Zur Verabschiedung von Dettlef Rockenberg haben sich viele Beschäftigte der Stadt und Wegbegleiter im Ratssaal eingefunden

41 Jahre lang hat Dettlef Rockenberg für die Stadt Bergisch Gladbach gearbeitet, in vielen verschiedenen Bereichen, mit viel Verantwortung. Zuletzt als Fachbereichsleiter für Bildung, Schule, Sport und Kultur. Immer als Gestalter, oft auch als Architekt. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand zog er Bilanz und wurde grandios gewürdigt. Richtig ruhig im Saal wurde es aber erst, als eine Putzfrau das Wort ergriff.

Vor 45 Jahren bekam er in Köln ohne großes Zeremoniell eine Urkunde ausgehändigt, als einer von hunderten neuen Inspektoren-Anwärtern. Und wie alle in Köln, die wenig Beziehungen hatten, wurde er danach ins Sozialamt geschickt. Und wie alle, die gar keine Beziehungen hatten, kam er nach Kalk, erinnerte sich Dettlef Rockenberg bei seiner Verabschiedung am Freitag.

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Der Ratssaal ist gut gefüllt, mit Kolleginnen, Vertretern des Stadtrats, der Schulen, Vereine und Kultur. Und sehr vielen Wegbegleitern, die wortreich bezeugen, dass Rockenbergs Entscheidung, vor 41 Jahren von Köln nach Bergisch Gladbach zu wechseln, goldrichtig war. Für ihn selbst, vor allem aber für Bergisch Gladbach.

Er habe schon immer „gerne öfter was neues gemacht“, gesteht Rockenberg – und belegt das mit einer Reise durch seine Karriere. Angefangen hatte er hier als Geschäftsführer des Berufsschulzweckverbands – und in dieser Eigenschaft die letzte Schule, die in Bergisch Gladbach errichtet worden ist, gebaut: Das Berufskolleg. Bis zum Schluss habe er die Berufsschulen als „Herzensangelegenheit“ begleitet, bestätigt Bürgermeister Frank Stein.

Bürgermeister Frank Stein gibt Dettlef Rockenberg einige Fotos mit in den Ruhestand

Gerade erst habe er die Anschaffung neuen Mobiliars für das Lehrerzimmer abgezeichnet, das immerhin vier Jahrzehnte durchgehalten habe, erzählt Rockenberg. Solange, wie er selbst. Und viel länger als jeder seiner Chefs; immerhin sechs Bürgermeister habe er „verschließen“, wie es die Abschluss-Rednerin formulieren wird.

Nach den Berufsschulen kümmerte sich Rockenberg um den Aufbau des Jugendamts, war als Referent dort „Mädchen für alles“. Nach einem fünfmonatigen Stipendium in der Türkei galt der junge Beamte in Bergisch Gladbach gleich als Auslandsexperte und wurde vom damaligen Stadtdirektor Otto Fell kurzerhand zum Chef der Ausländerbehörde ernannt.

Rockenbergs Credo: „Mach oft etwas anderes, auch ohne Beförderung. Stell die Sache immer in den Vordergrund. Wähle die klare Ansage, anstatt lange drum herum zu reden. Spiele mit den Regeln, wenn du sie beherrschst. Baue Brücken – und achte immer auf dein Bauchgrummeln.“

Bei der VHS war er Verwaltungsleiter und verantwortete in dieser Zeit den Bau des „Haus Buchmühle“. Er diente als Referent des Kämmerers, im Controlling und leitete das Rechnungsprüfungsamt. Alles „spannend“, aber die Zahlen seien doch nicht so ganz sein Ding gewesen.

Karriere ohne Parteibuch

Sondern die Menschen. Und der Fachbereich 4, den er ab 2015 schließlich leiten durfte, obwohl er – ungewöhnlicherweise – nie über ein Parteibuch verfügte. FB 4 – das steht für Bildung, Schule, Kultur und Sport. Also für „Körper, Geist und Seele“, wie die Festrednerin es zum Schluss auf den Punkt bringt.

Diese Themenvielfalt, diese Palette, erklärt Rockenberg, seien ihm immer das Liebste gewesen. Wenn damit auch „sehr zeit- und kraftfressende“ Themen zu bearbeiten waren. Das gilt vor allem für die Schulen, in der Corona-Zeit und vielen anderen Krisen.

Über viele Monate hinweg habe er mit Rockenberg fast täglich in Krisenstäben zusammen gesessen, berichtet Bürgermeister Stein. In Sachen Corona und Flüchtlinge – und zuletzt wohl auch Schulgebäude.

„Unser Mann in der Verwaltung“

Aber immer, das betont Stein, habe Rockenberg seine drei Portfolios gleichberechtigt im Blick gehabt, sei in der Sport- und Kulturszene genauso aktiv und anerkannt gewesen wie in den Schulen. Jede dieser Szenen habe Rockenberg als „unseren Mann in der Verwaltung“ gesehen, damit habe er Maßstäbe gesetzt.

Und nebenbei viel Freizeit ins Ehrenamt gesetzt, oft als Gründungsmitglied, bei den „Bürger für uns Pänz“, dem Stadtverband Eine Welt, dem Deutsch-türkischen Verein oder dem Galerie und Schloss e.V.

Zwei ehemalige Musikschulleiter, Fritz Herweg und Josef Heiliger, spielen für Rockenberg auf

„Auf das Magengrummeln achten“

Rockenberg habe nicht verwaltet, sondern gestaltet, lobt ihn der Beigeordnete Ragnar Migenda, der in den vergangenen zwei Jahren sein unmittelbarer Vorgesetzter war. Es sei immer auch Architekt gewesen, der „beim schon sprichwörtlichen Glas Rotwein“ Konzepte entwickelte, für die Musikschule, für die Neuordnung der Schullandschaft oder wie zuletzt das neue Kulturleitbild der Stadt. Aber dabei sei es nie gewesen, er habe die Dinge auch auf’s Gleis gesetzt und voran getrieben.

Er habe aber auch Probleme deutlich benannt, sagt Migenda. Und wenn Rockenberg mal wieder mit einem „Magengrummeln“ ankomme, dann lohne es sich, sehr genau hinzuhören.

Es war auch immer wieder Rockenberg, der in Ausschuss- und Ratssitzung, aber auch in Eltern- und Anwohnerversammlung das Wort ergriff, wenn es zu bürokratisch, zu technokratisch oder zu verworren wurde – und Klartext redete. Selbst dann, wenn es eigentlich gar nicht seine Aufgabe war.

Dettlef Rockenberg bei einer seiner Interventionen im Ausschuss. Foto: Thomas Merkenich

Wortmeldung aus dem Fachbereich Besenkammer

Bei der Verabschiedung im Ratssaal ist eigentlich schon alles gesagt, das Buffet wartet – doch dann ergreift doch noch eine (die erste) Rednerin das Wort. Es ist die Großmutter vom Kasper aus dem Benberger Puppenpavillon, diskret geführt von Gerd J. Pohl.

Sie habe ja einen Nebenjob bei der Stadt („Fachbereich Besenkammer“), als Putzfrau im Lübbehaus, und kenne „den Rockenberg, den Dettlef mit den vielen Ts“ ziemlich gut.

Gerd J. Pohl mit Kaspars Großmutter

Sechs Bürgermeister habe er verschließen („nur den Stein schafft er nicht“), 41 Jahre der Stadt gedient, konstatiert die Großmutter – „und immer noch gut gelaunt, ein Phänomen!“ Rockenberg gehöre zu denen, die den Putzkräften noch einen „Guten Tag“ wünschten – auch wenn er sich so schnell bewege, dass er beim „Tag“ meistens schon außer Sichtweite sei.

Die Großmutter ist nicht nur Putzkraft, sondern auch sportlich unterwegs (Canasta-Club an der Strunde) und natürlich im Puppenpavillon zuhause. Daher könne sie auch Rockenbergs fachliche Arbeit gut beurteilen. Und bestätigen, dass er nicht nur auf die manchmal laute Lobby der Schulen und des Sports reagiert, sondern sich immer auch um die Kultur gekümmert habe. Der freien Szene habe er als verlässliches Schutzschild gedient, mit viel Sympathie und Verständnis (woran es sonst oft mangele).

Inzwischen ist es im Ratssaal mucksmäuschenstill geworden. Wenn Bergisch Gladbachs Stadtgesellschaft sich ein Stückchen weit in Richtung Stadtfamilie bewege, in der man sich gegenseitig stütze, dann sei das auch Rockenbergs Verdienst, sagt die Großmutter – und gibt ihm und seiner Frau das Motto „Vertrauen, Liebe, Hoffnung“ und Gottes Segen mit auf den Weg.

In der Tat zieht sich Rockenberg erst einmal zurück, widmet sich Frau, Kindern, Enkeln. Erst im Herbst will er dann eine Liste hervorziehen und genauer betrachten, die jetzt schon 22 Spiegelstriche lang sei. Hinter jedem Spiegelstrich ein Verein, eine Initiative, die ihn gerne für ihr Anliegen, ihre Sache gewinnen würden.

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G. Watzlawek

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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2 Kommentare

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  1. Ist nur so ein Gedanke, aber wurde bei der Stadt jemals einer in den Ruhestand verabschiedet, dem man nachgesagt hat, er war faul und hat die Bürger viel Geld gekostet? Ich denke nein!

    1. Hallo Bob, ich verstehe Ihren Kommentar (Gedanken) nicht. Oder soll es eine versteckte Anspielung sein, dass ein Beschäftigter oder gar alle in ihren Augen faul sind und den Steuerzahler viel Geld kosten?