Drei neue Projekte zur Erweiterung und Erneuerung der maroden Schulen in Bergisch Gladbach hat der Schulausschuss einstimmig freigegeben. Weil an der großen Bedürftigkeit von DBG, GGS Hand und Kleefeld kein Zweifel besteht. Gleichzeitig wird aber deutlich, dass es anderen Schulen womöglich noch schlechter geht – und es bislang keine Priorisierung gibt. Unser Kurzprotokoll fasst die Entscheidungen und Themen zusammen.

In einem Jahr hat es die noch sehr junge Schulbaugesellschaft geschafft, die sogenannten Sofort-Schulen aus dem Boden zu stampfen und gemeinsam mit der Hochbau-Abteilung der Stadtverwaltung eine ganze Reihe von Projekten zum Ausbau oder zur Sanierung weiterer Schulen zu planen. Doch welche der zwölf weiterführenden Schulen der Stadt – die alle marode und /oder zu klein sind – wann dran kommt, dafür hat die Stadt noch keinen Plan.

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„Wir bauen und planen gleichzeitig“, sagte Hochbaudezernent Thore Eggert am Mittwoch im Ausschuss für Schulen und Gebäudewirtschaft, „aber der Fokus liegt eindeutig auf der Baurealisierung“.

Im Vorfeld der Sitzung hatte die FWG einen Schulentwicklungsplan und Schulbauleitlinien auch für die weiterführenden Schulen gefordert, um in die Vielzahl von Ad-hoc-Maßnahmen eine Struktur zu bekommen und einen Fahrplan erkennen zu lassen. Genau das fehlt auch einigen anderen Ratsmitgliedern, und erst recht den Schulleitungen, wurde im Ausschuss deutlich.

Warum wird jetzt eigentlich das DBG ausgebaut und für G9 fit gemacht – und nicht zum Beispiel das mindestens genauso notleidende Gymnasium in Herkenrath? Und wann werden die Standards definiert, die verhindern, dass die Schulen – je nach Kassenlage – unterschiedlich gut bedacht werden?

Fragen, die von den Schulen schon im März aufgeworfen worden waren. Und bei denen die Verwaltung auch jetzt noch passen muss. Standards für den Schulbau seien wichtig, kämen aber erst später dran, sagte Dezernent Eggert.

Im Moment sei die Stadt damit beschäftigt, die Defizite und den Bedarf aller Schulen in Form von Steckbriefen zu erfassen, berichtete Alexandra Meuthen, die neue Leiterin des Fachbereichs Immobilien. Erst danach könne man sich mit allen Schulleitungen an einen Tisch setzen und einen Vorschlag für eine priorisierte Schulbauleitplanung ausarbeiten. Hoffentlich im Konsens, den man dann Anfang 2024 der Politik vorlegen könne.

Enorme Kosten, enorme Abschreibungen

Für eine Gleichbehandlung der Schulen bei Größe und Ausstattung sprach sich Eggert deutlich aus. Selbst für den Fall (wovon er nicht ausgehe), dass die Stadt wieder in ein Haushaltssicherheitskonzept falle, werde weiter investiert werden können – allerdings mit der Folge, dass dann wohl alle Investitionen in den Schulbau gingen und für andere Bereiche wenig oder nichts übrig bleiben.

Große Luxuslösungen gebe es ohnehin nicht: „Wir schauen immer, was ist unbedingt notwendig. Und schauen dann, ob vielleicht noch ein kleines wenig mehr geht,“ erläuterte Eggert, der zugleich auch Kämmerer ist. Es sei jedem klar, dass mit der Ertüchtigung aller 30 Grund- und weiterführenden Schulen (plus zusätzlicher Schulen) „enorme Kosten und hinterher ebenso enorme Abschreibungen“ auf den Haushalt der Stadt zukommen.

Dass Priorisierung und Standards keine theoretische Themen sind, zeigte sich in der Ausschusssitzung immer wieder; immer wieder wurde lange diskutiert, obwohl am Ende alle von der Verwaltung vorgeschlagenen Maßnahmen einstimmig beschlossen wurden.

Der Reihe nach.

Ein Mensagebäude für die GGS Hand

Der Vorschlag zur Erweiterung der Gemeinschaftsgrundschule Hand um ein Mensagebäude mit Frischkochküche und weiteren Klassenräumen wurde einstimmig gebilligt, bei Enthaltung der Bergischen Mitte. Die hohen Kosten (6,5 Millionen gegenüber einer frühen ersten Schätzung von 3,1 Millionen Euro) wurden hinterfragt, nach Ansicht des Ausschusses aber schlüssig beantwortet.

Hintergrund

Grundschule Hand soll Mensa für 6,5 Millionen Euro bekommen

Im Zug der Ausweitung des Offenen Ganztags hatte der Stadtrat im vergangenen Jahr den Bau einen Mensagebäudes an der Grundschule Hand beschlossen, und war zunächst von Kosten in Höhe von gut drei Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen hat sich der Kostenrahmen mehr als verdoppelt – daher muss der Schulausschuss erneut über das Projekt entscheiden und der Stadtrat die Mittel bereitstellen.

Die Argumente der Stadtverwaltung: allgemeine Baukostensteigerungen, Erhöhung der Quadratmeterzahl von  576 auf 742, hohe Infrastruktur- und Erschließungskosten, Aufnahme der Frischkochküche.

An diesem Punkt stellte die CDU die Frage, wie lange sich die Stadt solche Standards noch leisten könne. Und ob in dem Fall am Ende womöglich einige Schulen leer ausgingen. Einer Sorge, der Eggert widersprach (siehe oben).

Ein Klassenhaus für das DBG

Auch die Entscheidung für die Erweiterung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums durch ein (zunächst) zweistöckiges Klassenhaus auf dem benachbarten Sportplatz wird einstimmig beschlossen, im Paket mit dem Bau eines Ersatzplatzes für den betroffenen Sportverein Jan Wellem und einer kleinen Brücke, die für die Zuwegung erforderlich ist.

Hintergrund

Schulbaugesellschaft baut DBG aus – und einen Sportplatz dazu

Alle Gymnasien der Stadt benötigen für die Rückkehr zu G9 deutlich mehr Platz. In einem ersten Schritt soll das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Heidkamp jetzt ein neues „Klassenhaus“ erhalten, schlägt die Stadt vor. Weil es auf dem kleinen Fußballplatz des SSV Jan Wellem gebaut wird bekommt der Verein einen neuen Kunstrasenplatz. Sogar eine Mensa und Aula stehen für das Gymnasium in Aussicht.

Dieser Einstieg in ein G9-Ausbauprogramm (an allen fünf Gymnasium fehlt dafür der Platz) kostet alleine am DBG insgesamt 7,6 Millionen Euro. Und gleichzeitig ist auch das für das DBG nur ein Einstieg, weil sehr bald der völlig heruntergekommene 700er Trakt abgerissen und durch einen größeren Bau ersetzt werden soll. Was jetzt hier gemacht werde sei eigentlich nicht viel mehr als ein Heftpflaster aufzukleben, sagt Fachbereichsleiterin Meuthen.

Aber warum jetzt ausgerechnet das DBG – und nicht eins der anderen Gymnasium, fragen die Grünen. Na ja, antwortet Meuthen, weil diese Schule augenscheinlich besonders kaputt sei. Eine Einschätzung, die von Vertreter:innen des Gymnasiums Herkenrath nicht geteilt wird, dazu weiter unten mehr.

Die Grünen stellen einige Fragen zum neuen Kunstrasenplatz für Jan Wellem. Vor allem, welches Material verwendet werden soll. Darauf hat die Verwaltung noch keine Antworten; in den Beschluss wurde daher eingefügt, dass eine Verfüllung mit künstlichen Materialien möglichst vermieden werden solle.

Neues Gebäude für Schulzentrum Kleefeld

Auf der Wiese hinter Real- und Hauptschule im Kleefeld will die Schulbaugesellschaft bis 2025 einen zweigeschossigen Erweiterungsbau errichten, für 4,6 Millionen Euro. Ein Projekt, dass ohne weitere Fragen und Diskussionen einstimmig durchgeht.

Hintergrund

Pläne für Ausbau des Schulzentrums Kleefeld werden konkret

Das Schulzentrum Kleefeld sollte eigentlich schon 2019 ausgebaut werden, jetzt werden die Pläne beschleunigt. Die Schulbau GmbH soll das Projekt ebenfalls übernehmen und bis Sommer 2025 fertigstellen. Gebaut wird auf der Wiese hinter Schule und Kirche.

Frust am NCG – und ein neuer Plan

Wie berichtet war der Zeitplan für die seit 2020 laufende Sanierung und Erweiterung des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums nach der Pleite der Elektrikfirma erneut aus dem Ruder gelaufen.

Um die Verzögerung für den Schulbetrieb auf sechs Monate zu begrenzen schlägt die Stadt vor, weitere sechs Klassenräume in Schulcontainer zu verlegen, die eigentlichen Baucontainer würde dafür auf einen Teil der Lehrer:innen-Parkplätze verschoben.

Für die zusätzlichen Container sei auf der aktuell für die Baustellen-Einrichtung genutzte Fläche ausreichend Platz. Die Baustelleneinrichtung soll künftig einen Teil des Lehrerparkplatzes oberhalb der Schule an der Reuterstraße einnehmen.

Hintergrund

Sanierung des NCG verzögert sich erheblich

Eigentlich sollten der neue Nordtrakt und die Aula des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums im nächsten Frühjahr fertig werden. Doch nachdem ein Unternehmen in die Insolvenz gegangen ist, das für die Elektroanlagen zuständig war, läuft der Plan aus dem Ruder. Nun muss dieses Gewerk neu ausgeschrieben werden, weitere Klassen sollen ausgelagert werden.

Weil die bisher genutzten alten Container abgenutzt und verbraucht sind sollen zum ersten Mal neue Container, die speziell als Klassenräume gebaut werden, gemietet werden. Das ganze Projekt wird derzeit vorsichtig auf 550.000 Euro veranschlagt. Auch hier votiert der Ausschuss einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung.

Die Schule selbst reagiert auf die Sachlage zunehmend frustriert, berichtet der stellvertretende Schulleiter Jörg Schmitter. Eigentlich war geplant, rechtzeitig vor G9 in das neue NCG einzuziehen, nun seien alle Zeitpuffer aufgebraucht. „Jetzt darf wirklich nichts mehr schiefgehen“, betonte Schmitter.

hintergrund

Bergisch Gladbachs Gymnasien sind für G9 viel zu klein

Ab Sommer 2025 müssen die Gymnasien der Stadt wieder eine Jahrgangsstufe zusätzlich unterbringen, doch dafür gibt es nirgendwo Platz. Alleine für DBG, Gymnasium Herkenrath und AMG beziffert die Stadt den „unstrittigen zusätzlichen Mindestbedarf“ auf fast 50 Räume.

Raumreserven gebe es am NCG ohnehin nicht mehr, von unten wüchsen immer größere Jahrgangsstufen nach, so dass das Gymnasium bald wieder vierzügig sein werde, spätestens 2026 werde es extrem voll.

Die Tatsache, dass viele Parkplätze für das Kollegium wegfielen erhöhe den Parkdruck im Umfeld weiter, sei aber nur eine Kleinigkeit. Viel schwerer sei es für das NCG zu verkraften, dass ein Neustart des Kulturlebens ohne Aula kaum möglich sei.

Meuthen erläutert, dass G9 nie Bestandteil dieses (seit 2013 geplanten) Projektes war und auch nicht mehr draufgesattelt werden konnte – weil dafür auf dem mit Containern zugestelltem Areal einfach kein Platz sei.

Dennoch mache sich die Verwaltung auch beim NCG Gedanken für das G9-Problem – und sehe zwei Optionen. Plan B sei (wie bereits berichtet) die Aufstockung des relativ jungen Oberstufengebäude am unteren Ende des Geländes.

Sie hoffe jedoch, dass sich Plan A realisieren lassen, ohne erneut bauen zu müssen. Das Zauberwort dafür sei „Multifunktionalität“: die Räume, die jetzt gerade neu gebaut werden, könnten womöglich vielfach genutzt werden, wodurch es genug Platz für G9 geben könne. Darüber sei die Verwaltung auch bereits mit der Schulleitung in einem guten Austausch.

Kommunikation – welche Kommunikation?

Erhebliche Zweifel an einem guten Austausch zwischen Verwaltung und Schulen wirft dann allerdings Angelika Wollny auf, Leiterin der IGP und Sprecherin der weiterführenden Schulen im Ausschuss. Was das Thema Absprachen, Zusagen und Kommunikation angehe sei die Lage eigentlich immer noch so schlecht wie vor zwei Jahren.

Als Beispiel führt Wollny die Lage am Gymnasium Herkenrath an. Die Schule sei als Bündelungsgymnasium besonders gefordert, leide aber schon seit vielen Jahren unter Raumnot. Nichts geschehe – und selbst die Säuberung eines wieder in Betrieb genommenen Schulpavillon von Kot und Dreck habe die Schulleitung selbst in die Hand genommen, weil die Stadt ihre Zusagen nicht erfüllt habe.

Ein Vorwurf, den die Herkenrather Schulleitung bestätigt, den die Fachbereichsleiterin aber nicht stehen lassen will. Grade dort habe sich die Verwaltung viel Zeit für die Kommunikation investiert, die Schule selbst habe zunächst für die Arbeit als Bündelungsgymnasium keinen zusätzlichen Raumbedarf gesehen. Dass die Kommunikation aber auch aus Sicht der Verwaltung nicht optimal sei, lässt auch Meuthen erkennen: so sei eine Kollegin aus der Schule heraus übel beschimpft worden.

Zur Sache stellt die Fachbereichsleiterin klar: für Dinge wie einen Anstrich (die aus dem konsumtiven Etat kommen, und nicht aus dem Investitionsbudget) gebe es so gut wie kein Geld. Und viele Dinge, die die Schule wünsche, seien aus lüftungs- und brandschutztechnischen Gründen nicht möglich.

Kurznachrichten aus dem Ausschuss

Volker Weirich ist als Leiter des Schulamtes in den Ruhestand gegangen, seine Aufgaben übernimmt kommissarisch Ariane Henning.

In die Abteilungsleitung Hochbau steigt Mike Helmut Hoffmann auf, als Nachfolger von Alexandra Meuthen, die zur Fachbereichsleiterin Immobilien befördert worden war.

Die teuren Toilettencontainer an der IGP nach umfangreichen Arbeiten der Schulbau GmbH am Wassernetz nicht mehr benötigt, sofern es nicht wieder neue Schäden gibt.

Die Katholische Grundschule Steinbreche in Refrath ist nach einer Elternbefragung und der Genehmigung der Bezirksregierung jetzt in die Gemeinschaftsgrundschule Steinbreche umgewandelt worden.

Sehr überrascht, berichtet Wollny weiter, seien die Schulleitungen, dass sich die Schulbau GmbH inzwischen nicht nur um den Schulbau kümmere, sondern auch um eine Skateranlage und sogar um Kitas. Da das doch kaum zu schaffen sei gebe es Sorgen, dass es zu Lasten der Schulen gehe.

Hier erläutert Dezernent Eggert, dass sich die neuen Aufgaben der Schulbaugesellschaft definitiv nicht auf die Schulen auswirken dürfen, sondern durch zusätzliches Personal gestemmt werden müssten. Für den Skaterpark habe es zwischendurch noch etwas Kapazität gegeben – und die Kitas seien nun einmal genauso dringend wie die Schulen. Daher sei es gut, auch für sie die rasch agierende Schulbau GmbH nutzen zu können.

Dritter Punkt auf Wollnys Liste ist der dringende Appell der Schulleitungen an die Stadt als Schulträger, für die Finanzierung und den Einsatz von Schulsozialarbeiter:innen in allen Schulformen zu sorgen. Der Bedarf der Schüler:innen nach Corona und in Zeiten des Kriegs sei immens, die Kollegien könnten diese Aufgabe nicht schultern.

Ein Anliegen, für das der Schulausschuss (der nur für die Gebäude zuständig ist) das falsche Gremium sei, wendet Barbara Kirschner ein, seit März Fachbereichsleiterin für Bildung, Kultur, Schule und Sport. Auch sie wundert sich über die Art der Kommunikation: Zunächst hätten die Schulleitungen das Jugendamt kontaktieren können, anstatt damit in den Ausschuss zu gehen. „Wenn ein vernünftiger Dialog gewollt ist“, so Kirschner, „dann wenden Sie sich bitte direkt an uns.“

Eine Ansage, die Wollny und Schmitter retournieren: Das Thema hätten die Schulen schon mehrfach an die Verwaltung heran getragen, daher sei es richtig, dass Problem im Ausschuss öffentlich zu machen.

Nach guter Kommunikation zwischen Schulen und Stadt hört sich das alles nicht an.


Hinweis der Redaktion: Dieses dann noch nicht so kurze Protokoll ist während der Sitzung entstanden; Tippfehler und sprachliche Unsauberkeiten bitten wir zu entschuldigen. Alle Dokumente zu den behandelten Themen (und einigen mehr) finden Sie im Ratsinformationssystem.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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