Die Integrierte Gesamtschule Paffrath ist seit Jahrzehnten in der Demokratiebildung aktiv. Foto: Thomas Merkenich

Seit über drei Jahrzehnten gibt es an der Integrierten Gesamtschule Paffrath den „Friedenstag“. Das Projekt sollte Schule machen, findet die Hertie-Stiftung – und hat es in ihre neu entwickelte „Toolbox Demokratiebildung“ aufgenommen. Als Empfehlung, wie Demokratiekompetenz an Schulen vermittelt werden kann. Die Stiftung hat jetzt umfangreiche Empfehlungen für mehr Demokratiebildung an Schulen herausgegeben.

Ende Januar setzen sich Schüler:innen und Lehrkräfte an der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) jedes Jahr mit Themen auseinander, die Krieg, Frieden und das Zusammenleben der Menschen betreffen. Der Termin findet stets zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz statt.

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„Friedenstag“ heißt das Projekt, das es schon seit über drei Jahrzehnten gibt. Und es hat sich schon einer Reihe spannender Themen gewidmet:

  • 2018: Frieden, Demokratie und Menschenwürde – eine Selbstverständlichkeit?
  • 2019: Frieden sichern – Klima schützen – Zukunft gestalten
  • 2020: Gemeinsam eine lebenswerte Zukunft gestalten
  • 2021: Corona und die Folgen
  • 2022: Auschwitz-Gedenktag – Erinnern und in die Zukunft schauen
  • 2023: Demokratie stärken – Frieden schaffen und sichern
    (Auswahl, Quelle IGP)

Friedenstag sollte Schule machen

Das Projekt der IGP scheint Vorbildcharakter zu haben. Die Hertie-Kommission Demokratie & Bildung hat den Friedenstag jetzt in eine Sammlung empfehlenswerter Projekte aufgenommen.

Zum Hintergrund: Die Kommission analysierte in den vergangenen 15 Monaten, wie man mehr Demokratiekompetenz vermitteln kann. Und fasste ihre Ergebnisse in acht Empfehlungen an die Politik zusammen, die auf höchster Ebene im Kanzleramt vorgestellt werden.

Acht Empfehlungen der Hertie-Kommission „Demokratie & Bildung
  1. Demokratiebildung gehört auf Agenda der Bundesregierung
  2. Demokratiebildung für junge Wähler
  3. … braucht Verbindlichkeit
  4. … braucht Anreize
  5. … braucht Autonomie
  6. … braucht die Gesellschaft
  7. … braucht Beispiele aus der politischen Praxis
  8. Gute Praxis muss wirksam werden

Quelle und Details zu den einzelnen Punkten:
Mehr und Besser. Vorschläge für eine Demokratiebildung von morgen“, Bericht der Hertie-Kommission Demokratie und Bildung im Auftrag der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, September 2023, Seite 52f

Schulen hat die Kommission dabei als wichtigsten Ort für die Vermittlung von Demokratiekompetenz ausgemacht. Und gute, bereits in der Praxis erprobte Beispiele gesammelt. Die sind nun in einer kostenlos abrufbaren „Toolbox“ zusammengefasst.

Alle Schulen des Landes können sie nutzen, als Inspiration für eigene Projekte der Demokratiebildung. Themen der Toolbox sind u.a. Umgang mit Diversität, Medienkompeten oder Umgang mit anderen Meinungen.

Der Friedenstag der IGP ist im Abschnitt „Kontakt zur Politik“ zu finden, wir dokumentieren die ganze „Toolbox“ unten.

Demokratiebildung verbindlich machen

„Die Arbeit der Kommission ist richtig gut. Jeder will Demokratiebildung, dies aber verbindlich anzugehen ist die zentrale Aufgabe“, sagt Burkhard Müsken. Der Fachlehrer für Sozialwissenschaften und Geschichte koordiniert den Friedenstag an der IGP.

„Unser Friedenstag erfüllt zentrale Anliegen der Hertie-Kommission: Wie Öffnung der Schule für externe Experten, aber auch Vermittlung von Kontakten zwischen Schülerinnen und Schülern und Politik und Parteien,“ erläutert Müsken.

Dies sei vorbildhaft, und habe wohl mit den Ausschlag für die Aufname des Projekts in die Toolbox gegeben. Kontakt und Anfrage der Stiftung seien über das Projekt „Jugend debattiert“ zustande gekommen, ebenfalls eine Initiative der Hertie-Stiftung.

Mehr Infos

Pressemitteilung „Demokratiebildung an Schulen gehört auf die nationale Agenda – Hertie-Kommission stellt Empfehlungen vor“

Kommissionsbericht zum Download

Webseite der Hertie-Kommission Demokratie und Bildung

Friedenstag der IGP im Web

Mitbestimmung bei Budget

Auch an die Finanzierung hat die Hertie-Kommission gedacht. Sie rät der Politik zur „Einführung eines Demokratiebudgets an Schulen von mindestens 5 Euro pro Schülerin und Schüler, über das Schülerschaft und Lehrkräfte gemeinsam entscheiden.“

„Eine großartige Idee“, findet Müsken. Nicht nur weil die Friedenstage bislang ohne Budget realisiert worden seien, die Referent:innen auf ihr Honorar verzichtet hätten. „Gerade die Mitbestimmung bei der Verwendung der Mittel kann man nicht hoch genug einschätzen!“ So würde die Debatte über den Einsatz des Budgets – wenn es denn kommt – gleich auf ganz praktische Art zu einer guten Erfahrung in punkto Demokratie.

Und das Thema für 2024 steht auch schon fest. Dann soll der Friedenstag an der IGP einen Blick in die Zukunft werfen: „Wie sieht die Welt in 50 Jahren aus, was wünsche ich mir“, lautet der Arbeitstitel, sagt Müsken.

Dokumentation

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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