Der Abbau der gewaltigen Maschinen der ehemaligen Papierfabrik verläuft nicht ganz ohne Probleme. Der Insolvenzverwalter signalisiert, dass er zwar zweimal in die Verlängerung gehen muss, alle Gebäude und das restliche Gelände aber bis Ende April an die Stadt übergeben will.

Für die Papiermaschine PM 3 hatte Zanders 1989 rund eine Milliarde D-Mark investiert, nach der endgültigen Pleite von Zanders wurde sie für rund fünf Millionen Euro an eine Firma verkauft, die sie demontieren, verschiffen, in der Türkei aufbauen und wieder in Betrieb nehmen wollte. Ein ambitionierter Plan, der nach Informationen des Bürgerportals an den rasant steigenden Transportkosten sogar zu scheitern drohte.

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Ein Koloss für eine Milliarde D-Mark

Die Papiermaschine PM 3 steht für Superlative. Sie ist gigantisch, ihre Halle ist halb so groß wie der Kölner Dom, pro Minute spuckt sie genug Papier aus, um ein Fußballfeld zu bedecken. Vor 33 Jahren markierte sie den Übergang des Familienunternehmens Zanders zum internationalen Konzern – und damit auch den Anfang des Untergangs. Im zweiten…

Insolvenzverwalter Marc d’Avoine, der für den Ausverkauf der Zanders-Reste zuständig ist, will auf Anfrage dazu nichts konkretes sagen. Nur soviel: „Alle größeren Anlagen wurden verkauft oder mit positiven Erlösen verwertet.“ Zwar hätten sich angesichts der enormen Anforderung einige Aktionen in die Länge gezogen, aber der Zeitplan stehe.

Der ursprüngliche Zeitplan, den die Stadt mit dem Insolvenzverwalter vereinbart hatte, sah eine Räumung bis Ende November 2022 vor, allerdings mit zwei Verlängerungsoptionen. Beide Optionen will d’Avoine ziehen – und das geräumte sowie gesäuberte Areal bis zum 30.4.2023 übergeben. Diese „nachvollziehbare, aber nicht erfreuliche Entwicklung“ bestätigt die Stadtverwaltung, und schließt weitere Verzögerungen nicht aus.

Allerdings, dass betonen Insolvenzverwalter und Stadt, seien einige Teilbereiche des Areals bereits an die Stadt übergeben worden. Zudem gebe es einen Zeitplan für die schrittweise Rückgabe der Liegenschaften. Darauf bereite sich das Zanders-Team akribisch vor, denn damit wird sie für die Sicherung der Gebäudesubstanz zuständig.

Die ehemalige Staplerwerkstatt, die großen Papierhallen an der Gohrsmühle und die sogenannte Gleisharfe sind der Stadt bereits übergeben worden und Gegenstand der nächsten Planungsschritte. Foto: Thomas Merkenich

Details des Zeitplans nennt keiner der Beteiligten. Klar ist aber, dass technische Anlagen wie das Kraftwerk und die Kläranlage zuletzt dran sind. Bei der Räumung des Areals geht es ja nicht nur um Maschinen, sondern auch um Reststoffe.

Das Projektteam Zanders plant zwar bereits erste (Zwischen-)Nutzungen und ersten Investitionen in einzelne Hallen und Gebäude, diese Überlegungen beziehen sich aber ausschließlich auf den nordwestlichen Teil des Geländes an der Straße An der Gohrsmühle, über die die Verwaltung bereits seit längerem verfügen kann.

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Zanders im Kleinen: Eine Vision für eine rasche Nutzung des Areals

Für den kompletten Umbau des Geländes der ehemaligen Papierfabrik werden 30 Jahre veranschlagt, die Planungen stehen am Anfang. Als Basis legt das Projektteam dem Stadtrat jetzt einen Strukturatlas vor – der erste Pflöcke für die Konversion des Zanders-Areals anbietet und zugleich eine ziemlich konkrete Vision für eine rasche Nutzung des Geländes eröffnet. Auch für Zwischennutzungen…

Zwischennutzungen wird es in diesem Jahr und auch in 2023 vorerst nicht geben, zunächst muss die Stadt das Gelände und die Gebäude sichern sowie für einen Anschluss an das Versorgungsnetz sorgen. Zum Teil fallen dafür hohe Investitionskosten an, über die im Stadtrat im Detail noch gestritten wird. Auch die angedachten Pioniernutzungen seien daher noch nicht konkreter geworden, berichtet die Stadtverwaltung.

In den kommenden Monaten werden auch die großen Bauteile der Maschinen ausgebaut. Dafür müssen einige Hallen-Wände aufgebrochen werden, beim Abtransport wird es mit Sicherheit zu Einschränkungen für den Verkehr kommen. Darüber will die Stadtverwaltung zu gegebener Zeit informieren.


Hinweis der Redaktion: In einer erste Version des Artikels hieß es, der Verkauf der PM3 sei an den Transportkosten gescheitet. Das entsprach nicht den Tatsachen, wir haben den Beitrag korrigiert.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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