Helmut Waniczek (Mitte) mit Beatrix von Storch vor ihrem Auftritt im Bürgerhaus Kürten. Foto: Thomas Merkenich

Der Kreisverband der AfD hat mit Helmut Waniczek einen neuen Sprecher des rein männlichen Vorstands gewählt. Der Chemiker und selbsternannte Energieexperte gilt bereits seit einigen Jahren als maßgebliche Kraft der rechtsradikalen Partei in Bergisch Gladbach und im Rheinisch-Bergischen Kreis, als Vertreter ihres völkischen Flügels und als Leugner der Klimakrise.

Drei Jahre lang hatte der Bundestagsabgeordnete Harald Weyel die AfD im Rheinisch-Bergischen Kreis angeführt, jetzt habe er „den Staffelstab“ übergeben und gehöre nicht mehr dem Vorstand an, teilt die Partei auf ihrer Website mit. Zum neuen Kreissprecher sei Helmut Waniczek aus Bergisch Gladbach gewählt worden.

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Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden demnach erneut Sebastian Weirauch aus Kürten und Günther Schöpf aus Bergisch Gladbach sowie neu Michael Hürst aus Wermelskirchen gewählt. Neuer Schatzmeister als Nachfolger von Manfred Schawohl (Wermelskirche) ist Frank Cremer (bislang Beisitzer) aus Bergisch Gladbach.

Beisitzer ist weiterhin Florian Fornoff (Bergisch Gladbach) sowie neu Jürgen Pilgram (Leichlingen), Manfed Schawohl (Wermelskirchen), Jörg Vennedey (Rösrath) und Andreas Wirtz (Bergisch Gladbach).

Aus dem Vorstand ausgeschieden sind neben Weyel auch Michael Matheis und Martina Schüttler.

Helmut Waniczek (5.v.l.) hat Harald Weyel (6.v.l) an der Spitze der AfD Rhein-Berg abgelöst. Foto: Screenshot der AfD-Website

Einige Männer, viele Ämter

Die AfD besetzt ihre Vorstandsämter und Mandate im Kreis und Kreistag sowie im Bergisch Gladbacher Ortsverband und Stadtrat aus einem kleinen Kreis von Aktiven. So ist Schöpf in Bergisch Gladbach Vorstandssprecher und Fraktionschef, Waniczek sein Vertreter.

Fornoff ist ebenfalls Mitglied der Fraktion im Stadtrat und im Bergisch Gladbacher Vorstand. Cremer ist Fraktionsgeschäftsführer im Rat und vertritt die AfD-Ratsherren in zahlreichen Ausschüssen als „sachkundiger Bürger“. Allerdings hat die Fraktion seit mehr als zwei Jahren keine Anträge mehr gestellt.

Aus Österreich über Köln nach Bergisch Gladbach

Der Österreicher Waniczek hatte in Wien Chemie studiert und promoviert, später mehrere Jahrzehnte für die Bayer AG gearbeitet, zuletzt als Marketingleiter. Seit 2011 ist er im Ruhestand. Er tritt als selbsternannter Energieexperte auf, mit Auftritten auf Einladung der eigenen Partei im Landtag und Bundestag.

Bei einem Auftritt mit Weyel bei der AfD-Bundestagsfraktion hatte Waniczek im Herbst 2022 mit Blick auf den bevorstehenden, womöglich von einer Gasknappheit dominierten Winter vor laufenden Mikrofonen gesagt:  „Wenn es jetzt nicht dramatisch wird, ist es eh okay, dann braucht es die AfD offensichtlich nicht.“

Waniczek wurde bereits 2020 vom SWR der „Szene der Klimaleugner“ zugeordnet und widerspricht der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass es eine menschengemachte Klimakrise gibt. So argumentiert er auch im Stadtrat. Zuletzt hatte er ein Buch unter dem Titel „Was Sie immer schon über die „Energiewende” wissen wollten“ herausgegeben. Laut Eigenwerbung sind „nicht nur Wissenschaft, sondern Logik und gesunder kritischer Menschenverstand die Leitlinien dieses Buches“.

Waniczek hatte bis 2017 dem AfD-Vorstand in Köln angehört, sei Amt im Konflikt mit dem damaligen NRW-Vorsitzenden Marcus Pretzell niedergelegt und engagiert sich seither in Bergisch Gladbach. Innerhalb der Partei steht er offenbar dem völkisch-extremistischen Flügel von Björn Höcke nahe, hatte Bürgerportal-Gastautor Hartmut Schneider 2020 auf Basis einer Analyse des Facebook-Auftritts von Waniczek geschlussfolgert.

Zuletzt hat Wanizek den Auftritt von Beatrix von Storch beim „populistischen Ascherfreitag“ in Kürten organisiert; der rechtsextreme Europaabgeordnete Maximilian Krah hatte seinen Auftritt kurzfristig abgesagt. Das Bürgerportal und andere Medien waren nicht zugelassen worden, die AfD werde „im Nachgang alles veröffentlichen“, hatte Waniczek angekündigt. Das ist bislang nicht geschehen, Hartmut Schneider hatte jedoch aus der Veranstaltung berichtet.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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13 Kommentare

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  1. Es gibt leider keine Alternative mehr.. Ich bedauere es auch sehr, aber ich werde afd wählen.

    1. Sie bedauern jetzt schon Ihr Verhalten bei der nächsten Wahl? Tut mir leid, aber besonders erwachsen klingt das nicht.

  2. „Ich möchte wieder, ohne Angst haben zu müssen als Nazi beschimpft zu werden und von linken Terroristen attackiert zu werden, meine legale Meinung sagen können. Ich möchte ein freies, einiges und sicheres Deutschland, so wie es es aus meiner Kindheit kenne.“
    (Günther Schöpf)
    Du meine Güte, der Mann ist in den 1970ern geboren. Sorry, da muss man sich nicht wundern, wenn man als Nazi beschimpft wird. Die deutsche Rechtschreibung ist auch nicht seine Stärke – eher die „Rechtsschreibung“…
    #fckAfD

  3. An Sam Urai:

    Sie glauben sie könnten mit einem „Punkt“ die Diskussion beenden, ob es auf unsere Erde eine Klimakatastrophe, eine -krise oder nur einen -wandel gibt? Auf Grund welcher Expertise?
    Wir wären ein gutes Vorbild, wenn wir die Bürger unseres Landes vor den Veränderungen schützen? Ich halte das global für eine sehr egoistische Haltung, zumal wir hier in Deutschland nicht ansatzweise solche Probleme durch die Klimaveränderungen haben, wie viele andere Menschen rund um den Globus.
    Ich bin übrigens Gegner der Kernenergie, ganz sicher nicht aus ideologischen Gründen.

    1. Entschuldigen Sie mein Deutsch. Das „wenn“ war im Sinne von „nachdem“ gemeint.
      Und das Vorbild in Bezug auf EE, Nullemission etc.
      Da wir als DE den anthropogenen Anteil des Klimawandels nicht alleine aufhalten können, ist es nun Mal die Pflicht des Landes, der Behörden und der Politik, zunächst die eigenen Bürger zu schützen. Steht doch sogar am Reichstag.
      Gleichzeitig (wenn noch Gelder frei sind) oder danach könnte man das Land dann gerne mit PV, und Speichern vollpacken.
      Oder der Bürger finanziert das privat. Das steht jedem frei. Windräder und PV sind privatwirtschaftlich ohne Förderung leicht umzusetzen.
      (Stau)dämme, Regenrückhaltebecken, Dürrevorsorge etc. sind aber hoheitliche Aufgaben und sollten daher aus Priorität bei den Entscheidern haben.

      Warum nennen sie denn keine Gründe für ihre Aversion gegen die Kernenergie sondern nur den Nicht-Grund? Ist das Grundlage für eine Diskussion? Sollen wir alle raten?

  4. Die letzten Wahlergebnise für die AfD in RBK (5,7% Bundestagswahl, knapp unter 5% Landtagswahl) waren im Vergleich zum Bundes- bzw. Landesschnitt nicht sehr hoch. Offenbar werden die Wähler vor Ort nicht sonderlich gut erreicht. Was könnten die Änderungen im Vorstand daran ändern?

    1. Herr/Frau/Div Sam Urai,

      ich halte michediglich für einen kritischen Beobachter und sehr besorgten Bürger, was die Renaissance des Rechtsextremismus angeht.

      Der von Ihnen benutzte Titel wurde mir tatsächlich – jedenfalls so ähnlich – von Herrn Jörg Feller (AfD) bei einer Wahlveranstaltung verliehen.

      Seitdem kokettiere ich ganz gerne mit dem von der AfD verliehenen Titel „Selbsternannter AfD- und Nazijäger“.

  5. „…Leugner der Klimakrise.“

    Schade, dass das Bürgerportal nicht mehr wie früher sachlich journalistische Begriffe verwendet, sondern sich unterschiedslos den anderen Mainstream Medien anpasst.

    1. @Michael Schöttler Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, das Buch von Herr W. geschenkt bekommen zu haben. Ich muss sagen: Herr W. IST ein Klimawandelleugner.
      Wieso meinen Sie, dass er keiner wäre?

      1. ….danke, aber ich wollte mit meinem Kommentar lediglich zum Ausdruck bringen, dass Herr Watzlawek – den ich für sein Engagement sehr schätze- leider den politisch motivierten Framing Begriff der „ Klimakrise“ benutzt und nicht ,wie Sie von einem „Klimawandel“ spricht…

      2. Nur weil wir Menschen uns ins Faulheit an ein gewisses Klima angepasst haben, ist das noch lange keine Krise oder sogar Katastrophe.
        Es gibt einen Klimawandel. Punkt. An den muss man sich anpassen. Und da ist das Problem. Anstatt die vorhandenen Gelder in die Anpassung zu stecken, werden Milliarden an Fördergeldern verschenkt, die aber kaum direkten Einfluss auf den Schutz der Menschen vor Ort haben.
        Gutes Vorbild für die Welt können wir sein, wenn wir die Bürger dieses Landes vor den Veränderungen geschützt haben.

        Und wenn die Katastrophe so groß ist, warum noch immer Gas und Kohle statt Kernenergie? Kernenergie, EE und Überschuss per P2X speichern. Aber dann müssten manche Ideologen über den eigenen Schatten springen.