Unter hohem Druck arbeitet die Stadtverwaltung daran, mehr Plätze in der OGS zu schaffen, die Schulen zu sanieren und ihre Digitalisierung voranzutreiben. Dabei gibt es einige Fortschritte, aber auch neue Probleme. Der größte Engpass besteht in der Verwaltung selbst.
Die Sitzung des Ausschusses für Schule und Gebäudewirtschaft am Mittwochabend wurde zu einer Bestandsaufnahme: Wo steht Bergisch Gladbach beim Versuch, die Familien mit Betreuungsplätzen, wohnortnahen Schulen und angemessener Digitalisierung zu versorgen? Dabei zeigte sich, dass die Verwaltung viele Projekte mit Hochdruck voran treibt, aber immer wieder an die eigenen personellen Grenzen stößt. Bei den Planungen, ebenso wie bei der Umsetzung.
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Weiterführende Schulen
Die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr, berichtete Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg, zeigten keine Auffälligkeiten. Dass die frisch sanierten Otto-Hahn-Schulen einen Ansturm erlebten und das NCG mitten im Umbau weniger nachgefragt werde sei keine Überraschung.
Nach einer internen Umverteilung der Schulen seien auch die von der Wunschschule abgelehnten Schüler:innen (OGH 35, OHR 23, IGP 43) gut versorgt worden.
Insgesamt 1176 Schüler:innen starten 2021/22 neu an den weiterführenden Schulen, darunter 49 mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf (wovon nur zwei ein Gymnasium besuchen werden).

Digitalisierung
Die Aufrüstung der digitalen Infrastruktur in den Schulen komme allmählich in Gang, berichtete die für den Hochbau zuständige Fachbereichsleiterin Ruth Schlephack-Müller. Derzeit liefe das Antragsverfahren für die Schulen im Kleefeld, hier sei bis Ende 2022 mit einer Umsetzung zu rechnen. Es folgten AMG, Johannes-Gutenberg-Realschule, Nelson-Mandela-Gesamtschule und das Gymnasium Herkenrath bis zu den Sommerferien 2023. Die Otto-Hahn-Schulen und das NCG würden in einem anderen Verfahren aufgerüstet.
Beim Breitbandanschluss bewege sich die Telekom inzwischen deutlich schneller, ergänzte der Beigeordnete Thore Eggert. In etwa vier Wochen solle klarer werden, welche Schule wann angeschlossen werde, Ende August sollten die Baumaßnahmen starten, bis Ende des Jahres die ersten Schulen am Netz sein.
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Die Ausstattung mit digitalen Endgeräten sei ebenfalls endlich in Gang gekommen, sagt Rockenberg. Nachdem 1712 Tablets für bedürftige Schüler:innen angekommen waren seien jetzt – neun Monaten nach Antragstellung – auch die 1145 Geräte für Lehrer:innen geliefert worden.
Das sei schön, sagt Rockenberg, mache der Verwaltung aber auch sehr viel Arbeit. Für die technische Betreuung der Geräte hatte der Stadtrat zwar sieben neue Stellen bewilligt, eingestellt worden sei bislang aber nur eine Person.

Offener Ganztag (OGS)
Knapp 3000 Plätze im Offenen Ganztag gibt es derzeit in Bergisch Gladbach, im kommenden Schuljahr sollen es 3100 werden. Damit steigt die Quote der versorgten Kinder von knapp 75 auf 76,5 an – reicht aber immer noch nicht aus, um den weiter steigenden Bedarf zu decken.
Dennoch bietet Bergisch Gladbach im Vergleich mit anderen Städten eine relativ gute Versorgungsquote, sagte der zuständige Beigeordnete Ragnar Migenda; er sei zuversichtlich, dass die Stadt bis 2026 eine Vollversorgung erreichen können – wenn es voraussichtlich einen Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz gibt.
Thomas Klein, früher für die Linke, jetzt für die Bürgerpartei GL im Stadtrat, erneuerte seine alljährliche Kritik, der Stadtrat und speziell die SPD würden seit vielen Jahren nicht genug tun, um mehr OGS-Plätze zu schaffen. Ein Vorwurf, der von SPD, Grünen und FDP deutlich zurückgewiesen wurde: da es sich um eine freiwillige Leistung gehandelt hatte habe die Stadt im Haushaltssicherungsgesetz nicht investieren können.
In den vergangenen Jahr ist die OGS an allen Ecken ausgebaut worden, in den vergangenen fünf Jahren waren 400 Plätze hinzugekommen. Weitere Projekte laufen, so sollen in Katterbach Container aufgestellt werden.
In Schildgen hat die Stadt das Grundstück einer ehemaligen Druckerei gekauft, um dort einen Anbau zur Erweiterung der Concordia Schule zu schaffen. Allerdings gebe es hier neue Hürden, berichtete Fachbereichsleiterin Schlephack-Müller. Neue Vergaberegeln sehen vor, dass die Stadt die Trägerschaft der Einrichtung in einem aufwendigen Verfahren ausschreiben muss.

Schulausbau – und Sanierung
In Kippekausen wird die GGS durch einen Containerbau um zwei Klassen erweitert, der Maßnahmebeschluss wurde einstimmig getroffen. Die neuen Räume sollen möglichst schon nach den Herbstferien zur Verfügung stehen.
Hier hatten sich die ohnehin bestehenden Raumprobleme noch einmal verschärft, weil viele Schüler:innen aufgrund der Corona-Pandemie ein weiteres Jahr in ihren Jahrgängen verbleiben. Ein Effekt, der wahrscheinlich auch die anderen Grundschulen belasten wird.
In einer ganzen Reihe von Schulen laufen Sanierungen und Ausbauten, hier las Schlephack-Müller eine lange Liste von Projekten vor. Die wichtigsten in Stichworten:
- Der Abschluss der Arbeiten an den eigentlich Fertiggestellten Otto-Hahn-Schulen zieht sich noch eine Weile, hier geht es vor allem um Mängelbeseitigungen, in einigen Fällen müsse die Verantwortung rechtlich geklärt werden. Die zusätzlichen Arbeiten am alten Werktrakt verzögerten sich.
- Am NCG ist der alte Nordtrakt abgerissen worden; der Neubau wurde begonnen, weitere Ausschreibungen laufen.
- Die lagen geplante Erweiterung des Schulzentrums Kleefeld wird vorbereitet, die Bauzeit wird nun mit 2022 / 2023 angegeben.
Eine vollständige Liste der Projekte gibt die Verwaltung zu Protokoll, in Zukunft soll die Liste mit den Sitzungsunterlagen vorgelegt werden.
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G9-Ausbau
Die FDP hatte beantragt zu prüfen, ob beim laufenden Umbau des NCG nicht auch gleich die zusätzlichen Räume für die Rückkehr zu G9 mit gebaut werden können. Ein Anliegen, dass der stellvertretende Schulleiter Jörg Schmitter nachdrücklich unterstützte: die Schulgemeinschaft sei stark und halte viel aus, aber die Aussicht, nach Abschluss des Umbaus in die nächste Baustelle zu müssen, sei wenig erfreulich.
Daran führt jedoch kein Weg vorbei, erläuterte die Verwaltung. Sollten die Pläne jetzt erweitert werden würde das viele bereits erfolgte Ausschreibungen aus dem Gleis werfen und den Zeitplan sprengen. Daher empfiehlt die Verwaltung, im kommenden Jahr, wenn auch wieder die personellen Kapazitäten dafür da sind, mit den Planungen für G9 zu beginnen – und das als eigenständiges Projekt durchzuziehen.
Eine Argumentation, mit der sich die Grünen und der gesamte Ausschuss zufrieden gaben.
Schulbaugesellschaft
In Zukunft soll der Schul(neu)bau durch eine eigene Schulbaugesellschaft beschleunigt werden, für einen Gesellschaftervertrag liegt ein erster Entwurf vor. Auf Bitte der Freien Wähler sagte die Verwaltung zu, dass im Aufsichtsrat alle Fraktionen vertreten sein sollen.
Möglichst im Oktober soll der Stadtrat die Schulbaugesellschaft formell beschließen, kündigte der Beigeordnete Thore Eggert an. Die Gesellschaft gilt als zentrales Instrument, um den Schulbau zu beschleunigen, weil hier Mitarbeiter:innen außerhalb der üblichen städtischen Strukturen angestellt werden können; für die Personalsuche sollen auch Headhunter eingesetzt werden, bestätigte Eggert.
Aktionsprogramme „nach Corona“
Die Freien Wähler hatten bei der Verwaltung angefragt, in welchem Umfang sich die Stadt an den Förderprogrammen zugunsten von Kindern beteiligt, die zum Aufholen von Pandemie-Defiziten von Bund und Ländern ausgeschrieben worden waren.
Mit der knappen Antwort, dazu lägen die Richtlinien noch nicht vor und die Stadt sei als Schulträger auch nur begrenzt zuständig, gab sich die FWG in der Ausschusssitzung zunächst nicht zufrieden. Zuvor hatte auch der KSTA über Kritik in den Schulpflegschaften berichtete.
Diese Anwürfe wies Fachbereichsleiter Rockenberg zurück. Zudem müssen differenziert werden.
Ein Landesprogramm zur Förderung von Nachhilfen im weitesten Sinne habe es bereits 2020 gegeben; damals habe die Schulverwaltung den Bedarf in den Schulen abgefragt, ohne Resonanz. Das sei jetzt wiederholt worden – und nur sehr langsam gebe es erste Bedarfsmeldungen.
Zudem müssten hier die Einrichtungen die Anträge selbst stellen, die Stadt könne nur unterstützen. Für ihren eigenen Aufgabenbereich, für die VHS, habe die Verwaltung umfangreiche Förderungen beantragt und auch erhalten.
Ein Bundesprogramm unter dem Titel „Aufholen nach Corona“ sei zwar angekündigt, aber hier gebe es bislang auch zu seiner eigenen Verwunderung noch keinerlei konkrete Angaben zur Antragstellung, sagte Rockenberg. Inhaltlich gehe es hier auch gar nicht so sehr um Schulen, sondern um frühkindliche Förderung und viele andere Bereiche.
Daher kümmere sich der Fachbereich Jugend und Familie um dieses Programm.
Ich kenne einige Kürzel aus meiner Jugend.
IGP ist die Integrierte Gesamtschule Paffrath, Borngasse 86, 51469 Bergisch Gladbach.
NCG ist das Nicolaus Cusanus Gymnasium, Reuterstraße 51, 51465 Bergisch Gladbach.
OHR ist wahrscheinlich die Realschulabteilung am Otto Hahn Schulzentrum an der Saaler Mühle.
Otto-Hahn-Schulen, Saaler Mühle 8, 51429 Bergisch Gladbach.
OHG ist die Abteilung Gymnasium.
Dann haben wir noch das AMG, das ist das Albertus Magnus Gymnasium in Bensberg, Kaule 3-15, 51429 Bergisch Gladbach.
Direkt daneben befindet sich die Johannes Gutenberg Realschule, Kaule 19 – 21, 51429 Bergisch Gladbach, Kürzel weiß ich nicht (JGR?)
Ferner gibt es noch ein Schulzentrum in Herkenrath, wo auch mehrgleisig gefahren wird,
Gymnasium Herkenrath:
Sankt-Antonius-Straße 17, 51429 Bergisch Gladbach
Realschule Herkenrath:
Antonius-Str. 22 – 51429 Bergisch Gladbach.
Beinahe hätte ich noch das DBG vergessen, das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, bis in die 70er Jahre ein Mädchengymnasium, inzwischen dürfen alle Geschlechter dort lernen,
Am Rübezahlwald 5, 51469 Bergisch Gladbach.
Einige Schulen habe ich wohl nicht genannt,
aber Suchmaschine kann hilfreich sein.
Eine KGS ist eine katholische Grundschue,
eine GGS ist eine gemeinschaftliche Grundschule.
Ich hoffe, weitergeholfen zu haben, schönes Wochenende allerseits.
Bitte nicht immer nur Abkürzungen verwenden… IGP, NCG, OHR etc…. das ist nur für Eingeweihte, würde mich aber auch interessieren, von welchen Schulen gesprochen wird.
Zu Ogs Plätzen: in der AWO Ogs Herkenrath sind aktuell noch Plätze frei für die Betreuung zum neuen Schuljahr. Täglich bis 16.30 Uhr
Wie aus den Informationsseiten der Bundesregierung hervorgeht, richtet sich das Corona-Aufholprogramm mit einer Gesamtsumme von zwei Mrd. Euro zur Hälfte, nämlich mit einer Milliarde Fördergeld an Schüler/innen und zwar zur Finanzierung zusätzlicher Förder- und Nachhilfeangebote in den Kernfächern sowie für entsprechende Maßnahmen in den Sommerferien.
https://www.bmbf.de/files/BMFSFJ_Corona_Aufholpaket_Layout_17_sa.pdf
Es geht also keineswegs allein um frühkindliche Bildungsförderung.
Die ersten Sommerferien beginnen in genau 11 Tagen; in NRW am 5. Juli. Es ist sicherlich nicht der Stadtverwaltung anzulasten, wenn für die Programme noch keine Förderrichtlinien oder Durchführungsbestimmungen des Bundes vorliegen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass unsere Kinder und Schüler trotz der Versprechungen auf der Strecke bleiben.
Die vollmundigen Ankündigungen der Bundesministerinnen Karliczek und Lambrecht/Giffey müssen deshalb wohl in erster Linie unter wahltaktischen Gesichtspunkten gesehen werden, denn die Hilfen wären nur wirksam, wenn sie möglichst schnell eingesetzt würden.
Für die Sommerferien werden Fördermaßnahmen unter diesen Umständen kaum noch zu organisieren sein. Danach wird der Unterricht weitergehen müssen, um die Bildungsabschlüsse sicherzustellen. Es wird dann immer schwerer, die Lücken aufzuholen.