Kinderärztin Uta Römer. Foto: privat

„Alle Jahre wieder“ – drohen an den Feiertagen Stress und Infekte. Nicht nur „Ihr Kinderlein kommet“, sondern oft auch zum Teil wenig bekannte Verwandte, was viele Kinder verunsichert. „In der Weihnachtsbäckerei“ stellen Zucker und Co. eine gesunde Ernährung auf die Probe. Und anstatt Schnee rieselt im Rheinland mal wieder der Regen leise vom Himmel. Wie Familien dennoch möglichst entspannte und gesunde Feiertage erleben können, erklärt Kinderärztin Uta Römer in dieser „Sprechstunde“.

Bald ist Weihnachten! Eltern und Großeltern freuen sich auf glänzende Kinderaugen, freie Tage mit der Familie, in denen alle glücklich und gesund beisammen sind …

In der Realität sieht es bei vielen kurz vor dem Fest noch eher so aus: Kinder krank, die Erwachsenen noch kränker, Homeoffice und Notbetreuung im Kindergarten haben die letzten Wochen an den Nerven gezerrt.

Der Auftrag, den wir Kinderärztinnen und -ärzte daher zuletzt immer wieder bekommen haben: Zu Weihnachten müssen alle gesund und munter sein! Dazu ein paar Tipps.

Glückliche Kinder, glückliche Eltern …

Gehen Sie nicht mit zu hohen Erwartungen in die Weihnachtszeit. Kinder lieben Routinen, ihre Freunde, den Kindergarten und auch die Schule. Wir Eltern wünschen uns Ausschlafen, Ruhe, Frieden und Entspannung – die Kinder vermissen ihre Spielkameraden. Suchen Sie einen Weg, der für alle passt. Warum sollten die Kinder nicht auch an Weihnachten mit Freunden spielen, und wir Eltern genießen die Zeit für uns?

Nicht nur der veränderte Tagesablauf, auch der Besuch von vielen, vielleicht auch nicht so bekannten, Verwandten kann bei Kindern zu großem Stress führen – besonders bei Kleinkindern. Und auch der Stress der Eltern bei den vielen Vorbereitungen überträgt sich auf die Kleinen. Laut Psychologen gibt es in Familien an Weihnachten und im Urlaub immer am meisten Streit.

Hinzu kommt für die Kinder ungewohntes Essen, das zu Bauchschmerzen und unruhigen Nächten führen kann …

Meine Empfehlung: Bewahren Sie Ruhe, lassen Sie die Kinder ihren Weg suchen. Wenn das bedeutet, dass das Kleinkind nur auf Ihren Arm will, die Grundschülerin lieber im Nebenzimmer spielt und das Pubertier sich ins Zimmer zurückzieht, dann ist das ok.

Silvestergefahren

Auf Weihnachten folgt gleich das nächste Fest, das für Familien jede Menge Stressfaktoren bereithält. So ängstigen Silvesterböller nicht nur Haustiere und alte Menschen, auch Kinder werden je nach Alter und Konstitution davon sehr gestresst.

Eine noch größere Gefahr sind aber Verbrennungen an heißen Racletteöfen, Kamin, offenem Feuer und natürlich am Silvesterfeuerwerk – leider alle Jahre wieder.

Gesund bleiben

Im Moment sind jede Menge Infekte auf dem Vormarsch: Corona, Influenza, RSV, Lungenentzündungen mit Luftnot und Pseudokrupp und zum Teil hohem Fieber sowie normale Virusinfekte.

Unterstützen Sie Ihr Immunsystem mit einer gesunden Ernährung, möglichst viel Ruhe, frischer Luft und Vermeidung von nicht notwendigen Kontakten. Auch Maske tragen bei großen Menschenmengen wie in Arztpraxen und öffentlichen Verkehrsmitteln hilft.

Gesunde Ernährung bedeutet, auch in der Weihnachtszeit: Essen Sie am besten (wie eigentlich immer) fünfmal täglich Obst und Gemüse, wenig Fleisch und trinken ausreichend Flüssigkeit.

Die Krux mit dem Zucker

Und was ist mit den Keksen? Auch in der Weihnachtsbäckerei sollte möglichst wenig Zucker eingesetzt werden. Zucker ist nicht gut für uns. Er ist verantwortlich für Karies, Sodbrennen, Übelkeit und Übergewicht. Bei einigen Kindern führt hoher Zuckerkonsum zudem zu völlig überdrehtem Verhalten.

Andererseits wissen wir aus der Medizin, dass Zucker auch zu Glücksgefühlen führt, Stress abbaut und Schmerzen mindert. Wenn man Babys vor der Impfung ein wenig Traubenzucker gibt, fällt die Schmerz-und Stressreaktion deutlich geringer aus. Und weniger Stress kann man an den Feiertagen gut gebrauchen. Daher sollte man nicht alles verbieten – das führt nur zu Frust und Ärger.

Super wäre es, beim Backen nur so viel Zucker zu verwenden wie unbedingt notwendig und Fett zum Beispiel durch Quark zu ersetzten – da gibt es jede Menge guter Rezepte.

Übrigens sind auch Bananen optimale Stresskiller: Sie sind süß, enthalten viel Magnesium und sorgen genau wie Kekse für die Bildung von Serotonin, also des Hormons, das uns glücklich macht.

Bewegung an der frischen Luft, Tageslicht, Toben und Lachen führen ebenso zur Bildung des Glückshormons Serotonin und helfen uns allen, durch diese anstrengende, schöne Zeit zu kommen.

Krank an den Feiertagen

Wenn doch ein Infekt in der Familie ausbricht – das kann leider gerade in den Ferien, wenn der Körper zur Ruhe kommt, passieren – denken Sie daran: Ruhe bewahren, genug schlafen, Fieber senken, ausreichend Flüssigkeit und auch Kalorien, Licht und frische Luft.

In der Hausapotheke sollten fiebersenkende Medikamente (Ibuprofen und Paracetamol, helfen beide auch gegen Schmerzen), Nasentropfen sowie gegebenenfalls schon einmal notwendig gewesene Medikamente zum Inhalieren nicht fehlen.

Sollte sich der Allgemeinzustand Ihres Kindes verschlechtern – z.B. nicht mehr senkbares Fieber, starke Schmerzen, Benommenheit, Luftnot – rufen Sie bitte die 116 117 oder in lebensbedrohlichen Fällen (aber nur dann!!!) die 112 an.

An den Feiertagen helfen niedergelassene Kinderärzte zusätzlich zu ihrer gerade im Moment sehr anstrengenden Arbeit in der eigenen Praxis auch in den Notfallpraxen Eltern und Kindern in Not. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich eine Beratung per Videosprechstunde mit einem Kinderarzt/ärztin zu buchen.

Bitte informieren Sie sich über Öffnungszeiten und helfen Sie unnötige Behandlungen zu vermeiden – und damit auch lange Wartezeiten.

Frohe und gesunde Weihnachtstage und einen guten Rutsch!

Ihre Uta Römer

Mehr Informationen auf der Webseite meiner Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin in Refrath


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Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Sie hat eine Praxis in Refrath.

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