Der Vorstand des Ganey Tikva-Vereins: Fritz Bolte, Anita Rick-Blunck, Petra Hemming, Judith Walther (Geschäftsführerin), Axel Bolte. Es fehlt Jürgen Sterzenbach
Der Versuch, den bitteren Streit zwischen Bürgermeister Lutz Urbach und den Ganey Tikva Verein in einem Gespräch zu klären, ist gescheitert, die Fronten haben sich weiter verhärtet – der Verein will jetzt den Stadtrat einschalten.
Nach einem Schlagabtausch in Form offener Briefe (siehe unten) hatte am Donnerstag ein direktes Gespräch zwischen dem Bürgermeister und dem Ganey Tikva-Verein (GTV) stattfinden sollen. Dabei sollte ausgelotet werden, ob eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem ausgeschlossenen Verein mit Blick auf die israelische Partnerstadt Ganey Tikva doch noch möglich ist. Doch dazu ist es erst gar nicht gekommen.
Urbachs Bedingung für den Termin war, dass beide Seiten nur mit jeweils zwei Personen teilnehmen sollten. Aus Seiten der Stadt der Bürgermeister und sein Büroleiter Stephan Dekker, auf Vereinsseite die Vorsitzende Petra Hemming und Beisitzer Axel Bolte. Kurzfristig brachte dessen Vater (und ebenfalls Vorstandsmitglied) Fritz Bolte einen „Mediator” ins Gespräch: Wolfgang Bosbach.
Der Ex-Bundestagsabgeordnete stimmte zu und meldete sich am Vortag bei Urbach an. Zum Gespräch erschienen dann neben Bosbach, Hemming und Bolte junior auch Bolte senior: um Bosbach kurz einzuführen.
Damit war für Urbach, dass berichten sowohl der Verein als auch Bosbach, das Maß übervoll. Er beschwerte sich über den Bruch der Vereinbarung. Den Streit hörte sich Bosbach nur kurz an und verließ nach wenigen Minuten entnervt den Raum. Urabach und Dekker gingen ebenfalls, „wort- und grußlos”, berichtet der Verein.
Der Vereinsvorstand verschickte am Freitag einen Brief an seine Mitglieder und an die Presse, zog ihn kurz darauf „wegen unterschiedlicher Wahrnehmungen” zurück und legte ihn jetzt in einer leicht redigierten Fassung wieder vor (siehe Doku unten). Der zentrale Vorwurf:
„Wir als Verein fühlen uns mehr denn je ausgegrenzt, diskriminiert, verstoßen. Dieser Umgang mit ehrenamtlich tätigen, seit Jahren sehr engagierten Bürgern ist für uns unerträglich und völlig haltlos. Nichts von dem, was seit Monaten an Vorwürfen auf den Verein und insbesondere auf unsere Vorsitzende einprasselt, ist auch nur im Ansatz haltbar.”
Und weiter:
„Wir werden bei der Stadt offiziell Beschwerde gegen die willkürliche Entscheidung des Bürgermeisters und die Ausgrenzung unseres Vereins einreichen und den Stadtrat detailliert über die ungeheuerlichen Vorgänge unterrichten.”
Lutz Urbach selbst wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Er gibt lediglich zu Protokoll:
„Der Ganey Tikva-Verein (GTV) hat in seiner heutigen Mail an die Mitglieder über den Verlauf des gestrigen Gespräches mit dem Bürgermeister erneut schwere Vorwürfe erhoben. Ich werde mich ab sofort nicht weiter öffentlich zu dieser Thematik äußern, da es der Sache nicht mehr dienlich ist. Außerdem steht die Stadt Bergisch Gladbach derzeit vor weitaus größeren Herausforderungen.”
Wolfgang Bosbach bestätigt, dass sich Urbachs Zorn auf die Anwesenheit eines dritten Vertreters des Vereins bezog. Erklären könne er sich das alles nicht, habe aber seine Konsequenz gezogen:
„Wenn sich erwachsene Menschen derart begegnen, möchte ich gar nicht dabei sein. Entweder ruhig und gelassen, freundlich und friedlich – oder ohne mich.”
Zum Hintergrund: Die Chronologie der Ereignisse:
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Schalom, werter Ganey Tikv – Verein,
wissen Sie noch, dass dieses Grußwort auch “Frieden” bedeutet?
Leider kann der Außenstehende immer nur nach dem urteilen, was ihm zugänglich ist, also Veröffentlichungen von Zitaten und Berichte in Medien. Die Begründungen Ihres Vereins, die mir bisher zugänglich waren, zeichneten sich nicht durch Friedensbemühungen aus. Im Gegenteil verlangten Sie, dass man zu begreifen hätte, dass Ihr ehemaliges, palästinensisches Pendant “Antisemitisch” oder, nachgelegt, “antiisraelisch” gepolt wäre und agieren würde. Als dem heftig widersprochen wurde, verstärkten Sie Ihren Kampf und griffen zu Mitteln wie die nachträgliche Negierung eines Presseberichtes, der zunächst von Ihrer Vorsitzemden unterschrieben wurde. Das kann man kaum als Ruf nach “Frieden” bezeichnen sondern im Gegenteil als Aufforderung zur Konfrontation.
Der Bürgermeister hatte wohl die Faxen dicke, als er Sie aus dem Kreis des Dreierbündnisses als neben den anderen selbst bestimmendes Organ entließ. Die ständigen Vorwürfe, alle Welt und vor allem Ihre Kollegen für die palästinensische Stadt wären, antisemitisch oder antiisraelisch gleichen den Vorwürfen Herrn Netanjahus, der schon immer auf alle eindrischt, die nicht seiner Meinung sind und Sie sind nur Mitläufer.
Das letzte Gesprächsvorhaben wegen einer – in Wirklichkeit 2 – nicht abgestimmter Personen zu verlassen, war sicher nicht die geschickteste Reaktion Herrn Urbachs. Warum aber mussten Sie oder Ihr Vorstandsmitglied Bolte Senior dadurch überhaupt Öl ins Feuer gießen, wenn Sie diesen Versuch, die Gegensätze zu überbrücken, ernsthaft betreiben wollten? Sie schreiben von “ungeheuerlichen Vorgängen”, wenn die andere Seite Bedingungen reklamiert, die Sie doch wohl vorher akzeptiert haben. Sie wollten sogar noch einige andere Vorständler mitnehmen, womit ein Chaos vorprogrammiert gewesen wäre. 2 mit 2 ist ein faires Angebot, was Sie torpediert haben. Sie wollten auch nicht die Gegensätze überbrücken, Sie wollten Rehabilitation, Sie wollten “Herrn Urbach die Gelegenheit () geben (seit wann wedelt der Schwanz mit dem Hund?), . . . uns das Mandat zu entziehen, zurückzuziehen”. Das nenne ich Krawallsucherei, denn Herr Urbach hatte seine Einstellung zu Ihnen klar und deutlich formuliert.
Wenn hier Vorwürfe zu formulieren sind, dann gegen Sie. Auch Ihr Umfeld, in dem Sie wohnen und Politik machen – reine Städteverständigung ist bei Ihnen ja nicht möglich – wird dieses Verfolgungswahns, den Sie wohl innehaben, mittlerweile ebenso müde wie das bei vielen Mitmenschen aus ganz Deutschland der Fall ist. Sie vertreten diesen alten Grundsatz, dem schon ganz andere Geschichtsfiguren erlegen sind: Wer nicht für uns ist ist Genen uns!
Schalom