Grafik: bundesregierung.de

In dieser Woche ist die Aktionswoche „Gegen Gewalt an Frauen“ mit zahlreichen Veranstaltungen in Bergisch Gladbach gestartet. Warum es (leider) immer noch nötig ist, auf das Thema aufmerksam zu machen, zeigt ein Blick in die Statistik der Polizei.

240.547 Menschen haben 2022 hier in Deutschland häusliche Gewalt erfahren – 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr. 70 Prozent der Opfer sind weiblich. Das sind die Ergebnisse des neuen „Lagebilds Häusliche Gewalt“ des Bundeskriminalamts.

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Auch im Rheinisch-Bergischen Kreis ist die Zahl der Einsätze wegen häuslicher Gewalt 2022 im Vergleich zum Vorjahr gewachsen – um 16 Prozent. Ein fast doppelt so hoher Anstieg wie auf Bundesebene. Und die mit Abstand höchste Zahl der vergangenen Jahre.

Zur Erklärung: „Häusliche Gewalt“ ist ein Stichwort und kein eigener Straftatbestand. Darunter fällt jede strafbare Handlung im Kontext einer partnerschaftlichen oder familiären Beziehung unter einem gemeinsamen Dach (insbesondere innerfamiliäre Gewalt zwischen Eltern, Kindern und Geschwistern).

Straftatbestände, die darunter fallen, sind laut Polizei hier vor Ort überwiegend Beleidigung, Körperverletzung und Sachbeschädigung.

Starker Anstieg bei Sexualstraftaten

Ein noch stärkerer Anstieg war 2022 im Rheinisch-Bergischen Kreis bei den Sexualstraftaten zu verzeichnen: 28,6 Prozent mehr als im Vorjahr (351 versus 273 Fälle).

Zu den Sexualstraftaten zählen sämtliche Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung – also sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe, sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, exhibitionistische Handlungen, Verbreitung/Erwerb/Besitz/Herstellung von kinderpornographischen Inhalten. Auch versuchte Straftaten gehören dazu.

Eine Erklärung für den starken Anstieg hat die Polizei Rhein-Berg nicht. Pressesprecher Christian Tholl vermutet lediglich, dass „die Öffentlichkeit aufmerksamer geworden und die Anzeigebereitschaft bei den Geschädigten gestiegen ist“.

Hohe Dunkelziffer

Gleichzeitig gibt es nach wie vor eine hohe Dunkelziffer – weil Betroffene sich schämen, weil sie Angst vor noch mehr Gewalt haben. Denn auch Sexualstraftaten passieren meist im direkten Umfeld, etwa in der Partnerschaft, im Familien- oder Freundeskreis.

Woran das liegt, was es mit den Betroffenen macht – und wie sich daran etwas ändern kann, darüber haben wir vor zwei Jahren mit Magdalene Holthausen, Leiterin der Frauenberatungsstelle in Bergisch Gladbach, gesprochen. Das Interview ist (leider) nach wie vor aktuell:

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Gewalt gegen Frauen fängt nicht erst bei Schlägen an. Viele Frauen werden vom eigenen Partner kontrolliert, erniedrigt, isoliert. Woran das liegt, was das mit den Betroffenen macht – und wie sich daran etwas ändern kann: Darüber sprechen wir mit Magdalene Holthausen, Leiterin der Frauenberatungsstelle in Bergisch Gladbach.

Aus diesem Grund hier auch noch einmal der Hilfe-Kasten:

Anlaufstellen für Frauen, die von Gewalt betroffen sind (und deren Angehörige)

Die Allgemeine Frauenberatungsstelle für den Rheinisch-Bergischen Kreis richtet sich schwerpunktmäßig an Frauen, denen häusliche Gewalt widerfährt oder die davon bedroht sind, Frauen mit Essstörungen sowie Frauen, die sich trennen oder scheiden lassen wollen.

Telefon: 02202 45112
Email: frauenberatungsstelle-bgl@t-online.de

Die Beratung ist kostenlos und unterliegt der Schweigepflicht. Auch für Menschen, die von Gewalt betroffenen Frauen helfen wollen. Es gibt auch eine Online-Beratungsstelle.

Die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt im Rheinisch-Bergischen Kreis bietet Informationen, Beratung und Unterstützung von Frauen und Mädchen zu sexualisierter Gewalt an.

Telefon: 02174 1047
Email: team@frauenberatung-burscheid.de

Die Beratung ist kostenlos und unterliegt der Schweigepflicht. Auch für Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffenen Frauen helfen wollen. Es gibt auch eine Online-Beratungsstelle.

Wenn Ihnen akut häusliche Gewalt widerfährt, rufen Sie die Polizei unter der 110 an! Diese kann den Täter oder die Täterin sofort für 10 Tage der Wohnung verweisen. Dieser sogenannte Wohnungsverweis kann beim Amtsgericht bis zu 6 Monate verlängern werden.

Alle Veranstaltungen zur Aktionswoche gibt es in diesem Beitrag.

ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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1 Kommentar

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  1. Sie geben Zahlen wieder, was die Zahlen „sagen“, wie in der Überschrift angedeutet, dazu findet man dann im Text leider nichts.