Insgesamt 22.500 Euro hatten die Gellert-Stiftung und die Hahn-Gruppe ausgelobt, um die ehrenamtliche Hilfe für Kinder und Jugendliche in Bergisch Gladbach weiter anzuschieben. In diesem Jahr geht der erste Preis und eine substanzielle Projektförderung an den Verein „Migrantenkinder bekommen Unterstützung“. Den zweiten Platz teilen sich eine Jugendinitiative und – etwas überraschend – eine Privatperson.

„Wir haben gesehen, dass es auch hier in unserer eigenen Stadt viele Kinder gibt, die Hilfe brauchen“, begründet Horst Gellert, warum die Gellert-Stiftung jetzt auch in Bergisch Gladbach aktiv werde. Seit 2009 hatte die private Stiftung von Gellert und seiner Frau Karin Gellert vor allem in Indien und Nepal dabei geholfen, Kindern aus Slums eine Ausbildung zu verschaffen. Und hat nun zum ersten Mal den Bergisch Gladbacher Kinder- und Jugendpreis vergeben – um auch hier benachteiligten Kindern einen besseren Start zu verschaffen.

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„Wir wollen die Kinder unterstützen, die ohne externe Hilfe kaum Chancen haben, ein selbstbestimmtes Leben zur führen“, erläutert Gellert beim Pressegespräch. Denn auch in Deutschland gebe es zu viele Kinder und Jugendliche, die materiell schlecht gestellt seien und zusätzlich benachteiligt werden, weil sich ihre Eltern nicht ausreichend kümmern können.

Klarer Fokus auf ehrenamtliche Initiativen

Dabei setzt die Stiftung voll und ganz auf ehrenamtliche Initiativen, die sich um diese Kinder und Jugendlichen kümmern. Immerhin 25 hatten sich für den Preis beworben oder waren vorgeschlagen worden, wovon immerhin sieben die Voraussetzungen erfüllen: sie sind in Bergisch Gladbach aktiv und werden ausschließlich ehrenamtlich betrieben.

Die Stifter Karin und Horst Gellert (Mitte) mit Stiftungsvorstand Niedenhoff (l.), Petra Liebmann-Buhleier, Leiterin der Abteilung Kinder-, Jugend- und Familienförderung und Bürgermeister Frank Stein. Foto: Stadt GL

Ein Komitee von sechs Frauen hat diese sieben Kandidaten anhand eine Punktliste mit einer Vielzahl von Kriterien bewertet – und so einen klaren Sieger und zwei Zweitplatzierte identifiziert, die am 22. Oktober die Preise offiziell verliehen bekommen. Im Komitee vertreten waren Karin Gellert und für die Stadtverwaltung Petra Liebmann-Buhleier, die Leiterin der Abteilung Kinder-, Jugend- und Familienförderung.

Platz 1: „Migrantenkinder bekommen Unterstützung“

Preisträger Nummer 1 ist der Verein „Migrantenkinder bekommen Unterstützung“ (MiKibU). Er war bereits 2009 als Initiative des Integrationsrats gegründet worden und kümmert sich sich seither um die Förderung hilfsbedürftiger Kinder und Jugendlicher, vor allem aus Zuwandererfamilien. Mehr als 300 ehrenamtliche Mentor:innen betreuen an 15 Grundschulen rund 350 Kindern, in Form einer Hausaufgabenhilfe sowie Deutschhilfe und in Leseclubs.

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MiKibU-Kinder erleben Kultur im Bergischen Löwen

Der MiKibU e.V. unterstützt Grundschulkinder mit Förderbedarf. Einmal jährlich wird für alle MiKibU-Kinder ein Ausflug organisiert, um ihnen Kultur außerhalb von Schule und Elternhaus nahe zu bringen. In diesem Jahr ging es in das Bürgerhaus Bergischer Löwe, zu einem Theaterstück und einer Zaubershow.

MiKibU erhält ein Preisgeld von 1500 Euro sowie 10.000 Euro für die Projektarbeit. Die Mittel für die Projektarbeit werden zur Hälfte von der Hahn-Gruppe finanziert.

Platz 2: Schnubbel e.V.

Den (ursprünglich gar nicht vorgesehenen) 2. Platz gewann eine Jugendinitiative aus Paffrath, der Schnubbel e.V. Er war aus der Pfarrjugend St. Clemens gegründet worden und widmet sich der Förderung der Jugendhilfe.

Bekannt geworden ist Schnubbel in den vergangenen beiden Jahren durch sein Sommerferien-Programm „Mein Sommer“, dass die Angebote in der Stadt für Kinder und Jugendliche gebündelt und zum Teil finanziert.

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Schnubbel bündelt Ferien-Programme in GL

Der Schnubbel e.V. bietet im Rahmen des Projekts “MeinSommer” Verbänden und ihren engagierten Ehrenamtler*innen die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung bei der Planung von individuellen Tagesaktivitäten zu bekommen. Unterstützung ist hoch willkommen.

Getragen wird Schnubbel von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die lange als Ehrenamtler:innen aktiv waren und dabei erkannt haben, wie wichtig die offene Kinder- und Jugendarbeit für viele Kinder ist.

Der Schnubbel e.V. erhält ein Preisgeld von 500 Euro und eine Projektförderung von 5000 Euro.

Platz 2: Mechthild Münzer

Mechthild Münzer. Foto: Beatrice Tomasetti

Gleichauf mit Schnubbel schnitt bei der Bewertung eine Privatperson ab: Mechthild Münzer. Die frühere Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses ist seit Jahrzehnten unermüdlich aktiv, um sich für die Interessen und Bedürfnisse von Kindern einzusetzen, vor allem solche, die einen Migrationshintergrund und Fluchterfahrung haben.

Dabei hat Münzer eine Vielzahl von Aktionen und Initiativen angeschoben, wie zum Beispiel die Einrichtung „Moitzfelder Nachbarn“ (MoNa) oder das jährliche Nachbarschaftsfest am Übergangswohnheim am Platzer Höhenweg. Sie ist bei den Festen im Wohnpark Bensberg im Helferteam dabei, organisiert immer wieder die notwendige Grundausstattung für bedürftige Grundschulkinder, kümmert sich um Sprachkurse und ist immer wieder für neue Aktionen offen.

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Mechthild Münzer: Die integrative Tausendsasserin

Sie sitzt im Stadtrat und im Integrationsrat. Sie ist die Seele des Soziales Netzwerk Wohnpark Bensberg, arbeitet für die Caritas, die GL Service, die Erziehungsberatung und leistet viel Basisarbeit bei der Bildung für junge Flüchlinge. Alles gleichzeitig, alles ehrenamtlich.

„Es hat mich sehr beeindruckt, wie mich Frau Münzer – die ich bis dahin gar nicht kannte – als Stiftungsvertreter genervt hat“, berichtet Horst Gellert. Denn ihr Anliegen war es, 800 Euro für Schwimmkurse zu organisieren. Oft gehe es gar nicht um hohe Summen, sondern darum, dass sich je jemand kümmere.

Und gerade um dieses bürgerschaftlichen Engagement geht es den Stiftern. „Wir wollen, dass die Leute von der Couch runterkommen und helfen“, bringt es Gellert auf den Punkt. Genau genommen habe der Kinder- und Jugendpreis drei Funktionen: Er sei ein Dank an das bestehende Ehrenamt, er soll als Motivation für neue Projekte dienen – und er soll der Stiftung selbst neue Wege aufzeigen, wie Kinder und Jugendlich hier vor Ort effektiv gefördert werden. Und zwar langfristig.

Dabei arbeite die Stiftung nicht nur mit den Preisträgern zusammen, sondern mit allen qualifizierten Initiativen und Vereinen, die sie durch das Auswahlverfahren kennen gelernt hat.

Hintergrund: Die Horst & Karin Gellert Stiftung

… wurde am 2009 von Horst Gellert, ehemals Manager in Großunternehmen und Mitglied im Vorstand der Deutschen Telekom AG,  und seiner Ehefrau Karin Gellert in Bergisch Gladbach gegründet.

Sie hat bereits mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen geholfen, v.a. in Indien und Nepal, wo sie mit den Salesianern Don Bosco zusammenarbeitet. Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützt die Stiftung Kinder und Jugendliche, die so gut wie keine Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben haben.

Kindern, die keine Schule abschließen konnten, vermittelt die Stiftung ein Basiswissen damit sie, wie jugendliche Schulabgänger eine Berufsausbildung beginnen können. Durch diese von der Stiftung unterstützte Ausbildung sollen die Kinder und Jugendlichen so weit gefördert werden, dass durch den erlernten Beruf ein eigenständiges Leben ohne fremde Hilfe für sie und ihre spätere Familie möglich ist.

Mehr Informationen gibt es auf der Website der Stiftung. Kontakt per Mail: horstundkaringellert-stiftung@t-online.de

Es geht weiter: Bis zu 40.000 Euro für die Kinder und Jugendliche

Die Stiftung will den Preis jährlich ausschreiben (ab Februar 2024) und für die Kinder und Jugendhilfe in Bergisch Gladbach pro Jahr 30.000 bis 40.000 Euro ausgeben, kündigte Gellert an.

Eine beträchtliche Summe, für eine kleine private Stiftung – die sich auch im bundesweiten Vergleich sehen kann: in keiner anderen Kommune, berichtet Gellert, gebe es einen Kinder- und Jugendpreis, sondern nur einen Bundespreis. Und der sei mit 6000 Euro dotiert.

Die Stadt Bergisch Gladbach unterstützt die Stiftung nach Kräften, und freut sich außerordentlich über diesen Preis, sagte Bürgermeister Frank Stein beim Pressegespräch. Er bedankte sich bei den Stiftern und lobt die Arbeit des Auswahl-Komitees: „Sie haben genau die richtigen Preisträger identifiziert.“

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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3 Kommentare

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  1. Herzlichen Glückwunsch an Mechtild Münzer, die sich schon seit Jahrzehnten sozial engagiert!

    Herzlichen Glückwunsch an MiKiBu und Schnubbel, solche Initiativen sind so wichtig und so effektiv und nachhaltig!

    Herzlichen Dank an Ehepaar Gellert, dass sie diesen wichtigen Punkt aufgreifen und Kinderförderung födern!

  2. Immer her mit den GUTEN Nachrichten, die es zum Glück in Zeiten der Miesmacherei ja gibt , aber oft zu unbekannt sind.
    Dank SOLCHEN MUTMACHENDEN Stiftern in UNSERER Stadt