Von 1800 bis heute stieg der jährliche Papierverbrauch pro Kopf von 0,5 auf über 250 Kilogramm. Deutschlands größtes Papiermuseum zeigt in seiner ständigen Ausstellung in der Alten Dombach die Wandlung vom Luxusgut zum Alltagsprodukt, die Entwicklung von der handwerklichen zur industriellen Fertigung und die Folgen des Papierverbrauchs für die Umwelt. Eine Fotoreportage.
„Gedanken und Informationen festzuhalten und zu übermitteln ist die älteste und bis heute einer der wichtigsten Funktionen von Papier … . Das Schreiben wird heute von fast allen Erwachsenen beherrscht, Papier steht in großen Mengen zur Verfügung und die Schreibwerkzeuge machen es uns immer leichter.“ (Museumstext).

Gute Orientierung
Im behindertengerechten Museum sind alle drei Geschosse mit dem Fahrstuhl zu erreichen. Die Räume und ihre jeweiligen Themen sind auf großen Tafeln übersichtlich dargestellt, erleichtern die Auswahl und Entscheidung.
Gute Information
Die verständlich formulierten Texte der Informationstafeln sind durch verschiedene Schriftgrößen hierarchisiert. Die Besucher:in kann sich entscheiden, ob sie auch das Kleingedruckte lesen oder bei den großen Texten und Headlines bleiben will, um sich schnell einen Überblick zu verschaffen.

Lumpen
Die Menschen besitzen in früheren Tagen weniger Kleidung und Haushaltswäsche und sie benutzen sie länger. Um 1800 fallen pro Einwohner im Jahr ungefähr drei Pfund Lumpen an.
Um den Jahresbedarf an Lumpen für eine Schöpfbütte zu decken, braucht man die abgetragene Kleidung von 15.000 Menschen. Jede Papiermühle hat ihre eigenen Sammelbezirke.




Alphabetisierung
Vor 200 Jahren kann die Mehrheit der Bevölkerung weder lesen noch schreiben.
Erst nach 1800 ändert sich das deutlich. Denn in allen deutschen Ländern wird die Schulpflicht eingeführt und in immer mehr Berufen werden Schreib- und Lesekenntnisse erwartet. Die Zahl der Analphabeten sinkt in den folgenden Jahrzehnten ständig. Erst vor rund 120 Jahren ist der Anteil der Erwachsenen, der lesen und schreiben kann, ungefähr so groß wie heute.
Wer damals nicht schreiben kann, bittet berufsmäßige Schreiber um die Formulierung und das Schreiben von Liebes- oder Geschäftsbriefen. Das ist auch heute noch in Ländern mit vielen Analphabeten üblich.


Schulpflicht und Hausaufgaben werden häufig vernachlässigt, wenn die Kinder in der Papiermühle oder in Haus und Garten mitarbeiten müssen.



Die Papierherstellung
Die bei Kindern beliebte eigene Herstellung von Papier ist zur Zeit wegen der Corona-Einschränkungen nicht möglich.



Kinderspielzeug
Für Kinder häufig überraschend, für Ältere manchmal mit wehmütigen Erinnerungen verbunden: Kinderspielzeug aus Papier.





Papier im Alltag

Von „Blütenweich“ bis „Super Vlausch Terracotta“: Im ehemaligen Trockenhaus läuft noch bis Februar die Ausstellung zum Klopapier: „Von der Rolle“.


Fazit: Es gibt kaum einen Gegenstand, der nicht auch aus Papier hergestellt werden kann.
Papierverbrauch

Vor dem Museum symbolisieren stilisierte Papierstapel auf den Kontinenten einer offenen Weltkugel den Verbrauch an Papier. Der Vergleich zwischen den Industrienationen und den Ländern der Dritten Welt ist bemerkenswert.

Diese Serie wird fortgesetzt. Die bisherigen Folgen finden Sie weiter unter.
Anreisetipps (falls Sie nicht mit dem Auto fahren wollen)
Zu Fuß, aus der Innenstadt zum Papiermuseum
Mit dem Bus: Linie 426 nach Spitze/Kürten, wochentags alle 20 Minuten, samstags alle 30 Minuten, sonntags jede Stunde
LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach
Alte Dombach, 51465 BGL
Dienstag bis Freitag 11 – 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage 11 – 18 Uhr
Auf den Internetseiten „Papiermühle Alte Dombach“ finden Sie weitere wichtige Informationen für einen Besuch: Führungen, Eintrittspreise oder freie Tage, Veranstaltungen, Sonderausstellung, Busverbindungen etc.