Tanja Heesen führt bei der „Fledermaus“ im Bergischen Löwen Regie. Foto: Holger Crump

Großes Musiktheater im Bergischen Löwen: Gut vier Jahre nach „Don Giovanni“ kommt „Die Fledermaus“, wiederum produziert und aufgeführt von Bergisch Gladbacher Künstlern und Gästen. Regie führt Tanja Heesen, die jetzt einige Details der Inszenierung verrät. Ihre Fledermaus wird nicht modern und karg sondern prunkvoll, überbordend und sinnlich. Noch sind Restkarten erhältlich.

Premierenfieber in der Stadt: Regisseurin Tanja Heesen kommt mit Korrepititor Norbert Brochhagen aus dem Bergischen Löwen. Sie haben gerade Details der Lichtsetzung abgesprochen. Noch gut eine Woche bis zur Premiere.

„Nach Don Giovanni wollten wir ein humorvolles Stück auf die Bühne bringen. Da fiel schnell die Entscheidung für die Fledermaus“, beantwortet Heesen die Frage nach der Entscheidung für das Stück.

Regisseurin Tanja Heesen vor dem Bergischen Löwen mit dem Plakat zur Operette „Die Fledermaus“, Foto: Holger Crump

Populäre Musik, reizvolles Libretto

Am 26. Mai lüftet sich der Vorhang. Eine Equipe lokaler Musikenthusiasten bringt das Werk von Johann Strauss gleich an vier Abenden hintereinander auf die Bühne. Verstärkt durch musikalische Gäste und Solisten. „Und durch viele Ehrenamtler, ohne die eine Aufführung der Operette nicht möglich wäre“, bedankt sich Tanja Heesen schon jetzt bei den vielen Unterstützer:innen.

„Die Fledermaus“ – wer kennt sie nicht. Die Operette gehört zu den berühmtesten Werken des Genres. Und steht als eine der wenigen Singspiele des 19. Jahrhunderts nach wie vor auf den Spielplänen großer Opernhäuser.

Das liegt zum einen an der wundervollen Musik. „Die Fledermaus“ besteht größtenteils aus den Top Ten dieser Musikgattung. Der Erfolg beruht zudem auf dem reizvollen Libretto: Ein Verwirrspiel zwischen Adel und Dienerschaft, das Raum für allzu Menschliches bietet.

Die Fledermaus Operette von Johann Strauss
Dialoge nach Karl Haffner und Richard Genée
Eingerichtet von Tanja Heesen

Der Notar Dr. Falke will sich an Herrn von Eisenstein rächen. Dieser hatte ihn nach einer durchzechten Nacht alleine im Fledermauskostüm durch die Gassen der Stadt irren lassen – zum Gespött der Leute. Falke bringt Eisenstein dazu, den Antritt einer kurzen Gefängnisstrafe zu verschieben, um am Abend den Ball des Prinzen Orlofsky zu besuchen.

Dort trifft Eisenstein auf seine verkleidete Dienstmagd Adele sowie seine Frau Rosalinde. Eisenstein erkennt beide nicht und flirtet heftig mit den Damen. Am Ende der Ballnacht rückt er ins Gefängnis ein und trifft dort auf Gesangslehrer Alfred, den Verehrer seiner Frau. Alfred war beim Stelldichein mit Rosalinde erwischt worden und hatte statt Eisenstein die Haft angetreten.

Die Masken fallen, die Fistanöllchen werden offenbar. Eisenstein ist blamiert, Falkes fulminant geplante Rache gelungen. Schuld ist – man wird sich schnell einig – der Champagner. Mehr Details zur Handlung bei Wikipedia.

Frauenrollen im Fokus

Drei Frauen stünden im Fokus ihrer Inszenierung, macht Heesen klar: Rosalinde – die Frau des zum Arrest verdonnerten Protagonisten Eisenstein, deren Dienstmädchen Adele sowie Prinz Orlofsky. Dessen Figur des gastgebenden Adligen im zweiten Akt wird oft als „Hosenrolle“ besetzt, also mit Sängerinnen in Männerkleidung.

Heesen geht einen Schritt weiter, macht aus dem gelangweilten und Hof haltenden Impresario eine androgyne Figur mit Rock und Bart. Der Travestiekünstler Conchita Wurst lässt grüßen.

„Mit Dr. Falk und Gefängnisdirektor Frank wollen wir zudem zwei Männer von innen beleuchten“, erklärt die Regisseurin. Psychische Erkrankungen werden ein Thema sein, Einsamkeit und Mangel an gesellschaftlicher Anerkennung. „Zum Schluss gibt es aber – wie könnte es in der Operette anders sein – ein Happy End“, zwinkert Heesen.

Flügel gestutzt

Neben dem Rheinischen Motettenchor dirigiert Heesen eine Ballett-Company mit 14 Tänzerinnen und zwei Tänzern auf der Bühne. Die fegen zu Straussens Polka „Unter Donner und Blitz“ über die Bretter. Die ursprüngliche Ballett-Partitur der Fledermaus fiel der Schere zum Opfer.

Ohnehin hat Heesen der Fledermaus ein wenig die Flügel gestutzt. „Der Text wurde gestrafft, die Dialoge in Zusammenarbeit mit dem Ensemble auf das Wesentliche gekürzt.“

„Die Fledermaus“
Operette in drei Aufzügen von Johann Strauß
26. bis 29. Mai 2022, jeweils 18 Uhr, zwei Pausen
Bürgerhaus Bergischer Löwe
Restkarten an der Theaterkasse (28,70 bis 45,20 Euro)

Musikalische Leitung: Roman Salyutov
Regie/Chorleitung: Tanja Heesen
Choreographie: Yvonne Fuchs
Korrepititor: Norbert Brochhagen 

Was sie zum Zungenschlag der Aufführung bringt: „Die Darsteller:innen plaudern auf Kölsch, aber auch Wienerisch, Ruhrpott-Slang, amerikanischer und mexikanischer Dialekt sind zu hören.“

Heesen freut sich geradezu faustisch über dieses kleine Babylonisches Sprachgewirr – bringt es doch eine zusätzliche Facette in die Inszenierung ein.

Und die hat sie prunkvoll angelegt, barock und überbordend. „Wie der Besuch einer Kirmes“, schmunzelt die Regisseurin. Und durchaus mit lokalen Bezügen: „Wir verlegen den zweiten Akt, die Ballszene, ins Schloss Bensberg.“ Schwarz, Gold, Silber seien die dominierenden Farben. Viel Glitzer.

„Eine fliegende Weihnachtskugel“, im Stil der 20er Jahre.

„Der Champagner hat´s verschuldet“, Foto: Holger Crump

„Die Fledermaus“ ist ein klassisches Ränkespiel: Liebe, Erotik, Standesdünkel, Tradition versus Dekadenz, Schwindel und Intrige – all dies findet sich in der Operette wieder. „Wir sind allen Aspekten nachgegangen, sind frivol aber nicht ordinär“, ordnet Heesen ein.

Es ist ein Tanz auf dem Vulkan, es ist der Eros des Egoismus, der da gefeiert wird. „All dies passt auch ins Hier und Jetzt: Wenn man sich nur anschaut, was wir der Umwelt antun“, findet Heesen eine aktuelle Analogie. 

Die Besetzung
Gabriel von Eisenstein, Rentier: Michael Sablotny
Rosalinde, seine Frau: Madeline Caine
Frank, Gefängnisdirektor: Andreas Drescher
Prinz Orlofsky: Karla Bytnarova
Frosch: Thomas Cüpper
Alfred, der Gesangslehrer: Marco Antonio Riviera
Dr. Falke, Notar: Andreas Elias Post / Lars Conrad
Dr. Blind, Advokat: Lars Conrad / Andreas Elias Post
Adele, Rosalindes Kammerjungfer: Ronja Weyhenmeyer
Ida, Adeles Schwester: Silke Weisheit

Unter dem Strich offenbare sich die Geschichte als einzige Luftnummer, nichts sei wie es erscheine, meint sie. Die Gesellschaft kommt als Luftballon daher, bis zum Bersten gefüllt mit Schein statt Sein, kurz vor dem Platzen.

Es wird ein großer Spaß zu sehen und zu hören, wie die Nadel dort hineinfährt. Nach Angaben der Veranstalter sind noch wenige Restkarten verfügbar.

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.