Nach vielen Jahren der Nutzung sind einige der Container marode, ein erste Raum musste aufgrund einer hohen Schimmelbelastung geschlossen werden

Wäre alles gut gelaufen, dann wäre die Sanierung des Nicolaus Cusanus Gymnasiums bereits fertig, die schon mehrfach genutzten Container könnten verschrottet werden. Das wäre höchste Zeit, denn nun sind die provisorischen Klassenräume selbst sanierungsreif. In einigen der Containern wurde Schimmel gesichtet, ein Klassenraum ist abgesperrt. An der Schule wächst der Frust, in Teilen der Elternschaft herrscht Alarmstimmung.

In einer persönlichen Mail an Bürgermeister Frank Stein schlägt eine betroffene Mutter Alarm: Im Container-Block A auf dem Gelände des Nicolaus Cusanus Gymnasiums komme einem ein grauenhafter Geruch entgegen, das Luft- und Raumklima sei für Schüler:innen ebenso wie für die Lehrer:innen unzumutbar, die Stadt müsse umgehend handeln.

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Tatsächlich hatte die Schulleitung vor den Sommerferien bei der Stadt gemeldet, dass es in drei Containerblöcken in mehreren Räumen stinkt. Einzelne Container sind undicht oder die Böden morsch, in einigen Räume ist es feucht – und nach den Ferien fanden sich (ausgerechnet bei einem Elternabend) erste oberflächliche Schimmelflecken.

Hintergrund: Für die Sanierung des Schule waren große Teile der Klassen vor drei Jahren in Container ausgelagert worden, die ganze Maßnahme kann nach aktuellem Stand frühestens in knapp zwei Jahren abgeschlossen werden.

Sanierung des NCG verzögert sich erheblich

Eigentlich sollten der neue Nordtrakt und die Aula des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums im nächsten Frühjahr fertig werden. Doch nachdem ein Unternehmen in die Insolvenz gegangen ist, das für die Elektroanlagen zuständig war, läuft der Plan aus dem Ruder. Nun muss dieses Gewerk neu ausgeschrieben werden, weitere Klassen sollen ausgelagert werden.

Messungen bestätigen hohe Belastung in einem Raum

Die ersten oberflächlichen Schimmelflecken wurden von einer Fachfirma beseitigt. Bei einer Begehung vor Ort bestätigten die Baufachleute der Stadt, dass es bei der Entwässerung der Containerdächer Probleme gibt. Mit einer echten Schimmelbelastung sei nicht zu rechnen, hieß es in zunächst Richtung Schulleitung. Dennoch werde die Stadt in drei Räumen die Luft untersuchen lassen.

Auf Anfrage bestätigt die Stadtverwaltung jetzt, dass diese Untersuchungen auf Basis des Schimmelleitfadens des Umweltbundesamtes in den drei kritischen Containerblöcken A, B und C erfolgt seien.

Demnach sei eine Schimmelquelle in den zwei geprüften Räumen in den Blöcken B und C „unwahrscheinlich“, sie seien mit Blick „auf Schimmel unauffällig“.

Anders Raum A01: dort gebe es eine hohe Sporenbelastung, daher sei eine Schimmelquelle im Klassenzimmer sehr wahrscheinlich. Dieser eine Raum sei bis zu den Herbstferien mit Lüftern auszustatten oder aus dem Betrieb zu nehmen.

Zur Sache: Schimmelleitfaden

Als Grundlage zur Bewertung von Schimmelpilzgehalten in der Raumluft dient nach Angaben der Stadtverwaltung der Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes.

Bei den Messungen werden die Ergebnisse der Innenraumluft mit den Ergebnissen der Außenluft verglichen. Anhand des Bewertungsschema des Umweltbundesamtes werden die Unterschiede in der Innen- und Außenluft geprüft. Anhand dessen können Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit einer Innenraumquelle gezogen werden. 

Die Luftproben werden dann in 3 Kategorien eingestuft:

1. Hintergrundbelastung, Innenraumquelle unwahrscheinlich

2. Innenraumquelle möglich

3. Innenraumquelle wahrscheinlich

Gesundheitsgefahr? Noch nicht zu beurteilen

Auf die entscheidende Frage, ob es gesundheitlich unbedenklich sei, in den Räumen über mehrere Stunden hinweg zu arbeiten, hat die Stadt noch keine Antwort, sondern nur diesen Hinweis:

„Die Beurteilungswerte des Schimmelleitfaden erlauben ausdrücklich keine gesundheitliche Bewertung der Schimmelpilzbelastungen und die Auswirkungen können ohnehin aufgrund der unterschiedlichen persönlichen Voraussetzungen nur schwerlich pauschal beantwortet werden. Zu dieser Fragestellung kann somit so spontan noch keine abschließende Einschätzung abgegeben werden.“

Daher werde die Stadt kurzfristig weitere Messungen durchführen und den Containerblock A gründlicher untersuchen. Erst dann könne über weitere Maßnahmen entschieden werden.

Ein Raum ist zu verkraften. Aber dann?

Raum A01, das bestätigt der stellvertretende Schulleiter Jörg Schmitter, ist inzwischen gesperrt worden. Obwohl das Gymnasium unter akuter Raumnot leidet, sei das noch so eben zu verkraften.

Aber wohin mit den Schüler:innen, wenn weitere Räume oder gar ganze Blöcke gesperrt werden müssen? Wie entwickelt sich die Lage, wenn es kälter wird und die Fenster nicht mehr ständig offen stehen? Fragen, auf die im Moment ebenfalls niemand eine Antwort hat.

Die ungeklärt Gesundheitsbelastung sorge in der Schulgemeinschaft für ungute Gefühle, formuliert Schmitter zurückhaltend. Der Ratschlag, mehr zu Lüften, werde als Rat- und Hilflosigkeit gewertet.

Bereits in der vergangenen Sitzung des Schulausschusses hatte Schmitter in klaren Worten auf die Raumnot und baulichen Mängel hingewiesen, aus den Fraktionen aber keine Resonanz erhalten.

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In der Schule, so Schmitter, lägen die Nerven blank, der Frust sei groß. Auch weil Pläne ohne Rücksicht auf innerschulische Abläufe und auch ohne Absprache gemacht würden. Aus Sicht des NCG gebe es daher nur einen Ausweg: die rasche und komplette Sanierung der Schule plus G9-Erweiterung müsse allerhöchste Priorität haben, damit die Container-Ära endlich ein Ende habe.

Der neue Nordtrakt ist im Rohbau fertig; doch nach einer Insolvenz des Elektrikers geht derzeit nichts voran.

Eine konkrete Aussicht darauf gibt es allerdings nicht. Nachdem das Unternehmen pleite gegangen war, das für die gesamte Elektrik des Neu- und Umbaus verantwortlich war, gibt es weitere Verzögerungen um wenigstens sechs Monate und eine weitere Auslagerung in Container.

Dafür will die Stadt zum ersten Mal keine alten Container mehr verwenden, sondern neue Exemplare anmieten, die speziell für den Gebrauch als Klassenräume gebaut worden sind. Und gleichzeitig muss sie sich um die Sanierung der alten Container kümmern.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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