Nach 138 Jahren in Familienbesitz hat Klaus-Dieter Klausmann die Schlüssel der Bensberger Ur-Kneipe in neue Hände gegeben: „Zwei Verrückte“ haben den Klausmann gekauft und wollen ihn innerhalb eines Jahres zu dem machen, was er einmal war: Ein Treffpunkt für Jung und Alt, mit viel Platz und Atmosphäre für Feste und Vereine. Die Pläne sind fertig, die Pächter bereits gefunden. Die Klausmann-Kurve kommt sogar schon in der nächsten Woche zurück.

Wer den Klausmann betritt, den trifft erst einmal der Schlag. Die alte Theke steht noch, aber die Wände sind kahl, die Räume im Obergeschoss geplündert, der Garten trist. Und dennoch haben die alten und die neuen Besitzer an diesem Tag allen Grund zur Freude: Klaus-Dieter Klausmann übergibt das Gebäude an das Ehepaar Ruth Schmidt-Schütte und Helmuth Schmidt – die es damit vor dem Abriss retten und den Bensberger:innen „ein Stück Heimat zurückgeben wollen“.

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Foto: Thomas Merkenich

Wir hatten bereits im August 2023 berichtet, seither wurden offene Fragen und Probleme gelöst – und viele Pläne mit vielen Beteiligten geschmiedet. „Der Bauantrag ist gestellt, der Brandschutz läuft. Wir hoffen, schon im März mit der Sanierung beginnen zu können“, sagt Ruth Schmidt-Schütte, die treibende Kraft hinter dem Projekt.

Unterstützt wird sie dabei vom Architekten Thorsten Kropp, der viel Erfahrung bei solchen komplizierten Projekten besitze. „Und trotzdem muss man wohl etwas verrückt sein, wenn man so etwas macht“, räumt die Bauherrin ein.

Foto: Thomas Merkenich

Die neue Eigentümerin (von Beruf Coach und Mediatorin) betont, dass es jedoch „kein Umbau“ sei – denn bis auf den Bau einer neuen modernen Küche soll der Klausmann genauso wieder werden, wie ihn die Bensbergerinnen und Bensberger kennen. „Immer offen, und offen für alle“, ergänzt Ehemann Helmuth Schmidt, der als Unternehmer das Kapital für das Projekt mitbringt.

Zum neuen alten Klausmann gehören neben der Kneipe im Erdgeschoss und dem großen Biergarten auch die Gesellschaftsräume im Obergeschoss. Rund ein halbes Dutzend kleinerer und größerer Räume sollen künftig für die Vereine im Veedel zur Verfügung stehen, aber auch für Familienfeiern. „Hier hat mein Sohn seinen 18. gefeiert“, erzählt Schmidt-Schütte in einem der Räume, in denen nur noch die roten Wände und alten Balken ein wenig Atmosphäre ausstrahlen.

Gleich drei Pächter haben sich inzwischen gefunden, die schon tief in die Planungen eingestiegen sind: Daniel Schmidt, der eigentlich Erzieher ist, aber schon seit langem das Pool & Blues in der Britannia-Hütte betreibt, sowie zwei Partner. Für die Küche soll ein Profi engagiert werden.

Vorgeschmack zu Karneval: Die „Klausmann-Kurve“ wird bereits in diesem Jahr neu belebt, am Karnevalssamstag zum Bensberger Zug werden Daniel Schmidt und sein Team wieder eine Tribüne aufbauen, Kölsch ausschenken und mit Musik für gute Laune sorgen.

„Hier wird es auch künftig die Currywurst und das Schnitzel geben“, sagt Schmidt-Schütte, „aber auch eine gesunde und nachhaltige Kost“. Und natürlich soll der Garten neu erblühen, die Gartenwirtschaft unter hohen Bäumen durch einen Kräutergarten eingerahmt werden.

Wenn alles glatt läuft soll die Neueröffnung in einem Jahr stattfinden, damit zu Karneval 2025 alles parat ist. Ein ehrgeiziger Plan, räumen die Akteure ein – aber bei diesem Projekt gebe es von allen Seiten wohlwollende Unterstützung, da werde das schon laufen.

Foto: Thomas Merkenich

Klaus-Dieter Klausmann hört sich das alles mit einem zufriedenen Lächeln ab. Zwar sei es nicht ganz leicht, die Schlüssel abzugeben – aber sehr viel besser, als sich mit dem zunächst geplanten Abriss des Klausmanns abzufinden. Und Herr Klausmann wird auch künftig im Klausmann zu finden sein. Ein fester Platz am Stammtisch sei schon jetzt für ihn reserviert, verspricht die neue Eigentümerin.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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  1. 1987 zog meine Familie und ich in die unmittelbare Nähe der alten Gaststätte „Klausmann“, die anfangs noch betrieben wurde, später aber geschlossen blieb. 1998 kam mit Mark Kürten ein neuer Wirt, der diesen Titel auch verdiente, und ich hatte plötzlich eine Stammkneipe. 100 m mag die Entfernung von meinem Wohnzimmer zum Tresen im „Klausmann“ gewesen sein. Ich fand eine gemütliche Kneipe vor mit jungen und netten Menschen, die erkennbar gerne bedienten. Meine beiden Kinder sind im „Klausmann“ auch diesem Job nachgegangen und Mark Kürten und ich entwickelten sogar so was wie ein Sohn/Vater-Verhältnis. Ich platzierte aus gutem grund das Stammquartier meiner Karnevalsgesellschaft „Grosse Bensberger“ im „Klausmann“

    Highlights waren die Karnevalstage von Wieverfastelovend bes Äschermettwoch morjens um 2 oder 3 Uhr, wenn d’r Nubbel verbrannt wor. Fußballgroßereignisse sah man im „Klausmann“ zu Hunderten auf 5 – 7 Fernsehgeräten im ganzen Biergarten. Freilichtkonzerte wurden gerne gesehen und gehört und man traf meistens auch bei einem spontanen Besuch einen Bekannten, wie das nur in solchen Kneipen möglich ist. Mark sprach immer mal wieder davon, das Haus zu übernehmen, scheiterte aber wohl daran, dringend benötigte Um- und Ausbauten stemmen zu können. Und so verließ Mark den „Klausmann“, zog sich nach Süddeutschland zurück, um von einem netten anderen Wirt namens „Jan“ abgelöst zu werden.

    Die Zeit wurde leider eine andere, es kamen weniger Menschen in den „Klausmann“ und später dann noch die Pandemie, die ganz anderen Lokalen den Hals brach. Jan hielt lange durch bis auch er den Laden nicht mehr halten konnte und am 11.11.2022, ein denkwürdiges Datum, das letzte Mal Gäste empfing, sehr viele Gäste die außer Trauer auch viel Durst mitbrachten.

    Nun gibt es Hoffnung in Bensberg. Unser „Klausmann“ soll wieder aufstehen, im Janger früherer Jahre. Ich nehme mir mal raus, für viele der ehemaligen Kundschaft zu sprechen, wenn ich für eine Neueröffnung und den erfolgreichen Betrieb viel Glück und Erfolg wünsche und bitte das Bauamt, keine Steine in den Weg zu legen, die beliebte Kneipe 2025 eröffnen zu können.“