Ob für den 10-Minuten-Takt der S11 auch im Naturschutzgebiet Thielenbruch ein zweites Gleis notwendig ist, wird gerade erst geprüft. Daher sind die jetzt im Bergischen Löwen von der Bahn vorgelegten Pläne voreilig, kritisiert der BUND.

Im Rahmen des Scopingverfahrens zum Ausbau der S 11 sammeln die Naturschutzverbände derzeit gemeinsam mit der DB Planungsoptionen für den Bereich des europäischen Schutzgebietes „Thielenbruch“. Dabei wird auch die von den Verbänden angeregte Beibehaltung der Eingleisigkeit zwischen Dellbrück und Duckterath mit einer entsprechenden Weichenlösung geprüft.

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Auf der Informationsmesse und in der Online-Diskussion wird seitens der Veranstalter aber ausschließlich die Zweigleisigkeit vorgestellt.

Die Darstellung der Trasse durch die Bahn

Daher nahm sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) die gestrige Informationsmesse im Bürgerhaus Bergischer Löwe zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass zwar zweigleisig geplant wird, aber das Ergebnis der notwendigen Alternativenprüfung noch nicht vor liegt.

Das Beibehalten der Eingleisigkeit auf dem wenige hundert Meter langen Gleisabschnitt durch das Schutzgebiet wäre mit einer geringeren Beeinträchtigung des nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geschützten Gebietes verbunden.

„Die Naturschutzverbände sind für die Stärkung des ÖPNV und den 10-Minuten-Takt, aber wir vertreten auch die Belange der Schutzgebiete“ sagte Karin Stagge, die Vorsitzende der BUND Kreisgruppe Rheinisch Bergischer Kreis.

Striktes Verschlechterungs- und Störungsverbot

Im Thielenbruch befinden sich artenreiche, aber auch hochsensitive, grundwasserabhängige Lebensraumtypen wie Pfeifengraswiesen, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Kalk- und basenreiche Niedermoore, sowie Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder. Zwei der dort vorkommende Tierarten begründen ebenfalls einen Schutz nach der FFH-Richtlinie. Das Gebiet befindet sich in einem ausgezeichneten Erhaltungzustand. Seine Bedeutung im Biotopverbundsystem wird in der Gebietsbeschreibung hervorgehoben.

Generell gilt für FFH-Gebiete wie den Thielenbruch ein striktes Verschlechterungs- und Störungsverbot. Damit werden für Projekte sehr hohe Anforderungen gestellt, was ihre Auswirkungen betrifft. Dazu gehört unter anderem der Nachweis, dass keine Alternativen mit geringeren Beeinträchtigungen gegeben sind.

Weiterführende Informationen finden sich in der Presseerklärung der Naturschutzverbände vom 28.03.2018: 

„10-Minuten-Takt der S 11 mit einem Gleis möglich”

Weitere Fachinformationen zum Schutzgebiet:
Natura 2000-Nr. DE-5008-301
Naturschutzgebiet Thielenbruch und Thurner Wald (K-002) 

Quellen zur FFH-Verträglichkeitsprüfung:
LAMBRECHT, H., TRAUTNER, J., KAULE , G., GASSNER , E. (2004): Ermittlung von erheblichen Beeinträchtigungen im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung. – FuE-Vorhaben im Rahmen des Umweltforschungsplanes des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz – FKZ 801 82 130 [unter Mitarb. von M. RAHDE u. a.]. – Endbericht: 316 S. – Hannover, Filderstadt, Stuttgart, Bonn, April 2004. (pdf zum download über das Bundesamt für Naturschutz)

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So wird die S 11 ausgebaut, so reden Sie mit

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kämpft für den Schutz unserer Natur und Umwelt. Die Kreisgruppe Rhein-Berg ist über die Website erreichbar: bund-rheinisch-bergischer-kreis.de

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2 Kommentare

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  1. Es ist doch jedes Mal das Gleiche. Hier besteht jetzt die einmalige Chance die Großstadt Bergisch Gladbach vernünftig an das Schiemennetz anzuschliessen und schon sind sie auch schon da..
    unsere Öko Mitmenschen die jeden Grashalm schützen wollen und grundsätzlich gegen jeden Fortschritt sind. Dabei sprechen wir hier nur vom einem zweiten Gleis und nicht von einer neuen Straße oder gar einen Autobahnzubringer. Hier werden der Natur einige wenige Meter entnommen für täglich tausende von Pemdlern. Und dann fährt dieser Zug auch noch vorbildlich Naturfreundlich mit Strom, anstatt mit fossilem Brennstoff, den bisher noch viele Pendler auf ihren Weg nach Köln verwendem. Liebe Naturfreunde… wenn Bergisch Gladbach endlich als Großstadt wahrgenommen werden soll, dann lass uns diese Chance nicht verpassen und zügig mit den Arbeiten für das zweite Gleis, dem Neubau des Stadthauses am Bahnhof und der anschließenden Umgestaltung der Fussgängerzone nach Vorschlägen des Architekten Zimmermann beginnen. Denn darin liegt die Zukunft und die Chance von Bergisch Gladbach weiterhin eine attraktive Stadt mit viel Natur am Rande der Millionenstadt Köln zu sein. Die nachfolgende Generation wird es uns danken, denn ich bin der festen Überzeugung das die Ökos, die jetzt immer noch denken das alles so bleiben soll wie es ist, nur ihr eigenes Leben im Sinn haben. Die Natur zu bewahren ist immer ein guter Ansatz, doch sollte man beim Ausbau des zweiten Gleises mit Weitsicht an die Sache gehen und nicht wieder grundsätzlich gegen alles sein.

  2. Bitte, bitte, bitte keine faulen Kompromisse beim S-Bahn Ausbau! Auch dem BUND muss doch klar sein dass der langfristige Nutzen für die Umwelt beim zweigleisigen Ausbau höher ist als der relativ überschaubare Eingriff ins Naturschutzgebiet. Jede unnötige Weiche ist eine potentielle Störungsquelle, macht mehr Lärm beim Überfahren und erfordert das Abbremsen der Züge. Wenn dies dann die Zuverlässigkeit der Linie beeinträchtigt, ist der gesamte Nutzen des Ausbaus dahin…