Die Schulen stehen leer. In diesem Fall ein Raum in den Otto-Hahn-Schulen, die nach der Sanierung auf die Rückkehr der Schüler:innen warten.

An diesem Mittwoch beraten Bund und Länder über die Fortsetzung des Lockdowns. Ein wichtiges Thema ist die Frage, ob der Präsenzunterricht wieder aufgenommen werden kann. Die Schulen in Bergisch Gladbach bereiten sich bereits auf verschiedene Szenarien vor – die je nach Schulform aber sehr unterschiedlich ausfallen.

Am Montag hatte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek Leitlinien mit „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung“ in Schulen vor – und mögliche Wege zur Rückkehr der Schüler:innen in die Schulen vorgezeichnet. Demnach sind ein Reihe von Maßnahmen möglich: Reduktion der Zahl der Schüler:innen im Präsenzunterricht, Tragen von Masken, Infektionsschutz auf Schulwegen, Regeln im Musik- und Sportunterricht, Umgang mit Verdachtsfällen und Quarantäne sowie Lüften und zur Luftreinigung.

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Das Papier soll Leitplanken für die Öffnung der Schulen bieten und verschiedene Schulformen passsen. Aber da haben die Schulleiter:innen hier vor Ort eine eigene Meinung. Sowohl was die Innovationskraft der Leitlinien als auch die Machbarkeit betrifft.

Keine neuen Ideen

Die Leitlinien entlocken Frank Bäcker, Schulleiter am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnaisum (DBG), nur ein Kopfschütteln: „Nichts neu, nichts verändert, nichts überarbeitet! Nach über einem Jahr bleibt die Idee: Lüften, raus gehen, aufpassen! Ich verzweifle langsam!“, sagt Bäcker.

Er mache seinen seinen Job vor Ort unabhängig von den Überlegungen auf politischer Ebene. „Wir am DBG haben seit langer Zeit ein ausgefeiltes Hybridkonzept“, der Digitalunterricht funktioniere gut. Man starte versetzt, die Schüler:innen würden sehr viel Neues lernen, „digital, selbstbestimmt, selbstorganisiert, unterstützt.“ Die Pandemie habe auch gute Seiten: Die Kommunikation sei unmittelbarer geworden, mehr auf Augenhöhe.

Aber auch andere Modelle seien für das DBG realistisch: So könne Wechselunterricht gelingen, wenn er für alle Stufen gelte. Und Bäcker denkt schon weiter, an die Zeit nach Corona: „Wie flexibel kann Schule sein, wenn man die neuen digitalen Möglichkeiten weiterdenkt?“ Seine Schule ist, so viel wird klar, für den Ausstieg aus dem Distanzunterricht gewappnet. Wann immer er auch kommt.

Pläne für drei Szenarien

Auch am Gymnasium Herkenrath hat man sich auf verschiedene Szenarien für die kommenden Wochen vorbereitet. Es gebe „sowohl für den Distanzunterricht wie auch für den Schichtbetrieb oder die geteilten Klassen“ ausgearbeitete Pläne, erläutern Dieter Müller und Romina Matthes. Alle drei Szenarien könne man organisatorisch, personell und auch den Hygienvorschiften entsprechend umsetzen.

Die Schule setzt auf ihre Ressourcen: Der Distanzunterricht laufe gut, im letzten Lockdown habe man zudem Erfahrungen mit geteilten Klassen gewonnen. Auch Wechselunterricht sei organisatorisch machbar.

Einzig der versetzte Start sei aufgrund des ÖPNV und der Lage der Schule schwer machbar, wenden Müller und Matthes ein. Weil der Schulbusverkehr nach wie vor inflexibel ist.

Auch am BKSB wartet man die Entscheidung von Mittwoch ab, hat aber Pläne für alle Szenraien in der Schublade

Konzepte in der Schublade

Das Berufskolleg Kaufmännische Schulen (BKSB) wartet die Entscheidung am Mittwoch ab, geht aber noch nicht von einer Lockerung aus. Zwar würde man gerne die Abschlussklassen zum Wechselunterricht in die Schulen holen, um auf die angestrebten Bildungsabschlüsse vorbereiten zu können. „Da die Mutationen noch nicht richtig einschätzbar ist, gehe ich von einer Schließung bis Anfang März aus“, sagt Schulleiterin Nicole Schuffert.

Ansonsten werde man die Entscheidungen abwarten. „Genug Szenarien liegen schon von alten Kultusminister-Konferenzen in der Schublade und müssen nur noch umgesetzt werden“, meint Schuffert.

Wechsel nein, flexible Präsenz ja

Die GGS Heidkamp sieht in den Leitlinien der Bundesbildungsministerin keine grundlegenden Neuerungen, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Nadine Schüller. Die darin vorgestellten Modelle sieht sie eher kritisch: „Für die Grundschulen ist eine Kombination aus geteilten Klassen im Wechselunterricht verbunden mit gestaffelten Anfangszeiten, sowie Distanzunterricht und, in unserer Schulform, durchaus nennenswerter Betreuungsbedarf im Rahmen der Notgruppen, eine große logistische wie auch personelle Herausforderung.“

Ihre Grundschule wartet die Entscheidungen ab: „Viele der denkbaren Szenarien sind mehr oder weniger schon praxiserprobt. Die Erfahrung hat uns gelehrt auf die offizielle Mitteilung des Ministeriums zu warten und sich dann erst in die Detailplanung zu begeben“, so Schüller.

Für einen raschen Stopp des Distanzunterrichts plädiert die Leiterin der GGS Refrath, Birgitt Sprafke-Zucker. Angesichts einer großen Vielfalt unter der Schülerschaft stoße man an die Grenzen des Distanzlernens. Notbetreuung und individuelle Förderung würden sich derzeit ausdehnen, Videounterricht sei keine Option.

„Wir befürworten Unterricht für alle für eine feste Stundenzahl täglich in Präsenz“, so Birgitt Sprafke-Zucker.

Es gebe Lüftungsmöglichkeiten, Maskenpflicht im Unterricht, die Einhaltung der AHA-Regeln habe oberste Priorität. „Die Familien sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit“, betont die GGS-Leiterin. Entlastungsangebote könnten eine Schulöffnung nicht ersetzen: „Unser Rat: Rückkehr zur Präsenz mit flexiblen Handlungsmöglichkeiten.“

Negative Folgen für Bildungsbiografie

Unterdessen hat sich auch die Kultusministerkonferenz bei sinkenden Corona-Zahlen für eine schrittweise Öffnung der Schulen ausgesprochen. Sie treibt die Sorge für der sozialen Teilhabe der Schüler:innen um sowie die negativen Folgen der Schulschließungen bei den Bildungsbiografien.

Eine Lösung sieht sie im Einstieg in den Präsenz- oder Wechselunterricht, für Abschlussklassen und untere Jahrgangsstufen. Ein Datum nennen die Kultusminister dafür aber nicht.

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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