Früher war es einfach, für die Zukunft der Kinder vorzusorgen: Man richtete ein Sparbuch ein, überwies jeden Monat einen festen Betrag, fertig. Heute gibt es so viele Angebote, dass die Auswahl schwerfällt: Lohnt sich der Sparplan bei der Hausbank noch? Was ist mit Tages- und Festgeldkonten? Ausbildungspolicen? Aktien oder ETF? Unser großer Überblick macht Kompliziertes verständlich und hilft euch dabei herauszufinden, welche Anlageart am besten zu eurer Familie passt.

Wer von euch ist noch mit einem Sparbuch aufgewachsen? Habt ihr jemals nachgerechnet, wie viel Geld euch das gebracht hat? Vielleicht hat sich das früher sogar noch gelohnt. Heute bringen Sparbücher eigentlich gar nichts an Zinsen.

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Stattdessen sollten Eltern und andere Verwandte, die für den Nachwuchs vorsorgen wollen, einen eigenen Sparplan erstellen. Allerdings gibt es inzwischen so viele unterschiedliche Wege, dass viele erst gar nicht anfangen, sich damit auseinanderzusetzten – weil: Wo fängt man an?

Ganz einfach: Hier! Wir haben mit Martin Reuter von der Verbraucherzentrale NRW darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es gibt, wie diese genau funktionieren, was ihre Vor- bzw. Nachteile sind und für wen sie was sind.

Im Folgenden findet ihr eine übersichtliche Auflistung, verständlich erklärt.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt vor allem zwei Wege: Tages- und Festgeldkonten auf der einen, Aktien-ETF auf der anderen Seite. Je nachdem, wie viel Geld man für wie lange anlegen möchte und wie risikofreudig man ist, macht der eine oder der andere Weg mehr Sinn.

Selbstverständlich kann man sein Geld auch streuen, also aufteilen und unterschiedlich anlegen.

Die Finger lassen soll man dagegen von Ausbildungspolicen und anderen Produkten, die Versicherungen mit Geldanlagen kombinieren.

Tagesgeld

Das ist ein Bankkonto, auf das man jederzeit Geld ein- und auszahlen kann. Dafür ist auch der Zinssatz jederzeit veränderlich – aber immer deutlich höher als bei einem normalen Girokonto. Im Moment kann man auf Tagesgeld rund 3,5 Prozent Zinsen bekommen.

Wer anfangen will, Geld anzusparen, zu einem ordentlichen Zinssatz und ohne jedes Risiko, ist hier erst einmal gut aufgehoben. Man kann monatlich Geld einzahlen, aber auch Einmalbeträge aufs Tagesgeldkonto überweisen.

Symbolbild: Pixabay

Festgeld

Wenn irgendwann mehrere Tausend Euro auf dem Tagesgeldkonto liegen – oder ein größeres Geldgeschenk eingeht –, bietet sich die Übertragung auf ein Festgeldkonto an.

Hier legt man Geld für wahlweise ein bis zehn Jahre „fest“. Man kann also in dem Zeitraum, den man auswählt, nicht auf das Konto zugreifen; dafür verändert sich auch der Zinssatz nicht. Dieser liegt aktuell bei etwa 4 Prozent.

Je nach Bank gilt ein anderer Mindestbetrag, um ein Festgeldkonto zu eröffnen (von 500 Euro bis 10.000 Euro).

Der „Familienrat“ und die „Sprechstunde“ sind regelmäßige Kolumnen im Newsletter „GL Familie“ von Laura Geyer. Er richtet sich an die Eltern (und Großeltern) jüngerer Kinder, hier können Sie ihn kostenlos bestellen.

Weil im Moment niemand weiß, wie sich die Zinsen weiterentwickeln, ist es schwierig zu sagen, wie lange man sein Geld festlegen sollte. Martin Reuter rät: „Man sollte nicht alles auf eine Karte setzen.“

Wenn genug Startkapital da ist – zum Beispiel 20.000 Euro – könnte man einen Teil für ein Jahr festlegen, einen weiteren für zwei, einen für drei und noch einen für vier Jahre.

Kombi aus Tages- und Festgeld

Martin Reuter empfiehlt, sich einen eigenen Sparplan zu überlegen, nach dem man monatlich Geld in ein Tagesgeldkonto einzahlt; sobald eine bestimmte Summe erreicht ist, überweist man diese auf ein Festgeldkonto, legt aber weiterhin monatlich Geld auf dem Tagesgeldkonto zurück.

Screenshot der Webseite weltsparen.de

Die richtige Bank finden

Online-Banken haben zum Teil deutlich bessere Angebote als die klassischen Filial-Banken, sagt Verbraucherschützer Reuter. Service-Portale wie Weltsparen, Check24 oder Zinspilot durchsuchen Dutzende Online-Banken aus der ganzen EU nach den besten Optionen für Tages- und Festgeldkonten.

Dabei sollte man darauf achten, nur Banken mit gesetzlicher Einlagensicherung zu wählen, aus Ländern, die ähnlich sicher sind wie Deutschland – etwa die nordischen Länder (auch Norwegen, jenseits der EU), die Niederlande oder Luxemburg.

Von Malta, Zypern, Rumänien, Spanien oder Italien rät die Verbraucherzentrale derzeit ab. Sollte es zu einer großen Finanzkrise kommen, wäre das angelegte Geld dort eventuell nicht sicher.

Nachhaltige Banken

Einige Banken bieten Tages- und Festgeldkonten, bei denen das Geld nach sozial-ethisch-ökologischen Kriterien angelegt wird, die sogenannten Nachhaltigkeitsbanken (etwa GLS oder Triodos). Die Zinsen sind dort niedriger, dafür unterstützt man mit seinem Geld zum Beispiel soziale Projekte, Kultur und Bildung, umweltfreundliches Bauen, ökologische Landwirtschaft oder erneuerbare Energien.

Weitere Infos hierzu zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale oder beim Fair Finance Guide.

Damit sind nicht die Fonds gemeint, die man üblicherweise beim Beratungsgespräch in einer Bank angeboten bekommt. Banken bieten nämlich in der Regel nur Fonds von ihren eigenen Fondsgesellschaften, sogenannte gemanagte Fonds, mit denen sie Geld verdienen und die entsprechend teuer sind.

Stattdessen empfiehlt die Verbraucherzentrale ETF.

ETF

Das steht für „Exchange Traded Funds“, also börsengehandelte Indexfonds. Der Index ist quasi ein Marktbarometer – in Deutschland ist das der Dax, der Deutsche Aktienindex. Dieser enthält die Aktien der 40 größten deutschen Unternehmen. Wer also zum Beispiel in einen Dax-ETF investiert, kauft damit kontinuierlich Aktien dieser 40 Unternehmen.

Weil das von einem Computersystem erledigt werden kann und kein wirkliches Management braucht, kosten ETF nur rund ein Zehntel der Gebühren von gemanagten Fonds.

Am besten entscheidet man sich für große ETF, die nicht nur die Aktien von deutschen Dax-Unternehmen kaufen, sondern von Tausenden Unternehmen aus allen möglichen Branchen auf der ganzen Welt. Die Stiftung Warentest empfiehlt zum Beispiel den MSCI World mit Aktien von rund 1500 Firmen aus 23 Ländern.

Chancen und Risiken

Weil ETF als Indexfonds die Entwicklung der Märkte abbilden, sind sie dauerhaft so gut oder schlecht wie die Märkte es gerade sind. Dadurch entwickeln sie sich auf lange Sicht deutlich besser als die meisten gemanagten Fonds.

Symbolbild: Pixabay

Natürlich können auch ETF jederzeit 50 Prozent und mehr an Kursverlusten erleiden, und es kann mitunter Jahre dauern, bis die Verluste wieder ausgeglichen sind. Bei einem Anlagehorizont ab zehn Jahren sind die Chancen trotzdem realistisch hoch, mit ETF gute Rendite zu erzielen, urteilt Reuter.

Das liegt auch daran, dass man in schlechteren Zeiten für das gleiche Geld, das man monatlich einzahlt, mehr Anteile kauft, da diese dann günstiger sind.

So konnte man in den letzten 20 Jahren mit weltweiten Aktien-ETF pro Jahr durchschnittlich rund 9 Prozent Rendite erzielen.

Selbst, wenn man vorsichtig mit nur 6 Prozent pro Jahr rechnet, werden aus 10.800 Euro in 18 Jahren (50 Euro pro Monat) 19.141 Euro – also fast doppelt so viel. Das rechnet die Stiftung Warentest in der „Finanztest“ Ausgabe 10/2023 vor. Wer selbst rechnen möchte, was bei welchen Sparbeträgen herauskommen könnte: test.de/etf-sparplan-vergleich.

Bedingungen

Mindestens zehn, besser 15 Jahre sollte man einem ETF geben. Hier lohnt es sich also, früh mit dem Sparen anzufangen. Dann darf die Anlage zwischenzeitlich auch einmal schwanken.

In ETF kann man ab 25 Euro pro Monat investieren, man kann auch mehrere Tausend Euro auf einmal einzahlen, wenn man ein großes Geldgeschenk bekommt. Man kann ETF-Sparpläne ruhen und wieder aufleben lassen, die Sparrate erhöhen oder senken, und man kann jederzeit einen Teil der Anteile oder alles verkaufen. „Flexibler geht es nicht“, sagt Martin Reuter.

Den richtigen Anbieter finden

Hier hat Martin Reuter einen einfachen Tipp: über die Webseite www.justetf.com. Wer (zunächst) eine Einmalsumme anlegen möchte, führt die Maus über den Menüpunkt „Vergleiche“ und wählt aus dem sich öffnenden Untermenü „Online Broker Vergleich“.

In der Liste tauchen sowohl bekannte Banken als auch unbekannte Online-Broker auf. Laut Reuter sind alle vertrauenswürdig. Sie unterscheiden sich vor allem in den ETF-Ordergebühren – hier könne man guten Gewissens das günstigste Angebot wählen. Wer lieber mit einem bekannten Namen geht, zahlt ein bisschen mehr.

Für ETF-Sparpläne klickt man in das Feld „Suche“ – sofort erscheint als erster Vorschlag der MSCI World. Wenn man diesen auswählt und auf der sich öffnenden Seite den Untermenü-Punkt „Sparplan“ anklickt, gelangt man zu einer Liste mit allen Angeboten. Auch hier gilt, so Reuter: Das Sparen darf ruhig kostenlos sein.

Er rät auch dazu, die Kosten regelmäßig zu überprüfen. Wenn der gewählte Anbieter anfängt Gebühren zu erheben, könne man problemlos wechseln.

Ausstieg

Wenn das 18. Lebensjahr des Kindes näher rückt, empfiehlt es sich, jedes Quartal oder jeden Monat zu schauen, wie die Aktien gerade stehen, um schließlich mit einem guten Gewinn zu verkaufen.

Das Geld legt man dann am besten auf ein Tages- oder Festgeldkonto, je nachdem, wie lange es dauert, bis dieses benötigt wird.

Nachhaltige Fonds

Auch Aktienfonds gibt es in sozial-ethisch-ökologischer Variante. ETF allerdings nicht – höchstens in „hellgrün“, so Martin Reuter.

Mehr Infos hierzu bei der Verbraucherzentrale.

Die Mischung aus Versicherung und Kapitalanlage in sogenannten „Ausbildungspolicen“ nennt Martin Reuter „unflexibel, starr und teuer“. Nichtsdestotrotz preisen Banken und Versicherungsvertreter Eltern genau das oft an – weil sie damit am meisten verdienen.

Ausbildungspolicen haben lange Laufzeiten, sodass Kinder zu Beginn ihrer Ausbildung eigentlich gar nicht darauf zugreifen können, und auch die Zinsen sind nicht gut.

Symbolbild: Pixabay

Ab wann sollte man für sein Kind sparen?

So früh wie möglich, am besten ab der Geburt.

Wenn man erst später einsteigt, ist man eventuell besser mit einem Tages- oder Festgeldkonto beraten als mit ETF. 

Auf welchen Namen soll das Konto oder Depot laufen?

Eine schwierige Frage mit einigen Abwägungsmöglichkeiten. Läuft das Konto auf den Namen des Kindes, kann dieses, sobald es 18 Jahre alt wird, über das Geld verfügen. Wenn es dann entscheidet, das Ersparte in eine Weltreise zu investieren anstatt in seine Ausbildung, können Eltern nichts machen.

Ist das Vermögen größer als 15.000 Euro, wird es zudem aufs Bafög angerechnet.

Andererseits kann man einen Fonds auf den Namen des Kindes in der Regel verkaufen, ohne Steuern auf den Gewinn zahlen zu müssen. Eltern und Großeltern haben nur einen Sparerfreibetrag von 1000 Euro pro Person; ist der Gewinn höher als 1000 Euro, fallen auf den Rest rund 26 Prozent Steuern an.

Noch ein Nachteil, wenn das Konto oder Depot auf die Eltern läuft: Müssen sie eines Tages Privatinsolvenz anmelden, ist das Kapital weg. Gleiches gilt für die Großeltern: Wenn sie ins Pflegeheim kommen, wird gegebenenfalls auch dieses Vermögen auf ihren Namen für die Bezahlung der Heim- und Pflegekosten eingesetzt.

Noch Fragen?

Die Verbraucherzentrale Bergisch Gladbach bietet eine telefonische und eine persönliche Beratung zu Geldanlagen. Martin Reuter rät, es zunächst telefonisch zu probieren: immer mittwochs zwischen 11 und 13 Uhr, 0900-1-89 79 62, 1,86 Euro pro Minute aus dem Festnetz.

Reicht das nicht aus, kann man sich vor Ort von Martin Reuter oder einem Kollegen beraten lassen. Kostenpunkt: 190 Euro für 90 Minuten.

Weitere Infos auf der Webseite der Verbraucherzentrale Bergisch Gladbach.

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ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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