Daniel Euler, Mobilitätsmanager der Stadt Bergisch Gladbach

Mobilitätsmanager Daniel Euler hatte sich für die Öffnung stark gemacht. Aber hier, zwischen Markt und RheinBerg-Galerie wird man auch künftig zwischen 10 und 17 Uhr nicht fahren dürfen.

Mit überwältigender Mehrheit hat der zuständige Ratsausschuss beschlossen, Radfahrer in der Fußgängerzone in der Innenstadt zuzulassen. Allerdings sorgte die CDU in letzter Minute für eine weitreichende Änderung. 

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Die Öffnung der Fußgängerzone für Radfahrer wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Die Befürworter wollen das Radfahrern attraktiver machen, indem zeitraubende Umwege wegfallen. Die Gegner verweisen auf Gefahren für Radfahrer. 

Nach Beratungen an einem Runden Tisch Radverkehr und einem Besuch in Brühl hatte die Stadtverwaltung einen Vorschlag vorgelegt, der einen Test vorsieht: für ein Jahr soll die Fußgängerzone frei gegeben werden, begleitet von einer intensiven Öffentlichkeitskampagne. 

Trotz internen Widerspruchs bewegten sich auch die CDU und SPD auf diese Linie zu, einem Beschluss im zuständigen Ausschuss für Umwelt, Klima, Infrastruktur und Verkehr stand nichts mehr im Wege. Dort kam es am Dienstagabend dann aber doch noch einmal zu einer engagierten Debatte – die zu einigen Änderungsanträgen führte. 

Neben der Festschreibung, dass die Verwaltung im Testjahr Zwischenbericht anfertigen soll (auf Betreiben der CDU) und der Forderung, dass Polizei und Ordnungsamt die Einhaltung der Schrittgeschwindigkeit kontrollieren (auf Betreiben des Inklusionsbeirates) war ein Antrag der CDU dabei, der es in sich hat: Die Freigabe der Fußgängerzone soll in einem Kernbereich nicht gelten, täglich von 10 bis 17 Uhr zwischen dem Marktplatz und der RheinBerg-Galerie. 

Das sei ein „kleiner Kompromiss”, um dem Sicherheitsbedürfnis vieler Bürger entgegen zu kommen und für eine breites Akzeptanz zu sorgen, argumentierte die CDU, unterstützt von der SPD. Pendler, die mit dem Rad zur Arbeit unterwegs sind, könnten die Abkürzung dennoch nutzen.

Die Grünen reagierten empört: Damit werde der Antrag nicht ergänzt, sondern kontakariert. Sie führten die Wünsche der Einzelhändler in der Innenstadt an, die sich eindeutig für eine Öffnung ausgesprochen hatten – um die Attraktivität der Fußgängerzone zu erhöhen. 

Doch der Einspruch fiel auf taube Ohren. Es gab zwar eine breite Zustimmung für die Öffnung, aber auch die Einschränkung der CDU wurde mit den Stimmen der Großen Kooperation (CDU/SPD) angenommen. 

Die ersten Reaktionen der Radfahrerlobby fielen eindeutig aus: „Somit beerdigt die GROKO nach und nach das noch frische MobiK, bevor es wie einst geplant und verabschiedet wurde, und höhlt dieses weiter aus!”

Das gesamte Protokoll der AUKIV-Sitzung finden Sie hier.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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11 Kommentare

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  1. leider hat der politische Diskurs das Ergebnis kompliziert gemacht. das Zeitfenster 10-17uhr ist allerdings außerhalb des Pendelverkehrs. Was ist denn Schrittgeschwindigkeit? Ich würde wohl angepasst fahren, damit Fußgänger nicht gefährdet werden. Und dann gibt es da noch die Klingel, die auch auf gemeinschaftswegen Radfahrer/Fußgänger gut funktioniert.

    Im großen Ganzen sind die Radwege in B.Gladbach recth unterschiedlich und verwirrend.
    Selbst der neue Turbokreisel ist für zügiges Radfahren wegen den kräftigen Höhenunterscheiden auf den roten Radwegen nur bedingt tauglich.
    Mein Fazit in GL: die Strasse läuft am besten, da die Autofahrer recht kulant im Umgang mit Radfahrern sind. Solange es keine einheitliche Radverkehrsführung gibt, beibt das auch so.

  2. Mein Gott Gladbach,bekommt man denn hier überhaupt nichts vernünftiges für die radfahrende Menschheit auf die Beine gestellt.Wie zum Teufel soll denn dieses Mobilitätskonzept zum tragen kommen,wenn immer wieder solch perverse Vorschriften erlassen werden.Die Breite Straße in Köln funktioniert doch auch bei stärkstem Fußgängerverkehr.Was sind das für Fachleute die solche Entscheidungen treffen,haben die denn überhaupt kein Vertrauen in die fahrradfahrende Bevölkerung.Was die bevorstehenden Kosten anbetrifft,daß ist doch einfach nur noch idiotisch,daß könnte nun wirklich vernünftiger angelegt werden.Mit den Herren Flügge und Hardt möchte ich gerne mal durch Gladbach radeln,vor allem am Driescher Kreisel.Ich für meine Person werde jedenfalls in der Fußgängerzone ( wenn sie denn geöffnet ist ) nicht absteigen,soviel steht jetzt schon fest.Meine 68 Jahre erlauben mir jedenfalls genug Sachverstand .

  3. Ja, es wäre furchtbar wenn alles beim „alten“ bliebe.! GL ist immer schon eine autogerechte Stadt gewesen (ich bin seit 1975 hier..) und daran hat sich auch mit dem MillionenDing der Gohrsmühlen – Baustelle nix geändert.
    Wir Radler sollen immer „einen kleinen Umweg “ in Kauf nehmen, oder „kurz mal“ das Fahrrad schieben, also auf die Genialität dieser – nach der Uhr – meist genutzten Maschine der Welt verzichten. Haltet Ihr uns für dumme Anfänger ?
    Fast alle Radler sind doch in der Lage ihre durch Körperkraft erzeugte Geschwindigkeit der jeweiligen Verkehrslage anzupassen. Das gilt sicher auch in einer Fußgängerzone von solchen Ausmaßen wie dieser – auch wenn es mal voll ist (also wenn es sein muß steig‘ ich auch ab, aber eben „nur dann“).

    Wir sollten uns Gedanken machen, WIE wir durch die FZ radeln, nicht OB.

    Oder wir sagen: “ von Gronau kommend ist die „erlaubte“ Strecke z.B. zum Löwencenter so absurd, da gibt es keine Alternative, aber vom Rathaus nach Gronau kann man ja wirklich gut neben dem Autoverkehr fahren.

    Heute um 18 Uhr startet doch wieder einmal die „Critical Mass“ (Radl-Demo) vom Bahnhofs
    Vorplatz, dann können wir die Zone ja mal eingehend auf Fahrradtauglichkeit prüfen !
    Auch die VertreterInnen der Politik sind hierzu herzlich eingeladen, Sie haben doch schon ein „DienstRad“ oder ?

  4. Eine Fußgängerzone heißt so, weil Fußgänger absoluten Vorrang haben und Andere auf sie Rücksicht nehmen müssen. Die Grüne Ladenstraße ist wirklich sehr eng, und war deshalb auch nie für eine Freigabe vorgesehen. Die Hauptstraße ist dagegen mindestens 15 Meter breit und bietet somit reichlich Platz für alle nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer (wenn nicht gerade Markt o.ä. ist).

    Klar gibt es einzelne ‚rücksichtslose‘ Radfahrer. Das ist bei Autofahrern nicht anders – wird deswegen die gesamte Innenstadt für KFZ gesperrt? Die Unfallstatistik zeigt sehr deutlich, von wem im städtischen Verkehr die größte Gefahr ausgeht – und Fahrräder sind es ganz bestimmt nicht…

  5. Eine Fußgängerzone ist für Fußgänger und keine Radfahrerzone!
    Erst letzten Freitag durfte ich mit anschauen wie eine Radfahrerin mit unangemessener Geschwindigkeit um Passanten zirkelte, haarscharf an einem älteren Ehepaar vorbeiraste und es fehltenicht viel, so wäre sie mit einem Hund kollidiert. Ich halte als leidenschaftlicher Radfahrer die Entscheidung der Ratsherren für riskant. Das ist doch kein verantwortungsbewuster Schritt zur Verbesserung der Mobilität mit dem Rad, oder?

  6. Die Grüne Ladenstraße ist für die Freigabe gar nicht vorgesehen. Da ist es wirklich sehr eng. Aber auf der breiten Hauptstraße… Was wäre denn so furchtbar, wenn es so bliebe wie es bisher Praxis war? Kontrollen sind mit und ohne Freigabe unumgänglich. Was ist gegen das Radfahen einzuwenden, wenn rücksichtslose Radler zu besserem Verhalten erzogen werden? Die restlichen Radfahrer die sich benehmen, stellen keine allzugroße Gefahr dar. Und klar, wenn es in der Fußgängerzone wirklich voll ist, dann gebietet schon das gute Benehmen das Absteigen.

  7. Nach dieser Entscheidung gegen die Radfahrerinnen und Radfahrer erwarte ich ein rigoroses Vorgehen gegen Fahrzeuge des Apotheken– und Geldlieferverkehrs, die bisher während des ganzen Tages die Fußgängerzone unbehelligt von Ordnungskräften benutzen.
    Klaus Hansen

  8. Ich bin der Meinung dass eine Fußgängerzone für Fußgänger ist.
    Radfahrer können ihr Rad schieben. In der grünen Ladengasse sind letztes Jahr viele Radfahrer gefahren, und haben nicht auf Fußgänger geachtet, das geht nicht, gerade dieses Stück muss überwacht werden und dort müssen die Radfahrer auch ihr Rad schieben.
    Weil es einen Berg runter geht und die Radfahrer dadurch sehr schnell sind.
    Außerdem sind auf der Fußgängerzone auch alte und behinderte Menschen unterwegs, die nicht so schnell reagieren können. Und Blinde.
    Wenn es endlich mehr Radwege geben würde wäre es besser.
    Man kann sein Rad ein kurzes Stück schieben, dass ist zumutbar

  9. Mal ehrlich….., wäre es denn so „furchtbar“ wenn alles beim „alten“ bliebe…. Es ist doch absolut zumutbar das „der Radfahrer“ die paar hundert Meter durch die Fußgängerzone vom Markt bis zur Rheinberg-Gallerie schiebt. Das ist doch nicht der Untergang der Radfahrszene !
    Wo soll denn der flanierende – möglichst shopping-affine – Bürger noch in Ruhe und vom anderweitigen Verkehr geschützt in Ruhe laufen ? Wo kann eine Mutter denn in Ruhe ihr Kind mal frei laufen lassen ? Wo kann die alternde Bevölkerung denn ansonsten mit Ihrem „AOK-Shopper“ mal ungestört sich aufhalten ?
    Fahrrad hin oder her, bauen Sie mindestens noch Stck. – 40 – Fahrradständer (die fehlen mindestens links und rechts der Fußgängerzone) in den umliegenden Seitenstraßen auf, dann kann der Radfahrer ja dort das Rad abstellen und er – also der begeisternde Radfahrer – läuft eben mal ein paar Meter, das schadet übrigens auch nichts…..
    Dieses Hick-Hack wie es jetzt beschlossen ist, Samstags und Mittwochs nicht, erst ab 10.00 Uhr und erst nach 17.00 Uhr ist doch Humbuck. Die Fußgängerzone sollte ganz einfach tabu sein, deshalb heißt sie ja auch „Fußgängerzone“ ! Man kann mit diesen kosmetischen Maßnahmen ohnehin nicht darüber hinwegtäuschen das die Stadt Bergisch Gladbach ein katastrophales Radwegenetz hat. Wenn denn welche da sind, sind die Radwege überwiegend in einem maroden, teilweise gefährlichen Zustand.
    Also, alles so lassen wie es war und den alten Leitspruch wieder leben: „Wer sein Rad liebt, der schiebt….. (eben nur die paar Meter durch die Fußgänerzone).
    Mit radelnden Grüßen an diejenigen die sich jetzt wieder aufregen…..

  10. Das kann doch nicht wahr sein!
    Das ist sehr enttäuschend, dass nicht mal eine Testphase abgewartet wird. Ist man um die die Sicherheit der Bürger oder um zukünftige Wählerstimmen besorgt?
    Gute Politik beweist sich durch Entscheidungen, die zukunftsorientiert sind, nicht durch statisches Denken. Wirklich schade!

  11. Ein selten weltfremder Beschluss – lebt die CDU eigentlich hinterm Mond? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, auch der radfahrende. Jedesmal zu überlegen, ob die Fahrt durch die Fußgängerzone gerade zufällig erlaubt ist oder nicht, ist eine ziemlich absurde Vorstellung. Als nächstes sind dann die Einbahnstraßen dran: In der Laurentiusstraße montags, mittwochs und freitags nur Richtung Odenthaler Straße, an den anderen Tagen in die Gegenrichtung. Und in Schaltjahren genau umgekehrt!

    Damit ist sichergestellt, dass der AUKIV sich in Zukunft noch oft mit dem Thema wird beschäftigen müssen – dabei gäbe es eigentlich genug Anderes zu tun… Verkehrstechnisch liegt in unserer Stadt so Manches im Argen, vielerorts lauern ernste Gefahren. Von schweren Unfällen zwischen Radfahrenden und Fußgängern in der 15 Meter breiten Fußgängerzone habe ich hingegen noch nichts gehört.