Wir veröffentlichen regelmäßig Gedichte von Bergisch Gladbacher Autorinnen und Autoren, vor allem von Mitgliedern des Vereins Wort & Kunst. Heute veröffentlichen wir ein Werk von Petra Christine Schiefer.

andersrum
 
ich kam der welt abhanden
schwamm meinen fellen davon
am tag aller abende
verlor der boden mich unter den füßen
und das fäustchen lachte in sich hinein
als mich alle register zogen
keine kastanie holte
mich aus dem feuer
 
steckte sand in den kopf
verlor hopfen und malz
dann kratzte mich die kurve
sogar das handtuch warf nach mir
und das korn die flinte 
die nadel suchte mich 
im heuhaufen und die gelegenheit 
packte mich beim schopfe
 
schwächstes glied meiner kette
blieb ich der spucke weg
hing den trauben zu hoch
und mich an die große glocke
und doch war ich
keinem weg zu weit
und in mir ist
der siebte himmel 

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PEtra Christine Schiefer

.

Naive Tour

Schuld an der
Naturzerstörung
sind die andern.
Wir dagegen
sind harmlos:
Wir fahren
nur wandern.

Dieter höss

so war ich
 
 
die zeit 
in der ich war
wie auf dem bild
im hintergrund das meer
blau weiß grün
 
so war ich
 
wenn ich vergesse
wer ich bin
schau ich in dies gesicht 
 
so könnte ich sein
 
was hat mich
zu mir gemacht

Gisela Becker-Berens

dürfen wir uns trotzdem freuen?
 
vorbei an flammenden forsythien
den zerbrechlichen blüten der magnolie
dem zarten rosa der zierpflaume 
wir erreichen die weißen felder der anemonen –
und sind begeistert

obwohl panzer und kanonen 
des neuen zaren 
kiew bedrohen mariupol zerstören
kitas und schulen beschießen
kliniken einstürzen lassen – 
frauen und männer verabschieden sich
an der grenze – vielleicht für immer

Günter helmig

wahngedicht
 
ich träume in den tag hinein
leicht wie eine wolke
fantasie bewegt die gardine 
am offenen fenster
 
ich lade sie ein platz zu nehmen
marmelade, graubrot und schmalz
wohlgenährt wird sie mich durchbringen
wenn es drauf und dran ankommt
 
der tag träumt aus mir heraus
reitet mich auf fliegenden teppichen
schwimmt mich im meeresbild
einer plattenhülle von jan garbarek
 
da plötzlich: 
die untergehende sonne 
verlässt das sinkende schiff
der mond fällt aus allen wolken

Heinz.-D. Haun

Am Ufer der Strunde

Eine Libelle tanzt
wie ein Akrobat
auf dem Wasser, 
vollendet schön, 
eine Augenweide.
Ich tanze mit ihr, 
folge dem strömenden Wasser, 
das glättet die Steine
und den Fluss meiner Gedanken.

Wasserspiele, 
kühlend, schäumend, 
eine Symphonie aus
Licht und Schatten,
alle Lebensgeister sind wach, 
die Gedanken schweifen
Ins Unendliche. 

Renate Beisenherz-Galas, Wort & Kunst

Die Autor:innen und Autoren

Renate Beisenherz-Galas  ist Gynasiallehrerin i.R. und Autorin von Lyrik und Kurzprosa. Sie ist Mitglied und ehemalige Vorsitzende der Autorengruppe Wort & Kunst. Sie engagiert sich seit vielen Jahren in Politik und Kultur in Bergisch Gladbach, u.a. war sie für die Grünen stellvertretende Bürgermeisterin. 

Gisela Becker-Berens geboren 1946, lebt in Bergisch Gladbach, Lehrerin im Ruhestand.
Veröffentlichungen: drei Gedichtbände und Lyrik in zahlreichen Anthologien, initiierte und organisiert den Lyrikpfad an der Strunde seit 2011. Stellvertretende Vorsitzende der Autorengruppe Wort&Kunst e.V. und Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.

Evert Everts. Der 1941 in Bonn geborene Ostfriese verfasst Prosa und Lyrik. Er ist Vorsitzender der Autorengruppe Wort & Kunst und Mitglied des PEN Zentrums Deutschland.

Heinz-D. Haun, Jahrgang 1950. Ausgebildeter Sonderschullehrer, Theaterpädagoge BuT, über 40 Jahre freiberuflich tätig als Theatermacher, Leiter von kulturellen/ kulturpädagogischen und theaterpädagogischen Projekten. Leiter der Wirkstatt für neuen Wind und der Amateurtheatergruppe TheaterWeltenErschaffen. Mitglied von wort & kunst. Website: hdhaun.de

Günter Helmig, geb. 1941 in Köln, lebt in Bergisch Gladbach. Studium von Germanistik und Geschichte, bis 2005 Lehrer an einem Gymnasium in Bergisch Gladbach. Langjähriger Vorsitzender des Fördervereins der Stadtbücherei und der Autorengruppe Wort & Kunst. Zahlreiche Veröffentlichungen. Website

Die Autorengruppe Wort & Kunst pflegt und fördert das literarische Leben in Bergisch Gladbach. Dem Förderverein der Stadtbücherei Bergisch Gladbach angegliedert, unterstützt sie den Kontakt zu Künstlern, Musikern, Chören und Theaterschaffenden und fördert so, ideell und finanziell, die Arbeit der Stadtbücherei Bergisch Gladbach. Dazu organisiert die Gruppe Lesungen, betreut den Lyrikpfad an der Strunde und gibt Anthologien heraus.

Kontakt: Gisela Becker-Berens, giselabecker160@gmx.de
Mehr Informationen auf der Website der Stadtbücherei

Frank Mäuler, geb. 1958 in Remscheid, wohnt in Remscheid. Ausbildung als Gärtner. Seit 1981 zahlreiche Veröffentlichungen von Lyrik in Literaturzeitschriften und  Anthologien. Gruppen- und Einzellesungen. Mitglied des Vereins Wort & Kunst in Bergisch Gladbach. 1993 Jurypreis der Wuppertaler Literaturtage für Lyrik.

Engelbert Manfred Müller, geboren 1940, aufgewachsen in Köln und Leverkusen, arbeitete 40 Jahre lang als Lehrer, davon 9 Jahre in Chile und Mexiko. 4 Bände mit Erzählungen, zwei Romane, ein Band mit Aphorismen, 3 Bände mit Gedichten und 2 Bände mit Reiseberichten sind im Buchhandel erhältlich. Er lebt seit 1982 in Bergisch Gladbach und ist dort Mitglied von „Wort und Kunst“. Im Bürgerportal hat er zahlreiche Beiträge veröffentlicht. 

Petra Christine Schiefer, lange Berufsjahre an Schule und Hochschule. Autorin von Lyrik und Kurzprosa, Schauspielerin und Künstlerin. Diverse Veröffentlichungen. Arbeit in freien Theatergruppen, Lesungen und Rezitation eigener und anderer Texte mit Herzblut und Spielfreude. 

Marianne Tieves, ehemals Sozialarbeiterin und Therapeutin, inzwischen Rentnerin. Seit langem Schreibende: Zwei Romane, Kurzgeschichten, Tagebuch, Lyrik … Seit Anfang der Neunziger in Bergisch Gladbach zuhause, Mitglied bei Wort & Kunst. 


Hinweis der Redaktion: Diese Serie ist auf Initiative von Wort & Kunst entstanden, steht aber auch für anderen lokalen Dichter:innen offen. Wenn Sie einen Beitrag veröffentlichen wollen schicken Sie den bitte an redaktion@in-gl.de, versehen mit einem kurzen Hinweis zur Person.

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20 Kommentare

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  1. Hallo, Herr Drucker, Sie melden sich nicht mehr. Das sieht so aus, als hätten Sie doch kalte Füße bekommen bzw. als fühlten Sie sich doch nicht in der Lage, Ihre Ankündigungen wahrzumachen. Sehr schade! Ich wäre wirklich auf eine Begründung Ihres negativen Urteils gespannt gewesen.

    1. Da ich berufstätig bin und kein Transferleistungsempfänger, bin ich zuweilen auch längere Zeit daran gehindert, mich außerhalb meiner Tätigkeit durchs Netz zu klicken. Berücksichtigen Sie das bitte, ehe Sie darüber spekulieren, wie etwas aussieht.

      Abgesehen davon habe ich nichts angekündigt, wie Sie behaupten. Aber ich biete Ihnen einen Handel an: Auf eine sachliche, den Hobbypoeten zustimmende Begründung, gleich von wem, werde ich mit einer sachlichen Begründung meiner Sicht antworten.

      1. Wenn man im Restaurant die Frage „hat es gut geschmeckt“ mit „ja“ beantwortet, ist die Angelegenheit direkt erledigt. Wenn man „nein“ antworten würde, müsste man mit Fragen nach den Gründen rechnen. Das ist deswegen so, weil man vom Defaultwert abweicht.

      2. Das lässt vermuten, dass lobende Worte zu Gedichten ebenso eine reflexhafte Reaktion sind, die lediglich einer Konvention folgt.

  2. Begründungsaufforderung über Gedicht-Urteil

    Hallo, Herr Drucker. Ich bin nicht Teil der kontroversen Auseinandersetzung über die Gedichte. Es also mein eigener Wunsch nach einer Begründung und meine eigene Neugierde, die Sie anknipsen sollte/könnte, „sich die Arbeit zu machen“. Da ich weiß, wie schwer solche Begründungen sind. Es würde sehr für Sie sprechen, wenn Sie sich die Arbeit machen würden.

  3. „Wie kann ich mich auf ein schönes Gedicht einlassen, wenn mir der Klimawandel nicht mehr aus dem Kopf geht“
    Heute früh so oder so ähnlich in WDR 5 gehört!

  4. Sehr geehrter Herr Drucker, ich entnehme Ihren Kommentaren, dass Sie sich auch die von Ihnen sogenannte Kür zutrauen, also zu sagen, warum die Gedichte nach Ihrer Meinung schlecht sind. Mich würden die Begründungen sehr interessieren. Lassen Sie uns doch bitte an Ihren Kenntnissen oder Ihrer Erfahrung teilnehmen. In gespannter Erwartung Engelbert Manfred Müller

    1. Das könnte ich ganz sicher. Allerdings wüsste ich nicht, warum ich mir die Arbeit machen sollte, solange zu den affirmativen Äußerungen keine Begründung verlangt wird. Wenn jemand sagt, ein Gedicht sei schön, dann ist das letztlich auch nicht fundierter, als wenn es heißt, ein Gedicht sei Blödsinn.

      Lob nimmt man offenbar gerne zur Kenntnis, auch wenn es auf der dürftigsten Gefühlsregung beruht, Ablehnung muss sich dagegen rechtfertigen?

  5. Die Frage nach der Freude im Gedicht von Herrn Helmig mag man bedingt durch die aufgezeigten Einschränkungen negativ beantworten. Da die Freude aber keine kalkulatorische Größe ist, kann ihrem Ausdruck eine Spontanität zugemessen werden.
    Also freut euch im Moment, möchte man empfehlen.

  6. Ich finde beide Gedichte toll. Es ist nur so dass wir im Alltag oft zu gestresst und zu hektisch sind um Gedichte zu verstehen.
    Die sind ein bisschen scheu und nähern sich einem nur Stück für Stück. Vielleicht wie bei kleinen Kätzchen.
    Man genießt sie wertzuschätzen wenn man ruhig und harmonisch denkt und
    handelt. Sonst wirken sie schnell wie leerer Inhalt leider.
    Je mehr ich arbeite und je mehr Reizüberflutung ich habe durch Medien desto schneller laufen die kleinen Kätzchen mir davon.
    Wenn ich aber in mich kehre und einen freien und ruhigen Geist habe dann kommen sie wieder an und wollen sich streicheln lassen.
    Die Katzen. Oder die Gedichte ;) ?

    1. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Das gilt auch für Gedichte.
      Nur weil Sie sie vielleicht nicht verstehen, sind sie noch lange kein Blödsinn.

      Aber viel wichtiger:

      Wie sagte schon Klopfers Mama:„Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten.“

      1. Tja, den Mund halten … und mit einem Wisch ist der Broterwerb der renommiertesten Literaturkritiker dahin …

        Nein, Schönheit liegt nicht nur im Auge des Betrachters. Mit hinreichender Erfahrung lässt sich leicht unterscheiden, ob jemand etwas kann oder ob das Gedicht von jemandem stammt, der „auch schreibt“. Das ist nicht einmal eine Frage des „Verstehens“ – es gibt Texte, die und deren Autoren man nur zu gut versteht.

      2. Von einem Literaturkritiker erwarte ich allerdings fundiertere Aussagen als „Blödsinn“.

      3. Außer wenn es tatsächlich Blödsinn ist. Dann wird eine Tatsache ausgesprochen. Die Erläuterung des Warum ist die Kür.

      4. Für einen Literaturkritiker wird die Kür zur Pflicht, wenn damit der Broterwerb verbunden ist.
        Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass W. Brück sein/ihr Geld mit dem Verfassen von Literaturkritik verdient. Und nur um diesen Kommentar geht es mir – nicht um Menschen die als Kritiker ihr Geld verdienen und daher Ahnung von der Materie haben sollten.

        Selbst in einer Deutscharbeit in der Mittelstufe Thema Gedichtanalyse, wird mehr erwartet als: Ich finde das Gedicht doof.
        Auch dort wird eine Begründung gefordert, sonst ist die Arbeit mangelhaft.

        Man sollte meiner Meinung nach tatsächlich besser den Mund halten, wenn man nur beleidigende Schlagworte herausbringt.

        Und selbst wenn man es nicht begründen kann, kann man sich zumindest höflicher ausdrücken:
        Das Gedicht spricht mich nicht an/sagt mir nichts/gefällt mir nicht/…
        Vieles ist besser, höflicher, sozialer und erwachsener als „Blödsinn“.

      5. Also zum Beispiel: „Das Gedicht ist schlecht.“ – Eine Meinung, keine Analyse.

      6. Eine Meinung wäre: „Ich finde das Gedicht schlecht“.

        „Das Gedicht ist schlecht“ ist eine Behauptung, die zu belegen wäre.