Klaus Waldschmidt hatte begründet, warum die SPD-Fraktion kein Urteil über das Krüger-Gebäude im Neuborner Busch fällen will – und spricht von einem fairen Verfahren. Eine Entgegnung. 

Lieber Herr Klaus Waldschmidt,

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mit  der Forderung nach einem „fairen Verfahren für Krüger” sprechen Sie ganz sicher vielen Bürgern aus der Seele, bei allen Emotionen und Realitäten in ökologischer Hinsicht, allen Gerüchen in der Kaltluftschneise zum Trotz, den Belastungen durch Verkehr oder auch alter Zusagen der Firma Krüger über die Beschränkung der Flächennutzung, fair sollte es zugehen.

Aber ist es wirklich fair, einer Landesbehörde die Entscheidung zu überlassen bei den eigenen Erkenntnissen? Natürlich ist die Landesbehörde besser aufgestellt mit Fachkompetenz und kann da eher mit Krüger auch fachlich auf Augenhöhe reden als es eine Partei auf Gemeindeebene vielleicht kann.

Wenn ich lese:

„Der SPD-Fraktion ist es wichtig, beiden Anliegen möglichst weitgehend gerecht zu werden. Die Fraktion will die bestehenden Arbeitsplätze sichern, die Chance für neue zusätzliche Arbeitsplätze offenhalten und gleichzeitig die ökologischen Belange glasklar prüfen lassen, die uns alle umtreiben“, erläutert der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Waldschmidt.

Mir kommt das dann so vor, wie die Quadratur des Kreises, die hier versucht werden soll. Dazu kommt dann noch, dass es ja nicht so ist, als ob es nicht auch außerhalb der Parteien fachkompetente Stellungnahmen gäbe zum FNP die mit ihren klaren Aussagen nicht nur berechtigte Zweifel unterstützen. Es ist kein Wissensdefizit, es ist ein Handlungsdefizit.

Weitere Argumente habe ich mal vor fast zwei Jahren zusammengetragen, sie sind hier abrufbar.

Jeder Einzelne von uns hat an der Stelle wo er ist, ganz alleine die Verantwortung für das, was mit unserer Umwelt passiert – und das jeweilige Handeln hat Auswirkungen. Auch wenn wir in Bergisch Gladbach die Welt nicht retten können, wie es Ihr politischer Partner formulierte, einen Beitrag können wir leisten.

Nach meiner Einschätzung wäre es fair gewesen, wenn die Firma Krüger diesen Antrag nicht gestellt hätte, mit Blick auf die soziale Verantwortung (CSR).

Auch schade, dass der Neuborner Wald keinen Personalrat oder Betriebsrat hat, der seine Interessen vertritt, es wäre bestimmt eine Entscheidung gefallen, für den Wald.

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ist Bergisch Gladbacher Bürger und gebürtiger Bensberger, er hat als IT-Manager jahrzehntelang in der ganzen Welt gearbeitet und lebt nun wieder in Bensberg.

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7 Kommentare

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  1. Es ist die anlehnungsbedürftige Politik der SPD die ihre Basis hat schwinden lassen. Sie handeln als hätte es das Godesberger Programm nie gegeben. Soziale Politik verlangt Gradlinigkeit.

  2. Sprache kann manchmal so schön verräterisch sein, Herr Waldschmidt!

    Die ökologischen Belange sollen also „geprüft“ werden. Genau! Geprüft! Und nach der Prüfung werden sie – unabhängig vom Prüfergebnis – ignoriert, nicht wahr?

  3. Sehr geehrter Herr Waldschmidt,

    Die SPD wird mit ihrer geplanten Zustimmung zum Entwurf des FNP die Einwände tausender Bürger und die z.T. sehr kritischen Stellungnahmen der „Träger öffentlicher Belange“ komplett ablehnen.
    Also: Ablehnung der Stellungnahmen trotz detaillierter und fachlich fundierter Argumente, im Besonderen der Argumente zum Schutz des Neuborner Busch.

    Andererseits aber wird die SPD dem Antrag der Fa. Krüger, mehrere tausend Quadratmeter Wald des Neuborner Busch zu vernichten, zustimmen, ohne dass ein einziges detailliertes Argument vorliegt, z.B. der Nachweis der zwingenden Notwendigkeit für diese umweltfeindliche Maßnahme.

    Das ist nicht ausgewogen.

    Um in der Sprache von Herrn Eschbach zu bleiben hat damit nicht nur der „Wald keinen Betriebsrat“ sondern Umwelt und Bürger haben keine Vertreter im Stadtrat, zumindest nicht mit der SPD.

  4. Lieber Herr Eschbach,

    es ist eine Tatsache, dass wir momentan über nicht genug belastbare Fakten verfügen. Eine fundierte Entscheidung zum Krüger-Antrag zum jetzigen Zeitpunkt ist deshalb nicht möglich.

    Darum haben wir uns für ein faires Verfahren entschieden, das eine Prüfung der Erweiterungsfläche durch das Land NRW in einem umfangreichen Zielabweichungsverfahren ermöglicht.

    Wir haben uns diese Entscheidung wohl überlegt.

    Es ist wichtig, die bestehenden Arbeitsplätze zu sichern, die Chance für neue zusätzliche Arbeitsplätze offenzuhalten und gleichzeitig die ökologischen Belange kompetent prüfen zu lassen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Klaus W. Waldschmidt

  5. Ja, Herr Wiegelmann, da kann man nur beipflichten und anfügen, dass die GroKo in Verbindung mit Bürgermeister und 1. Beigeordnetem bei Krüger im Obligo stehen, weil man da wohl was versprochen hatte und nie – wie selbst zugegeben – mit der Kraft der Bevölkerung und der Bürgerinitiativen gerechnet hat. Allerdings glaube ich nicht, dass man nach da oder dorthin eine Entscheidung der Bezirksregierung glaubhaft verkaufen kann, also ohne eigene Schuld. Krüger wird toben, wenn er den Busch nicht bekommt und die Bürgerinitiativen werden einen harschen Protest auf die Beine stellen. Beides wird gegen die GroKo gerichtet sein und bei der Wahl 2010 seinen Niederschlag haben.

  6. Lieber Herr Eschbach, ich kann Ihrer kritischen Sicht nur zustimmen. Die Verlagerung der Entscheidung auf die Bezirksregierung stellt in meinen Augen eine Flucht aus der gelebten „Quadratur des Kreises“ dar.
    Egal, wie die Entscheidung ausfällt, nach Herrn Waldschmidt’s mutmaßlichem Kalkül ist man nicht angreifbar.
    Fällt die Entscheidung pro Krüger aus, kann man gegenüber den Kritiken auf die Bezirksregierung als Entscheiderin verweisen.
    Fällt die Entscheidung gegen Krüger aus., kann man bei Herrn Krüger im obigen Sinne argumentieren.

    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da jemand in jedem Fall vermeiden möchte, klare Kante zu reden.
    Was ich davon halte, brauche ich wohl nicht näher ausführen.