbewussten Aktionsgruppen” dieser oder jener Couleur, sondern letztlich der Mehrheitsentscheidung des zuständigen Repräsentationsgremiums, also hier: Des Stadtrates.
Und eine solche Mehrheitsentscheidung sollte dann den entsprechend mehrheitlichen Bürgerwillen abbilden.
Sollte seinerseits ein solch mehrheitlicher Bürgerwille bestehen, wird / würde er sich wohl in einer breiten Bewegung Ausdruck verschaffen
Bisher scheint eben das aber nicht der Fall (und kann auch nicht durch lautstarke Einzelpositionen ersetzt werden).
Insofern gibt es (noch) keinen Grund für den Stadtrat, sich mit einer Namensänderung zu befassen.
Schön wäre, wenn es endlich zu einer „anlockend“ besucher- / „benutzerfreundlichen“ Gestaltung des Platzes als einer der künftig lebendigen Aufenthalts- / Begegnungsräume in Bensberg käme (inkl. besagter Hinweis- / Infotafeln zwecks Wissensanregung).