Foto: Thomas Merkenich

Über 1.000 Straßen gibt es in Bergisch Gladbach, bisher ist keine einzige als Fahrradstraße vorrangig dem Radverkehr gewidmet. Das soll sich nach Ansicht der Grünen ändern. Sie haben sich viele Vorschläge aus der Bürgerschaft angeschaut und acht Straßen identifiziert, die als Fahrradstraßen besonders geeignet erscheinen. Neben der Laurentiusstraße und der unteren Hauptstraße befindet sich darunter auch die Gierather Straße.

Im März konnten Bürgerinnen und Bürger Vorschläge für mögliche Fahrradstraßen bei der Stadtverwaltung einreichen. Der Ortsverband der Grünen in Bergisch Gladbach hat sich die Beiträge genauer angesehen und acht Straßen mit unterschiedlichen Eigenschaften identifiziert, die als Fahrradstraßen besonders geeignet erscheinen und deshalb näher betrachtet werden sollten.

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Regeln und Vorteile von Fahrradstraßen

Grundsätzlich dürfen in Fahrradstraßen nur Fahrräder fahren, mit Zusatzschildern können sie aber auch für den gesamten Kraftverkehr oder nur für Anlieger freigegeben werden. In jedem Fall gilt für alle Fahrzeuge eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Auf Radfahrende muss besondere Rücksicht genommen werden. Sie dürfen langsam nebeneinander fahren und weder behindert noch gefährdet werden.

Hinweis der Redaktion: Das Bürgerportal steht als Plattform für alle Vereine, Initiativen, Parteien und Einrichtungen der Stadt zur Verfügung. Dieser Beitrag stammt vom Ortsverband der Grünen.

„Fahrradstraßen sind eine gute Möglichkeit, ohne aufwändige Umbaumaßnahmen den Radverkehr zu schützen und den Verkehr zu beruhigen. Es ist daher höchste Zeit, dass sie auch in Bergisch Gladbach eingeführt werden.“, erläutert Dr. Jonathan Ufer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. „Aus unserer Sicht gibt es im Stadtgebiet einige geeignete Straßen, die zügig in Fahrradstraßen umgewandelt werden sollten.“

Vorschlag Fahrradstraße Nußbaumer Weg

Der Nußbaumer Weg verbindet Schildgen mit Voiswinkel auf einer für den Radverkehr attraktiven und in weiten Teilen gut ausgebauten Strecke durch den Wald. Schon heute ist die Straße für den Kraftverkehr an Sonn- und Feiertagen gesperrt und an allen anderen Tagen ab 1,5t eingeschränkt. Da die Straße teilweise zur Gemeinde Odenthal gehört, wäre eine Abstimmung zwischen den Verwaltungen erforderlich.

Fotos und Grafiken: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bergisch Gladbach. Karten: OpenStreetMap

Vorschlag Fahrradstraße Sträßchen Siefen

Sträßchen Siefen ist eine Wohnstraße in einer „Tempo 30“-Zone im Stadtteil Katterbach. Sie zweigt von der Kempener Straße ab und führt auf den Odenthaler Marktweg. Für den Radverkehr ist diese Strecke eine gute Alternative zur stark befahrenen Kempener Straße, um die Orte Schildgen und Paffrath zu verbinden. Da es sich um ein Wohngebiet handelt, sollte Sträßchen Siefen als Fahrradstraße nur für Anlieger freigegeben werden.

Vorschlag Fahrradstraße Herkenfelder Weg

Fast unmittelbar im Anschluss an Sträßchen Siefen zweigt der Herkenfelder Weg von der Kempener Straße ab und führt durch den Wald direkt zum Kombibad Paffrath und im weiteren Verlauf über die Borngasse zur Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP). Sie wird daher insbesondere von Kindern und Jugendlichen häufig mit dem Fahrrad befahren. Die Straße ist schon heute nur für Anlieger freigegeben und befindet sich teilweise in schlechtem Zustand, soll aber bis 2024 saniert werden – dies wurde im Verkehrsausschuss zuletzt beschlossen.

Vorschlag Fahrradstraße Siegenstraße

Die Siegenstraße führt in Refrath direkt neben der Straßenbahn der Linie 1 entlang durch ein Wohngebiet und verbindet die Haltestellen „Refrath“ und „Lustheide“ miteinander, die beide überdachte Radabstellanlagen anbieten. Die Straße wird in der Mitte durch einen gemeinsamen Geh- und Radweg unterbrochen, der von Autos nicht durchfahren werden kann, und bietet dem Radverkehr daher eine gute Alternative zur viel befahrenen Straße Vürfels.

Vorschlag Fahrradstraße Kaule

Von der Kölner Straße zweigt die Einbahnstraße Kaule ab, die in Gegenrichtung für den Radverkehr freigegeben ist. Sie führt an der Johannes-Gutenberg-Realschule und am Albertus-Magnus-Gymnasium vorbei in die Gartenstraße, über die man direkt zur evangelischen Grundschule und zum Bensberger Bahnhof kommt. Da der Autoverkehr vor allem über die Landesstraße 136 (Kölner Straße und Steinstraße) fährt, ist die Straße für den Radverkehr gut geeignet.

Vorschlag Fahrradstraße Laurentiusstraße

Seit die Laurentiusstraße in Gegenrichtung für den Radverkehr freigegeben ist, verbindet sie die Odenthaler Straße mit dem Zentrum von Bergisch Gladbach (Rathaus, Marktplatz, Fußgängerzone, Bahnhof). Da sie direkt auf die Paffrather Straße führt, die im weiteren Verlauf noch dieses Jahr Radschutzstreifen bekommen soll, und da über den Konrad-Adenauer-Platz der Turbokreisel für Fahrräder schnell erreichbar ist, ist sie ein zentraler Abschnitt im Radverkehrsnetz der Stadt. 

Vorschlag Fahrradstraße „untere“ Hauptstraße

Die sogenannte „untere“ Hauptstraße zwischen Dechant-Müller-Straße und Driescher Kreisel ist eine von Einzelhandel und Wohnhäusern geprägte Einbahnstraße. In Gegenrichtung dürfen Fahrräder zwar auf dem schmalen Gehweg fahren, der kleine Umweg über die Kalkstraße hinter einem schützenden Zaun ist aber sicherer. In Hauptfahrtrichtung müssen Fahrräder auf der Straße fahren und dürfen nicht überholt werden. 

Über die Hauptstraße ist vom neuen Wohnblock „Stadtquartier13“ und aus Richtung Gronau das Bergisch Gladbacher Zentrum (Bahnhof mit Radstation, RheinBerg Galerie, Fußgängerzone) schnell erreichbar. Der Autoverkehr wird über die L286 (Dechant-Müller-Straße und Kalkstraße) geführt. Die untere Hauptstraße sollte daher als Fahrradstraße nur für Anlieger (Kunden, Anwohner, Besucher, Lieferanten) freigegeben werden und auch von Fahrrädern weiterhin nur in einer Richtung befahrbar sein. 

Vorschlag Fahrradstraße Gierather Straße

Die RadPendlerRoute, die zukünftig als Radschnellweg Bergisch Gladbach mit Köln verbinden soll, wird auf Kölner Gebiet an der Gierather Straße enden – so hat es der Verkehrsausschuss der Stadt Köln kürzlich entschieden. Sie könnte als Fahrradstraße bis zur Einmündung Am Dännekamp fortgeführt werden, da ab dort ein Radweg durch den Wald an der Strunde entlang direkt auf den Refrather Weg am Finanzamt führt.

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16 Kommentare

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  1. Nochmal meine Frage vom 21.06.2023.
    „Wer oder was spricht z.B. gegen eine Fahrradstraße „Johannesstraße – In der Schlade“, geschätzt 1 – 2 km? Diesen Schleichweg kann man als PKW/LKW-Fahrer doch zweifellos über die Alte Wipperfürther Straße / Romaneyer Straße und Odenthaler Straße umfahren.
    Bisher dürfen PKW/LKW tatsächlich durch das kleine Naturschutzgebiet „Die Schlade“ rasen (Höchstgeschwindigkeit dort 100 km/h für PKW), obwohl nicht mal ein Schutzstreifen für Fußgänger / Wanderer / Radfahrer (häufig auch mit Kindern / Kinderwagen unterwegs) existiert.“

    1. Danke für die Frage.
      Unsere Liste ist nicht abschließend, das heißt, es gibt sicherlich noch weitere Straßen im Stadtgebiet, die als Fahrradstraßen geeignet sein können. Sie ist ein Vorschlag für eine erste Priorisierung von Straßen, die nun von der Verwaltung weiter geprüft werden. Das wurde im Ausschuss für Mobilität und Verkehrsflächen am 13.06. mit den Stimmen von uns Grünen, SPD, CDU, FWG und FDP beschlossen. Da die personellen Kapazitäten in der Verwaltung begrenzt sind, warten wir zunächst diese Prüfung ab.

      Trotzdem eine erste Einschätzung zur Johannesstraße / In der Schlade: Die Strecke ist teilweise recht steil, hat aber sicherlich eine besondere Bedeutung für den Radverkehr und auch für den Fußverkehr. Wie sie richtig schreiben, werden PKW und LKW über die Bundesstraße 506 geführt. Von daher könnte die Strecke auch ein Kandidat für eine Fahrradstraße sein.

      1. Den Vorschlag aus der Johannesstr/In der Schlade eine Fahrradstraße zu machen möchte ich auch nochmal betonen.

        Wenn ich mit dem Fahrrad und den Kindern im Anhänger die Straße hoch fahre fühle ich mich das ein oder andere Mal von Autofahrern, die die Straße scheinbar als „Abkürzung“ benutzen um nach Romaney zu kommen, sehr bedrängt. Erst kürzlich wurde ich angehupt, als es einem Autofahrer nicht möglich war mich zu überholen.

        Außerdem ist die Straße auch jetzt schon von starker Bedeutung für Fahrradfahrer die aus der Stadt nach Grube / Romaney / Eikamp etc. fahren wollen. Der Anstieg, von dem auch sie in einer Antwort auf einen anderen Kommentar gesprochen haben, ist angenehmer zu fahren als der über die 506.

        Außerdem würden wir uns auch als Fußgänger freuen, wenn der Verkehr auf dem Weg hoch zum Wald/Spielplatz verkehrsberuhigter wäre.

  2. Nichts spricht dagegen. Überall wo sie verkehrssicher möglich sind und die Rechte von Anwohner nicht beschneiden, soll es geschehen. Für alles andere ist der § 1 der Verkehrsordnung zuständig.

  3. Der ganz große Wurf! Genau darauf haben all die gewartet, die täglich mit dem Rad zur Arbeit fahren, die versuchen sich umweltgerecht in dieser Stadt zu bewegen, die ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule/Kita bringen, die nicht waghalsig genug sind mit dem Fahrrad in dieser Stadt zu fahren und die vielen Anderen, die furchtbar enttäuscht über die Verkehrspolitik dieser Stadt sind und sich eine Verkehrswende erhofft hatten.
    Da reichen die paar Brotkrumen in Form von Vorschlägen für acht Fahrradstrassen gerade aus, aus Enttäuschten Verzweifelte oder Gleichgültige zu machen.

    1. Den Vorschlag aus der Johannesstr/In der Schlade eine Fahrradstraße zu machen möchte ich auch nochmal betonen.
      Wenn ich mit dem Fahrrad und den Kindern im Anhänger die Straße hoch fahre fühle ich mich das ein oder andere Mal von Autofahrern, die die Straße scheinbar als „Abkürzung“ benutzen um nach Romaney zu kommen, sehr bedrängt. Erst kürzlich wurde ich angehupt, als es einem Autofahrer nicht möglich war mich zu überholen.
      Außerdem ist die Straße auch jetzt schon von starker Bedeutung für Fahrradfahrer die aus der Stadt nach Grube / Romaney / Eikamp etc. fahren wollen. Der Anstieg, von dem auch sie in einer Antwort auf einen anderen Kommentar gesprochen haben, ist angenehmer zu fahren als der über die 506.
      Außerdem würden wir uns auch als Fußgänger freuen, wenn der Verkehr auf dem Weg hoch zum Wald/Spielplatz verkehrsberuhigter wäre.

  4. Bei aller grundsaetzlichen Zustimmung etwas Wasser in den Wein:
    Nussbaumer Weg und Gierather Strasse sind in der Hauptverkehrszeit relativ stark befahren (von KFZ), als Fahrradstrassen daher eher maessig geeignet. Die Siegenstrasse ist dagegen derart ruhig, dass eine Widmung nur dann einen Vorteil fuer Radfahrende bringen wuerde, wenn die ‚Fahrradstrasse‘ nach Westen bis zur Stadtgrenze und nach Osten bis Kippekausen verlaengert wuerde.

    1. Der Nußbaumer Weg (und in Folge auch die Voiswinkler Straße) wäre deutlich ruhiger, wenn das erlaubte Höchstgewicht von 1,5t eingehalten würde.

  5. Ich würde es sehr begrüßen, wenn es ergänzend zu den Einzelnen Kartenausschnitten auch eine Gesamtschau der Vorschläge in einer Karte gäbe. Denn so erfreulich jede dieser Einzelmaßnahmen für sich genommen auch ist, erst wenn es gelungen sein wird den Großraum Bergisch Gladbach zumindest in Ost-West und Nord-Süd Achsen auf durchgehenden Fahrradwegen oder -straßen zu durchqueren, erst dann hat man einen guten Anfang für den notwendigen Wechsel zu einer Fahrradstadt erreicht.

    1. Das waere tatsaechlich wuenschenswert, ist aber leider nicht immer machbar. Zu einigen Hauptverkehrsachsen gibt es schlicht keine Alternativrouten (Radwege oder kleine Strassen), Bsp. Bensberger Strasse, Odenthaler Strasse, Altenberger-Dom-Strasse.

      1. Wer oder was spricht z.B. gegen eine Fahrradstraße „Johannesstraße – In der Schlade“, geschätzt 1 – 2 km? Diesen Schleichweg kann man als PKW/LKW-Fahrer doch zweifellos über die Alte Wipperfürther Straße / Romaneyer Straße und Odenthaler Straße umfahren.
        Bisher dürfen PKW/LKW tatsächlich durch das kleine Naturschutzgebiet „Die Schlade“ rasen (Höchstgeschwindigkeit dort 100 km/h für PKW), obwohl nicht mal ein Schutzstreifen für Fußgänger / Wanderer / Radfahrer (häufig auch mit Kindern / Kinderwagen unterwegs) existiert.

  6. Ist der Vorschlag zur unteren Hauptstraße mit der Variante „Freigabe für Anlieger“ mit der CDU abgestimmt?

  7. Endlich mal ein paar vernünftige Ideen. Damit würde auch der Durchgangs/Schleichweg-Verkehr in einigen Strassen unterbunden. Weiter so!

  8. Guten Tag,

    witzige Erkärung – frage mich jetzt nur, ob es auf anderen Strasen ok ist, wenn Fahrradfahrer gefahrtet werden…

    „Auf Radfahrende muss besondere Rücksicht genommen werden. Sie dürfen langsam nebeneinander fahren und weder behindert noch gefährdet werden.“

    LG

    1. „Auf Radfahrende muss besondere Rücksicht genommen werden. Sie dürfen langsam nebeneinander fahren und weder behindert noch gefährdet werden.“

      Ich sage nur Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)
      § 1 und 2. Da ist dies ganz klar geregelt. Auch wenn manche das gerne anders sehen…. Alle Verkehrsteilnehmer müssen aufeinander Rücksicht nehmen und „pauschales“ nebeneinanderfahren ist eben nicht zulässig.