Kinderärztin Uta Römer. Foto: privat

Die Zeit ist wieder da, in der vor allem Kita-Kinder von einem Infekt in den nächsten rutschen. Was können Eltern (und Großeltern) tun, um sich nicht ständig beim Nachwuchs anzustecken? Sollte man die Kinder den Winter über nicht mehr küssen? Wie kann die Ernährung dabei helfen, weniger krank zu werden? Kinderärztin Uta Römer beantwortet alle Fragen in ihrer Kolumne „Sprechstunde“, die ab sofort in jeder Ausgabe von GL Familie erscheint.

Es geht schon wieder los: Die Kinder schniefen und husten, wir Eltern stecken uns an, und dann liegen auch noch die Großeltern flach. Vor allem wer Kita-Kinder hat, kennt dieses Szenario allzu gut. Wie schaffen wir es, als Familie gesund durch den Winter zu kommen?

Erst einmal: Infekte gehören zum Alltag. Der Kontakt mit bekannten und neuen Erregern trainiert unser Immunsystem. Krank werden wir vor allem dann, wenn wir den Erreger noch nicht kennen oder unser Immunsystem aufgrund verschiedener Ursachen nicht schnell und ausreichend reagieren kann.

Schutz für Großeltern und kleine Geschwister

Das betrifft besonders die Großeltern, denn Personen über 60 Jahre haben eine natürliche Alterung des Immunsystems. Dieses reagiert langsamer oder nicht ausreichend. Großeltern schützen sich daher am besten mit Impfungen gegen Pneumokokken und Herpes zoster (Gürtelrose), Grippe- und Covidauffrischimpfung.

Auch Neugeborene und Säuglinge – insbesondere Frühgeborene – brauchen besonderen Schutz, gerade wenn größere Geschwister in der Kita sind. Sie haben ein unreifes Immunsystem, das erst die Welt und ihre Erreger kennenlernen muss.

Während der Schwangerschaft werden über die Plazenta schützende Antikörper auf den Feten übertragen. Diese schützen das Baby die ersten vier bis sechs Monate nach der Geburt – aber natürlich nur gegen Infektionen, gegen die die Mutter bereits Antikörper gebildet hat. Daher sollten Schwangere im letzten Trimenon gegen Grippe, Keuchhusten und eventuell Covid geimpft werden.

Seit diesem Jahr steht auch eine Impfung gegen RSV-Infektionen zur Verfügung, die für Schwangere und Personen über 60 Jahre zugelassen ist. Die Impfung der Mutter während der Schwangerschaft schützt Neu-und Frühgeborene für circa sechs Monate nach der Geburt.

Eltern: Immunsystem stärken

Was können wir außer Impfungen tun, um Infekte zu vermeiden und unser Immunsystem fit zu machen? Zunächst einmal ausreichend Ruhe und Schlaf. Das ist natürlich gut gesagt bei nächtlichen Störungen durch Zahnungsbeschwerden, Bauchschmerzen oder Husten der Kinder… Aber tatsächlich ist es so: Je ausgeruhter wir sind, desto eher sind wir geschützt.

Auch eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr schützt gegen Infekte. Besonders im Winter reicht die Sonneneinstrahlung nicht aus. Das gilt für Erwachsene und für Kinder bis zum zweiten Geburtstag.

Viele Menschen essen heutzutage weniger Fleisch als früher – das ist gesund und sinnvoll, aber achten Sie bitte bei der ganzen Familie auf eine ausreichende Eisen- und Vitamin-B12-Aufnahme. Eisen benötigt unser Körper, um z.B. rote Blutkörperchen zu bilden und Zellen des Immunsystems aufzubauen. Ein zu geringer Eisenspiegel macht uns müde, schlapp, infektanfällig, und Kinder schlafen nicht gut, wenn ihr Eisenspeicher nicht ausreichend gefüllt ist.

Bewegung an der frischen Luft steigert die Laune und das Wohlbefinden – und stärkt außerdem unser Immunsystem. Leistungssport kann aber zum Stress werden, und wer sich gerade erst von einer Infektion erholt, braucht keinen Stress.

Und die Hygiene?

Corona hat uns gezeigt: Normale Hygienemaßnahmen wie Händedesinfektion, Abstand und auch die nervige Maske schützen uns vor Ansteckung. Vor allem aber schützen wir damit jene, welche besonders infektionsgefährdet sind.

Und wie ist es im eigenen Zuhause: Müssen Eltern jetzt darauf verzichten, ihre Kinder zu küssen? Nein – Küssen ist sogar wichtig fürs Immunsystem. Es muss ja vielleicht in der schlimmsten Infektzeit kein Mundkuss sein.

Verzichten sollte man allerdings darauf, sich Löffel oder Gabel zu teilen – wegen der Übertragung von Mundbakterien besteht Kariesgefahr.

Wer nun nach allem Stress und durchwachten Nächten noch lachen kann: Auch gute Laune stimuliert unser Immunsystem!

Bleiben Sie gesund!

Ihre Uta Römer

Mehr Informationen auf der Webseite meiner Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin in Refrath


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Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Sie hat eine Praxis in Refrath.

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