Neueröffnung in Schildgen: In den ehemaligen Olivenhof ist „Der Hof“ eingezogen, das neue Projekt der Macher von „Curry im Thal“. Das Restaurant hat mit dem Odenthaler Imbiss allerdings nichts gemeinsam – hier gibt es gehobene Küche, von der hausgeräucherten Forelle an Pumpernickel-Bröseln bis hin zum Teres Major Dry Aged Steak. Wir waren am Eröffnungsabend zu einem ersten Test vor Ort.

Es ist Tag 1, Stunde Null, sozusagen: Am Mittwoch um 17.30 Uhr hat das neue Restaurant im ehemaligen Olivenhof an der Altenberger-Dom-Straße in Schildgen eröffnet: „Der Hof“. Und wir sind zum Testen vor Ort.

Wir, das sind in dem Fall meine Familie und ich. Dass das Restaurant nicht unbedingt auf Kinder ausgerichtet ist, war mir schon klar. Daher habe ich beim Reservieren gewarnt, dass der Dreijährige vermutlich nur Nachtisch essen wird. Der war dann auch ein voller Erfolg, aber dazu später.

Zur Erinnerung: „Der Hof“ ist das neue Projekt von Maike und Tim Endert, bekannt vom Odenthaler Imbiss „Curry im Thal“, sowie Maikes Bruder Marius Sprenger.

Tim Endert, Maike Endert und Marius Sprenger. Foto: Thomas Merkenich

Familie Endert hat einen soliden Background: beide haben ihre Ausbildung im Sterne-Restaurant „Zur Post“ in Odenthal absolviert: Maike als Restaurantfachfrau, Tim als Koch. Beide bleiben im „Hof“ im Hintergrund, Betriebsleiter ist Marius Sprenger. Er hat in Köln in den Restaurants „Ox & Klee“ sowie „Pottkind“ Sterne-Erfahrung am Herd gesammelt.

Im Oktober 2023 schilderte das Trio die Pläne für das Schildgener Restaurant wie folgt: „Wir schließen die Lücke zwischen bestehender und gehobener Gastronomie“; sie gaben auch gleich an, dass wohl eher zahlungskräftigere Kundschaft angesprochen wird, mit Preisen von 60 bis 80 Euro pro Gast und Besuch.

Nun, so ist es – und es ist den Preis wert.

Die Küchengrüße

Zur Begrüßung bekommen wir zwei Schalen mit Focaccia-Schnitten, die auf den ersten Blick wie Blechkuchen-Stücke anmuten. Der Teig ist luftig und locker; getrocknete Tomaten sind darin verbacken, die Salzflocken auf der dünnen Kruste kitzeln ihren sommerlichen Geschmack heraus. Die Zitronen-Pfeffer-Butter dazu ist unspektakulär, aber eine schöne Ergänzung.

Es folgt ein „Amuse-Bouche“, das wahrlich eine „Mundfreude“ ist: eine Zwiebelessenz mit Kartoffelschaum-Haube, serviert in kleinen Schälchen, die man in einem Zug leeren kann. Ich lasse mir etwas mehr Zeit und genieße das intensive Zwiebelaroma, das, es lässt sich nicht besser sagen, meinen Gaumen beglückt.

Wie soll es weitergehen? Auf der Karte finden sich drei Vorspeisen, drei Zwischengänge, drei Hauptgänge und zwei Desserts sowie eine Käseauswahl. Es gibt auch ein Drei- und ein Viergang-Überraschungsmenü zu 55 beziehungsweise 65 Euro.

Die Vorspeise

Wir wollen lieber selbst wählen und starten mit der „Hausgeräucherten Forelle“ als Vorspeise (17 Euro). Hier passt einfach alles zusammen und ergänzt sich zu einem kulinarischen Gesamtkunstwerk: Die Forelle – dezentes Raucharoma, zart schmelzend wie roher Fisch –, das kernige Bett aus gebröseltem Pumpernickel, das Topping mit fein geschnittenem, nussig-herbem Römersalat.

Eigentlich gehört auch noch Meerrettich darauf, ich kann mir genau vorstellen, wie die scharfe Note das Gericht bereichert. Leider muss ich wegen einer Unverträglichkeit darauf verzichten, was zum Glück kein Problem darstellt.

Der Zwischengang

Als nächstes probieren wir einen Zwischengang: „Gebratener Wilder Brokkoli“ mit Garnelen (25 Euro, auch ohne Garnelen zu haben für 18 Euro). Ein verspieltes Gericht, sowohl was die Zutaten als auch was die Anrichtung angeht. Die langen, dünnen Brokkoli-Stangen liegen schachbrettartig übereinander, dazwischen sind Tupfen aus Miso-Mayonnaise, geröstete Salz-Mandeln, und obenauf angeschmorte Birnenscheiben.

Die Garnelen kommen auf einem Extra-Teller in Kräuteröl und knusprig gebratener Petersilie, weil wir vergessen hatten, sie mitzubestellen – auch das kein Problem, sie werden zügig nachgeliefert.

Der wilde Brokkoli – deutlich geschmacksintensiver als der übliche – und die Miso-Majo passen prima, die Mandeln liefern einen knackigen Biss dazu. Alles in allem ein Essen, das schmeckt und Spaß macht. Eine perfekte Komposition wie die Forelle ist es nicht, muss es aber auch nicht sein. Stattdessen glänzt jedes Element für sich.

Der Hauptgang

Nun kommt das Teres Major Dry Aged Steak (39 Euro). Wir wollten es „medium well done“, damit das Kind auch probieren kann, und genau so kommt es. Purer Fleischgeschmack ohne Ablenkung, zart, saftig und aromatisch. Serviert mit einer kräftigen Soße, einer ganzen, gedämpften Schalotte und knusprigen Röstzwiebel-Streifen.

Eine angenehme Überraschung wartet im Kartoffelkuchen: Hier wurde Zitronenschale verwendet, eine meiner Lieblingszutaten in fast allem, aber an Kartoffeln habe ich sie nicht erwartet. Fantastisch!

Das Dessert

Wie erwähnt hatte ich damit gerechnet, dass eigentlich nur die Nachspeise etwas für mein Kind sein würde. Doch der Dreijährige ist kreative Küche gewöhnt, sein Vater ist leidenschaftlicher Hobby-Koch. So probierte er die Vor-, Zwischen- und Hauptspeise und aß ein paar Bissen bei uns mit. Ein ganzes Gericht allerdings hätte ich, zumal bei den Preisen, nicht für ihn bestellen wollen.

Jetzt aber ist seine Zeit gekommen, und zwar in Form einer Kakao-Creme-Brûlée, getoppt mit Feigen und Schokosorbet (14 Euro). Das Kind ist glücklich. Wir Erwachsenen sagen: Solide Nachspeise, interessante Kombination. Aber kein herausragendes Geschmackserlebnis wie die Gänge zuvor.

„Der Hof“
Altenberger-Dom-Straße 152, 51467 Bergisch Gladbach – Schildgen
Telefon 02202-2499155
info@derhof-schildgen.de
Mi-So 17.30 bis 0 Uhr, Küche jeweils bis 22 Uhr
Web & Instagram

Die Erfahrung

An der Einrichtung des Restaurants hat sich gegenüber dem Olivenhof wenig verändert: dunkle Holztische, grau gepolsterte Hochlehner, schwarz-silberne Deko. An den hellgrauen Wänden hängen, wie zuvor, schwarz gerahmte historische Fotos, dazwischen ein paar neue Aufnahmen – Marius Sprenger in der Küche, die Kaffeemaschine, ein angerichteter Teller – in den gleichen schwarzen Rahmen.

Das Interieur habe zu ihrem Konzept gut gepasst, sagt Marius Sprenger am nächsten Tag am Telefon, und: „Warum sollten wir was gutes Bestehendes einreißen?“

Mit dem ersten Abend ist er zufrieden. Statt der reservierten 27 seien 36 Gäste bewirtet worden, alles in allem sei es „erstaunlich gut und rund“ gelaufen.

Dass wir relativ lange auf unser Essen warten mussten, habe sicher daran gelegen, dass das Team an diesem Abend zum ersten Mal überhaupt zusammen gearbeitet habe – „das wird anders aussehen, wenn alle eingearbeitet und eingespielt sind“, ist er sich sicher.

Genug Gelegenheit werden sie haben: Für diese und nächste Woche lägen schon zahlreiche Reservierungen vor, viele freie Tische gebe es nicht mehr, so Sprenger.

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Alles in allem hat Schildgen mit dem „Hof“ ein neues kulinarisches Highlight gewonnen. Klar, die Preise haben es in sich. Mit drei Gängen, Wasser und Wein kommt man gut auf 80 Euro pro Person. Aber die Gerichte sind es wert. Eine klare Empfehlung, wenn es einmal etwas ganz Besonderes sein soll.


Hinweis der Redaktion: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter testen die Restaurants anonym. Falls für die Geschichte erforderlich geben sie sich erst nach dem Bezahlen zu erkennen. Die Rechnung zahlt die Redaktion.

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ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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12 Kommentare

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  1. Es wird immer wieder so getan, als sei ein Preis von ca. 80 € pro Person incl. Dreigängemenu, Wein, Wasser, Espresso besonders hoch. Natürlich gibt es Menschen, deren Einkünfte nicht ausreichen für solche Restaurantbesuche. Hat denn jemand eine Lösung für dieses soziale Problem? Vielleicht ein subventioniertes Jahresticket oder staatlich verordnete Höchstpreise?

    Außerdem ist die deutsche Esskultur anders ausgerichtet als die z.B. in Frankreich. Das berühmte Beispiel, dass der Franzose sein Geld für hochwertiges Olivenöl ausgibt und der Deutsche in Hochleistungsmotoröl investiert, trifft es im Kern.

    Es ist nun mal so, dass ca. 80 € die absolute Untergrenze sind für das, was man gehobene Küche nennt. Darunter müssen Qualitätsverluste und der verstärkte Einsatz von Convenienceprodukten akzeptiert werden.

    Die Klage und das weitverbreitete Vorurteil, man würde nicht satt durch mehrgängige Menus halte ich bis auf ein paar möglicherweise berechtigte Einzelfälle für überzogen. Mir ist es noch nie passiert, dass ich in einem gehobenen oder gar Sternerestaurant nicht satt wurde. Und meine Gastronomieerfahrung kann sich sehen lassen.

  2. Anonyme Kommentare, die offensichtlich der Geschäftsschädigung dienen, lassen wir nicht zu.

  3. Ich war gestern da (zu zweit) und hab in etwa das gegessen was die Redaktion verspeist hat. Service und Geschwindigkeit waren Super. Das Essen ist seinen Preis wert. Beim Espresso könnte man mehr rausholen.

    Leider ist es so, je gehobener die Küche umso mehr Brot muss man Essen um satt zu werden auch ohne Bandwurm. War der Grund warum wir nicht mehr in Delbrück ins La… gegangen sind als wir nach einem schönen Abend viel Geld gelassen hatten und immer noch Hunger hatten.

    Zurück zum Hof glaube ich das es funktionieren kann, aber bestimmt nicht einfach, weil es zwar immer noch genug Leute mit Geld für so ein Essen gibt, aber in Deutschland immer noch eher ein Auto zählt als das was durch den Magen geht.

    Übrigens ohne Nachtisch aber mit Wein und Aperitif, Espresso sind wir mit 80€ pro Person hingekommen. Und für Frau Pütz – es ist oberhalb von Gut Bürgerlich und jeder, der Essen geht, weiß was es zur Zeit kostet.

  4. Mein zweiter Versuch: ich bin so entsetzt: einen Beitrag über die abgeblich gehobene küche zu lesen, in dem am Ende steht: die Redaktion hat bezahlt; sorry können Sie rechnen: 95 Euro pro Person ohne Getränke und Trinkgeld

      1. Frau Pütz hat anscheinend mitgerechnet. Und tatsächlich passen die addierten Preise für die genannten Gerichte nicht zu „kommt man gut auf 80 Euro pro Person“ inkl. Getränken.

        Allerdings scheint Letzteres auch eher eine Überschlagsrechnung für Leute zu sein, die drei Gänge bestellen. Hier waren es inkl. Zwischengang vier, der individuelle Rechnungsbetrag der Testesserin liegt also nachvollziehbar über dem geschätzten Durchschnitt.

  5. S.g.D.u.H.
    Es ist der ehemalige Elisenhof, schade dass es jetzt so langweilig, nur ‚ Hof‘ heißt.

  6. Eine Verbesserungsvorschlag für diese Berichte.
    Vielleicht könnte auch ein kleiner Abschnitt die Barrierefreiheit der Lokalität beschreiben. Für einige Leser sicherlich eine interessante Information.
    Besten Dank

  7. Dann wünsche ich mal, das man durchhält. Nach dem ersten Boom wird sich zeigen, ob es genug Leute gibt, die diese Summen investieren wollen und vor allem können.
    Da habe ich dann doch so meine Zweifel.

  8. In Bergisch Gladbach und Umgebung wird es genug Menschen geben die es sich leisten können für 80,00€ ohne Getränke, dem Bericht nach zu Folge, und pro Person einzukehren. Man wird am Ende sehen, wie treu die Gäste bleiben…..denn die Erwartungshaltung wird auch durch den Preis erhöht. Ich wünsche viel Erfolg.