Über 200 Teilnehmende haben bei einer Kinder-Fahrrad-Demo auf dem neueröffneten Zanders-Gelände für kinderfreundliche Mobilität demonstriert. Dort gibt es nun eine sichere Umgebung für radfahrende Kinder – was in der Stadt jedoch nach wie vor die Ausnahme ist.

Nachdem Bürgermeister Frank Stein am Samstag die sogenannte „Main Street“ auf dem Zanders-Areal offiziell für den Fuß- und Radverkehr freigegeben hatte, testeten über 200 kleine und große Radfahrer*innen die Strecke.

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Die „Kidical Mass“ hatte zum sechsten Mal in Bergisch Gladbach zur Kinder-Fahrrad-Demo eingeladen – und fuhr zum ersten Mal über das Gelände der ehemaligen Papier-Fabrik Zanders, das bisher für die Öffentlichkeit weitgehend verschlossen war und nun dauerhaft geöffnet wurde.

Die neue Strecke stellt eine attraktive Route im Zentrum von Bergisch Gladbach dar: Vom Haupteingang an der Gohrsmühle gegenüber der Fußgänger-Zone führt sie zwischen historischen Industrie-Anlagen, die mit Zäunen weiterhin gesperrt sind, auf einem breiten Weg bis zur Cederstraße. Da Autos draußen bleiben müssen, bietet es genug Platz für Spaziergänge und zum Radfahren – und eine sichere Umgebung, in der sich Kinder selbständig bewegen können.

Nach dem Test auf Zanders drehte die Kidical Mass eine Runde durch die Innenstadt

Dass das im Stadtgebiet ansonsten kaum möglich ist, ist der Grund für die Kinder-Fahrrad-Demos. „Im Alltag ist es oft stressig und beängstigend, mit Kindern Fahrrad zu fahren“, sagte Anna Thoms, die die Demonstrationen mit weiteren Eltern und mit Unterstützung des ADFC privat organisiert, in ihrer Rede zu Beginn der Veranstaltung. „Deswegen fordern wir Politik und Verwaltung auf, bei allen Verkehrsentscheidungen die Interessen von Kindern stärker zu berücksichtigen!“

Konkret fordert die Kidical Mass Bergisch Gladbach:

  • breite, sichere Radwege, idealerweise baulich von der Fahrbahn getrennt
  • Tempo 30, z.B. auf der Mülheimer Straße, an der sich die Grundschule Gronau befindet
  • Fahrradstraßen, auf denen Fahrräder Vorrang vor Autos haben
  • sichere Schulwege, z.B. durch sogenannte Schulstraßen, die zu Hol- und Bringzeiten für den Auto-Durchgangsverkehr gesperrt werden und die in Köln erfolgreich verprobt wurden
  • möglichst wenig Autoverkehr auf dem zukünftigen Zanders-Gelände, auch um die hohe Aufenthaltsqualität zu erhalten.

Viele der teilnehmenden Kinder und Eltern brachten diese Wünsche mit Schildern an ihren Fahrrädern zum Ausdruck: „Mein Schulweg gehört mir“ oder „Spielplatz statt Parkplatz“ war dort zu lesen.

An der Ausfahrt vom Zanders-Gelände wartete die Polizei, die die Demonstrierenden begleitete und die Strecke sicherte. Dadurch konnten auch kleine Kinder entspannt mitfahren und stolz hinter einem Polizei-Motorrad mit Blaulicht große Kreuzungen überqueren.

Nach einer Rundfahrt durch die Bergisch Gladbacher Innenstadt, die über den Turbokreisel und am Rathaus vorbei bis nach Gronau führte, endete die Demo wieder auf dem Zanders-Gelände. Die nächste Kidical Mass in Bergisch Gladbach soll im September stattfinden.

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Die Kidical Mass Bergisch Gladbach ist eine private Initiative mit Unterstützung des ADFC Rheinberg-Oberberg. Das deutsche Kidical Mass Aktionsbündnis besteht aus über 250 lokalen Organisationen und Initiativen und wird von großen Organisationen bundesweit unterstützt: ADFC, Kinderhilfswerk, Greenpeace,...

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11 Kommentare

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  1. Die Stadt tut was sie kann.
    Autofahrer müssen geschult werden Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer anzuerkennen.

    Anekdote, 35 Jahre her:
    Beinaheunfall, ich auf dem Fahrrad, er im Mercedes. Er wäre schuld gewesen, keine Zeugen, schwierig aufzuklären.
    Macht er mich blöd an:
    Ich zahle Kfz Steuer, und du kleines A….ch?

    Was er nicht wusste:
    Ich war Unternehmer, zwei Fahrzeuge liefen auf die Firma, Pkw hatte ich privat.
    Hatte wohl mehr als das doppelte an Kfz Steuern zu entrichten als das Großmaul.

    OK, immer locker bleiben

    Die meisten Radfahrer fahren nicht Rad weil sie sich ein Auto nicht leisten können!

  2. Ich lebe in Lustheide, Grundschule und Kindergarten wenige hundert Meter entfernt.
    Ich sehe es jeden Morgen was da los ist.
    Die Stadt hat da einiges getan:
    Absolutes Halteverbot direkt vor dem Schultor
    Einrichtung von blau gekennzeichneten Parkplätzen in 200-300 Metern Entfernung.
    Ein Polizist in Uniform überwacht das Geschehen (7:30 bis 8) am beampelten Fußgängerüberweg.
    Da ist eine Bäckerei, viele, auf dem Weg zur Arbeit, wollen sich da ein Brötchen holen, Fahrzeug muss kurzfristig abgestellt werden. Das ist verkehrstechnisch gesehen ein Hotspot oder ich nenne es Problemzone.
    Kleine Kinder, Radfahrer, Autofahrer, alles kommt da zusammen.

    Kinder wollen sich entwickeln, selbstständig werden, müssen lernen Risiken einzuschätzen, in Watte gepackt, mit dem Auto direkt vors Klassenzimmer, nein, das ist es nicht!

  3. Nicht nur Kinder freuen sich über die freie Durchfahrt durch das Zanders-Gelände. Ich (63 Jahre, ich fahre nicht mehr so schnell wie früher) bin begeistert, ohne Unfallgefahr von Refrath in die Innenstadt zu kommen.

  4. Als Mitradelnder hat man einmal ein Gespür dafür bekommen, wie herrlich ruhig eine Stadt ohne Autos und Motorräder sein kann. Ein riesen Dank an die Organisatoren und die Polizei für die Durchführung der Veranstaltung!

  5. Solange die Stadt Bergisch Gladbach Fahrradstraßen, Radwege selbst Spielstraßen vernachlässigt sind unsere Kinder nicht sicher. Wenn Spielstraßen als Abkürzung genutzt werden mit mehr als 30 oder 50 km wie soll ein Kind da sicher sein?
    Möchte mal wissen wie die Autofahrer reagieren würden wenn auf der Fahrbahn Mülleimer stehen würden und nicht auf dem Fahrradweg

    1. Ist irgendwo festgeschrieben, dass die Mülltonnen auf dem Gehweg stehen müssen? (Das ist eine Frage, die mich aufgrund des Kommentares interessiert.)

      1. §21 (2) Abfallsatzung:
        Die Leerung der Abfallbehälter und die Abfuhr der Abfallsäcke erfolgt nur, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
        a ) Abfallbehälter und Abfallsäcke sind zu ebener Erde, an der öffentlichen Fahrbahn bereitzustellen. Der Verkehr darf dadurch nicht behindert oder gefährdet
        werden. Aus schrankähnlichen Unterstellräumen und aus vertieften Standplätzen müssen die Abfallbehälter herausgenommen sein. Nach der Entleerung sind die Abfallbehälter unverzüglich von der öffentlichen Verkehrsfläche
        zu entfernen.

    2. Ich bin schon fündig geworden auf der Internetseite der Stadt Bergisch Gladbach:
      Die Leerung der Abfallbehälter und die Abfuhr der Abfallsäcke erfolgt nur, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
      a ) Abfallbehälter und Abfallsäcke sind zu ebener Erde, an der öffentlichen Fahrbahn bereitzustellen. Der Verkehr darf dadurch nicht behindert oder gefährdet
      werden. … Nach der Entleerung sind die Abfallbehälter unverzüglich von der öffentlichen Verkehrsfläche zu entfernen.

      1. Würde die Müllabfuhr sich daran halten, dürfte sie (grob geschätzt) jede dritte Mülltonne nicht leeren. Die Behinderung des Fuß- und Radverkehrs auf dem Bürgersteig ist vielerorts ein echtes Problem.

  6. Klasse Aktion! Die Stadt muss endlich mehr tun für Radfahrende – für große und vor allem für kleinere.

    1. Ich sehe die Eltern in der Verantwortung.
      Kinder sind kein Eigentum.
      Sie wollen und müssen sich entwickeln.

      Ich habe den Eindruck dass die junge Elterngeneration Schwierigkeiten mit dem Loslassen hat.