Das Repertoire des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach wächst um zwei neue Werke. Und die sind beim Konzert am 3. September im Bergischen Löwen zu hören. Neben der 3. Sinfonie von Brahms steht Rachmaninovs 3. Klavierkonzert auf dem Programm. Was auch auch für den Leiter des Orchesters, Roman Salyutov, eine Premiere ist. Er wird es erstmals als Solist am Klavier aufführen – und zugleich dirigieren.

Zwei Werke der Spätromantik stehen am 3. September auf dem Spielplan des Sinfonieorchesters, entstanden um die Jahrhundertwende. Seine 3. Sinfonie schrieb Brahms 1883, Rachmaninov komponierte sein 3. Klavierkonzert 1909.

Auch wenn die Tonsprache schon hörbar auseinanderliegt, und vor allem Rachmaninov an der Schwelle zur Moderne agiert – „es sind beides zu 100 Prozent Kompositionen, die man der Spätromantik zuordnet“, macht Roman Salyutov klar. Beide Werke seien stark vom Befinden der Komponisten geprägt.

Romantisches Pathos

Beide Werke sind Premieren für das Sinfonieorchester. „Brahms Dritte vereint scheinbar gegensätzliche Aspekte in sich, es ist lebensbejahend, bringt aber auch viel romantischen Pathos mit, viel dramatische Spannung“, schildert der Orchesterleiter und Dirigent. Da sei ein Riss zu spüren, zwischen dem Komponisten und der Außenwelt – ein reizvolles Werk der Romantik.

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Ein musikalischer Tausendsassa feiert Geburtstag: Seit zehn Jahren leitet der Pianist und Dirigent Roman Salyutov das Sinfonieorchester Bergisch Gladbach. Umtriebig hat er es seither nicht nur vom Kammerorchester zu einem gestandenen, nachgefragten Klangkörper entwickelt. Sondern auch das Repertoire und die konzertante Geografie deutlich vorangetrieben.

Für das Orchester sei die Komposition eine spannende Erweiterung des Repertoires, und vor allem für die Streicher eine Herausforderung. Brahms sei Pianist gewesen, habe als solcher für die Streicher komponiert, das sei nicht bequem zu spielen.

Zwar sei das viersätzige Werk klassisch aufgebaut, technisch aber eine Herausforderung. „Gerade die Streicher müssen über das hinausgehen, was die Klassik an Anforderungen an den Musiker stellt.“

Foto: Thomas Merkenich

Sinfonieorchester Bergisch Gladbach: In der Blüte der Spätromantik
Johannes Brahms, Sinfonie Nr. 3 F-Dur Op. 90
Sergej Rachmaninov, Konzert für Klavier und Orchester Nr 3 d-Moll, Op. 30

Leitung und Klaviersolist: Roman Salyutov
Sonntag 3, September, 18 Uhr, Bürgerhaus Bergischer Löwe
Tickets 25 / 20 / 15 / 12 / erm. 10 Euro, Kölnticket und Theaterkasse im Löwen
Ein Konzert des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach und des Musik- und Kultur Festival GL e.V.

Inspiriert von Shine

So richtig erschlossen habe sich für ihn das 3. Klavierkonzert von Rachmaninov als junger Mensch durch den Kinofilm Shine, ein cineastisches Meisterwerk über den australischen Pianisten David Helfgott, berichtet Salyutov. Helfgott erlitt bei einer Aufführung eben jenes Klavierkonzertes einen Nervenzusammenbruch, litt in der Folge an psychischen Problemen.

Einen weiteren Motivationsschub für Rachmaninovs „Drittes“ habe ihm ein russischer Klavierprofessor in St. Petersburg gegeben, dem er im Alter von 17 Jahren Auszüge aus dem Werk vorgespielt hatte. „Ich habe für einen Pianisten relativ kleine Hände, der Professor ermutige mich aber das Werk dennoch einzustudieren, er wusste dass es bei mir geht.“

Foto: Thomas Merkenich

Rachmaninov müsse riesige Hände gehabt haben, „er scherte sich bei seinen Kompositionen mithin nicht um Probleme, welche die Solisten seiner Werke später mit den aberwitzigen Griffbildern für die Akkorde haben würden.“ Sein Vater habe ihn nach dem professoralen Lob zusätzlich ermutigt, das Werk einzustudieren.

Aber es sollte vom Beginn seiner musikalischen Ausbildung im Jahr 1995 fast 30 Jahre dauern, bis er das Werk endlich selbst auf dem Podium spielt. Nun ist es am 3. September 2023 in Bergisch Gladbach soweit.

Nasendirigat

Die Aufführung des 3. Klavierkonzertes ist gleichwohl nicht nur für das Orchester sondern auch für den Solisten Salyutov eine Premiere. Er wird das Werk am Klavier spielen und zugleich dirigieren. Eine Herausforderung?

Nicht unbedingt, meint der Profimusiker. Das Orchester agiere begleitend, hier und da müssten lediglich punktuelle Akzente dirigiert werden. „Das geht dann durch Blickkontakt, es ist quasi ein Nasendirigat“, schmunzelt Salyutov.

Er habe bei dem Klavierkonzert einfach keine Hand frei. Man erzählt sich, dass es das Klavierstück mit den am meisten gespielten Noten pro Sekunde sei. „Mit der Aufführung wird ein Traum wahr“, sagt Salyutov, der auch tief in die Entstehungsgeschichte der Komposition eingetaucht ist.

Foto: Thomas Merkenich

Weitere Aufführungen geplant

So sei das 3. Klavierkonzert vor dem Hintergrund einer über Jahrzehnte nicht offen gelebten Liebe Rachmaninovs zur Tocher eines Psychotherapeuthen entstanden. Aspekte, die erst posthum ans Tageslicht kamen, die das Werk aber über lange Strecken atmet und die Zuhörer:innen fesselt.

Am 3. September wird das Orchester wie gewohnt im Blech durch die Musikhochschule Köln verstärkt. Eine weitere Aufführung des Spätromantik-Konzerts mit Brahms und Rachmaninov ist Ende Oktober im Langenfeld geplant.

Im Februar konzertiert das Orchester dann im Kurtheater Band Homburg. Dann setzt Salyutov jedoch Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ neben seinen Rachmaninov.

war bis Anfang 2024 Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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