Bürgermeister Lutz Urbach bei der Bürgerversammlung Frankenforst im OHG

Bürgermeister Lutz Urbach bei der Bürgerversammlung im OHG

Bei der Bürgerversammlung zur Containeranlage in Frankenforst nannte Bürgermeister Lutz Urbach am Dienstag die aktuellen Zahlen: nach 95 Flüchtlingen im Juli und 37 im August kommen allein zwischen dem 1. und 17. September 143 Menschen neu nach Bergisch Gladbach. Damit ist ein Stand von 949 Flüchtlingen erreicht; ein Jahr zuvor waren es 309.

Angesichts dieser Dynamik kommt die neue Task Force der Stadt mit der Einrichtung von Unterkünften in festen Häusern nicht mehr nach, auch das gerade erst gekaufte Haus Pohle in Schildgen war nach wenigen Tagen voll belegt, die geplanten Containeranlagen in Frankenforst und Paffrath sind erst in einigen Wochen einsatzbereit. Nun stehen unkonventionelle Schritte an – nicht zuletzt, um wieder etwas Ordnung in das Verfahren zu bringen.

Zwischenlösung: beheizbare Zelte

Hier soll ein Zelt-Camp für Flüchtlinge entstehen: Sportplatz Katterbach

Hier soll ein Zelt-Camp für Flüchtlinge entstehen: Sportplatz Katterbach

Daher kündigt Bürgermeister Lutz Urbach am Mittwoch den nächsten, vor wenigen Monaten noch  undenkbaren Schritt an: Die Stadt wird am Donnerstag früh zwei große, beheizbare Zelte aufstellen. Dort sollen rund 150 Flüchtlinge vorübergehend unterkommen. So rasch wie möglich sollen die Zelte durch Leichtbauhallen ersetzt werden, die wintertauglich sind.

Jedes der Zelte hat eine Kapazität von 100 Personen, ein Zelt soll jedoch zur Hälfte für die Essenseinnahme und soziale Aktivitäten freigehalten werden. Die Betreuung der Flüchtlinge übernimmt das DRK unter Leitung von Ingeborg Schmidt.

Als Standort für das Zelt-Camp hat die Stadtverwaltung den Sportplatz hinter der Grundschule in Katterbach ausgewählt. Der Platz liegt etwas abseits von der Straße, zudem gibt es dort eine Grundversorgung mit sanitären Anlagen.

Die Turnhalle steht der Schule weiterhin für den Schulsport zur Verfügung. Für die Vereine, die auf dem Aschenplatz trainieren, seien zum großen Teil Ausweichmöglichkeiten gefunden worden.

Die Anwohner wurden schriftlich informiert; am kommenden Dienstag will Urbach bei einer weiteren Bürgerversammlung (IGP, 18 Uhr) in Paffrath zu allen Fragen Stellung nehmen.

Der Sportplatz in Katterbach.

Der Ascheplatz in Katterbach

Flüchtlinge in der VHS und bei der GL Service GmbH

Bis die Zelte bezugsbereit sind wird die Stadt vorübergehend die Turnhalle der VHS an der Buchmühle für die Flüchtlingsunterbringung für 20 Personen nutzen. Und auch auf dem Gelände der GL Service GmbH an der Tannenbergstraße werden bis zu 28 Flüchtlinge untergebracht.

„Verteilung mit Sinn und Verstand”

Mit dem Zelt-Standort hofft Andreas Kuhlen, der die Stabsstelle Flüchtling in der Verwaltung leitet, etwas mehr Luft für eine „Verteilung nach Sinn und Verstand” zu bekommen. Bis zum 22.7. sei das Verfahren geregelt gelaufen, die Unterbringung sehr anständig gewesen, berichtet Kuhlen.

Doch mit der Zuweisung der Sander Flüchtlinge lief das ganze System aus dem Ruder. Er habe jedesmal vor einem neuen Bus gestanden, die Flüchtlinge mit Mühe und Not verteilt – und nie gewusst, wo er für die Menschen im nächsten Bus Platz finden soll, berichtet der Flüchtlingsbeauftragte.

Das soll sich nun, mit den Zelt- bzw. Leichtbauunterkünften in Katterbach ändern. Dort werden zunächst die neu zugewiesenen Flüchtlinge aufgenommen. Vor dort könnten sie dann, je nach Familienstand oder Nationalität, in bessere Unterkünfte vermittelt werden.

Bei 50 Adressen im Stadtgebiet leben Flüchtlinge

In die geplanten Containerstandorte in Paffrath und Frankenforst, oder in eine private Unterkunft. Oder in eine der privat angemietete Wohnungen. Neben den rund zwölf großen städtischen Unterkünften, so Kuhlen, stehen auf seiner Liste 38 weitere Adressen: zum Teil kleine Wohnungen, zum Teil Pfarrershäuser, zum Teil auch Mehrfamilienhäuser, die alle im laufenden Jahr aquiriert worden seine. Rund ein Viertel der Flüchtlinge, schätzt Kuhlen grob,  sei in privaten Unterkünften untergekommen.

Der nächste Schritt: Container-Dörfer

Der nächste Schritt für die Stadtverwaltung ist auch schon klar: weitere und größere Containerstandorte. Mit einem Hersteller werde gerade eine Rahmenvereinbarung getroffen, damit Bergisch Gladbach je nach Bedarf laufend neue Behausungen nachbestellen kann. Dann werde es, so Urbach, demnächst auch „Container-Dörfer” geben.

Zumindest am Standort Paffrath (zwischen IGP und Kombibad) ist dafür reichlich Platz. Die Task Force der Stadt forscht aber laufend nach weiteren Grundstücken.

Schicksal der Flüchtlinge in Sand weiter unklar

Was mit den Notaufnahmeplätze in der Turnhalle in Sand geschieht, hat die Stadtverwaltung noch nicht entschieden. Den jetzt in Sand lebenden 78 Flüchtlingen, die nach wie vor darauf warten, ihren Asylantrag stellen zu können, will die Stadt jedoch einen Umzug ohne Perspektive ersparen.

Sie muss aber damit rechnen, dass sie im Wechsel für die Menschen, die jetzt in Sand leben, ein neues Kontingent im Rahmen der Erstaufnahme des Landes bekommt. Ob diese Menschen erneut in Sand, oder womöglich in Katterbach, unterkommen, ist ebenfalls ungeklärt.

Daher bleibt auch die Frage, ob die Turnhalle in Sand in absehbarer Zeit wieder für Schule und Vereine zur Verfügung steht, offen.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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