Unsere Umwelt ist aus dem Gleichgewicht. Ein in Millionen von Jahren austariertes System funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Unsere Umwelt – das ist die Lebensgrundlage aller Menschen. Diese Fotoreportage entstanden über einen längeren Zeitraum bei Radtouren im Rheinisch-Bergischen. 

Das Wetter hält sich nicht mehr an die gewohnten Regeln. Wir erleben die wärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Systemrelevanter Energiebedarf und Verkehr wachsen. Der CO2-Gehalt steigt. Regen bleibt aus, in der  Dürre sinkt der Grundwasserspiegel.

Weide bei Gut Schiff

Zusätzlich wird das Wasser durch intensive Landwirtschaft mit Nitrat belastet. Wasser – eine unserer Lebensgrundlagen.

Bei Schloss Strauweiler

Hinweis der Redaktion: Sie können jedes Foto mit einem Klick groß stellen uns sich mit den Pfeiltasten rechts vorwärtes bewegen. Auf dem Handy am besten im Querformat.

Wir registrieren den Verlust von Millionen von Vögeln, von Insekten, von Pflanzen. Die Artenvielfalt ist in hohem Maße durch Insektizide, Pestizide, Herbizide in der Monokultur intensiver Landwirtschaft gefährdet. Gefährdet auch durch die Versiegelung der Landschaft wegen des Ausbaus von Straßen und Parkplätzen. Benötigt für systemrelevanten Verkehr. Artenvielfalt – eine unserer Lebensgrundlagen.

Das Sterben der Nadelbäume ist nicht zu übersehen. Auch die bei uns – im Gegensatz zu Fichten – heimischen Buchen schwächeln wegen des Temperaturanstiegs, verdunsten mehr Wasser als nachkommt, Rinden platzen. Große Bäume sterben. Viele andere Bäume wie Eichen, aber auch Platanen und Robinien haben Stress.

Die wachsende Zahl heftiger Stürme legt immer mehr Wald um. Neuanpflanzungen scheitern, weil die Setzlinge nicht mehr anwachsen. Unter anderem, weil Wasser fehlt. 400.000 ha unserer Wälder in Deutschland sind akut gefährdet. Wälder gehören auch zu unserer Lebensgrundlage.

Der Borkenkäfer wird naiv als Feind ausgemacht. Dabei ist er nur eine Folge des globalen Klimawandels. Das Gefühl, in einer anscheinend intakten Landschaft zu leben, täuscht – die Fotos zeigen es. Unsere Wälder werden sich dramatisch verändern. Das Pflanzen klimaresistenterer Nadelbäume löst nicht das akute Problem. Denn mit der Verschiebung der Klimazonen droht uns Versteppung. 

Naturschutzgebiet Grube Cox

Wann werden wir endlich begreifen, dass alles mit allem zusammenhängt? Wann die unstrittig menschengemachten Veränderungen in ihrer gegenseitigen Einflussnahme verstehen und entsprechend handeln? 

Wann werden wir akzeptieren, dass Natur, Wetter und Klima sich nicht an Bauernregeln halten und schon gar nicht an Kreis- oder Landesgrenzen? Wann werden wir jede noch so kleine Veränderung zur Verlangsamung der globalen Erwärmung durch unsere eigenen Möglichkeiten unterstützen? 

Werden wir nach Corona die Chance auf einen grundlegenden Wandel unseres bisherigen Lebensstils zugunsten eines systemrelevanten Überlebensstils ergreifen? 

An der Schnabelsmühle bei Zanders

Kürzlich schrieb einer der Bewerber um das Amt des Bürgermeisters unserer Stadt in einem Papier zu „Mobilität und Nachhaltigkeit“, (er wolle) „sich dafür einsetzen“, „die Natur nicht nur zu schützen, sondern auch durch naturverträgliche Freizeitmöglichkeiten … erlebbar zu erhalten“. 

Die Probleme sind größer. „Fridays for Future“ hat das begriffen.

Naive Tour

Schuld an der 
Naturzerstörung
sind die anderen.
Wir dagegen 
sind harmlos.
Wir fahren
nur wandern.

Dieter Höss (1935-2020)

Lyrikpfad an der Strunde 
2014 

Anmerkung Wikipedia: Als systemrelevant werden Unternehmen oder Berufe bezeichnet, die eine derart bedeutende volkswirtschaftliche oder infrastrukturelle Rolle in einem Staat spielen, dass ihre Insolvenz nicht hingenommen werden kann oder ihre Dienstleistung besonders geschützt werden muss.

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ist Fotograf, Designer und Kommunikationsberater.

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10 Kommentare

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  1. Sorry, aber wir haben hier, vor allem im Königsforst, seit Jahrhunderten keinen natürlich gewachsenen Wald mehr. Das ist alles Wirtschaftswald.

    Und jetzt erzählen die vom Forstamt, dass man die Natur wieder zum Zuge kommen lassen solle, also keine planmäßige Aufforstung mehr. Dabei verschweigen sie aber, dass sie gar kein Geld haben, um irgendwas irgendwie überhaupt wieder aufforsten zu können.

  2. Der Wald, ja, er sieht erbärmlich aus. Klaus Hansen beschreibt es und zeigt es in seinen Fotos treffend.
    Auch wir haben bei Spaziergängen durch das Bergische Land und die Eifel
    das Elend des Waldes mit Schrecken wahrgenommen.
    Mich macht dieser Zustand des Waldes traurig und hilflos. Soviel wäre notwendig zu tun, um diese Situation allen Menschen klar zu machen. Aber auch jeder Einzelne von uns ist gefordert, sein Verhalten zu überprüfen und zu verändern.
    Fridays for Futur, durch die Coronakrise in ihren Aktionen unterbrochen, versucht dies: Wachrütteln und die Verursacher zur Umkehr zu bringen.
    Aber schon jetzt mehren sich die Stimmen von Politikern und Sprechern der
    Wirtschaftsverbände, dass die Systemrelevanten Strukturen erhalten bleiben müssen und jetzt in der Krise besonders gefördert werden sollten.

  3. Der großartige Artikel von Klaus Hansen ist m.E. leider unvollständig. Er geht nicht darauf ein, dass die vorhandene Situation das Resultat unseres Willens ist.

    Wir haben das so gewollt!. Wir haben die Personen bzw. Parteien gewählt, die die Weichen gestellt haben. Niemand kann also seine Hände in Unschuld waschen. Die naive Tour, sich aus der Verantwortung zu stehlen, wie in dem Gedicht von Dieter Höss so trefflich formuliert, zieht leider nicht. Einen weichen Übergang auf eine gesunde Natur kann es nur schwerlich geben, das ist zu oft versucht worden. Die Absicht eines Bürgermeisterkandidaten „die Natur nicht nur zu schützen, sondern auch durch naturverträgliche Freizeitmöglichkeiten … erlebbar zu erhalten“, klingt in diesem Zusammenhang wie Hohn. Die treibende Kraft, dass es soweit gekommen ist, wie wir es derzeit erleben, liegt m.E. an unserer Gier.

    Es ist kaum anzunehmen, dass wir ohne Gewalt von dem eingeschlagenen Weg abweichen und wieder zu einem Leben in Einklang mit der Natur zurückkehren können, obwohl die kurze Zeit des lock down während der Corona-Krise das Aufflackern das Potential für ein anderes Bewusstseins angedeutet hat. Deshalb halte ich den Ratschlag von Nietzsche für unsere Rettung für befolgenswert. In „Wille zur Macht“ fordert er, dass man das, was fällt, noch stoße.
    Lothar Sütterlin

  4. Mit Ihrem Bericht haben Sie den „Nagel auf den Kopf getroffen“ Gratulation! Endlich wird dieser seit Jahren in Gladbach anstehende Sachverhalt thematisiert.

    Nicht zu vergessen ist dabei, dass der Zustand des „Neuborner“ Waldes im Stadtgebiet Lückerath, sich seit Jahren in einem erbärmlichen Zustand befindet und vor allem für alle Besucher ein erhebliches Gefahrenpotential darstellt.
    Mind. 50% der dortige Bäume sind Fichten, die fast alle vom Borkenkäfer befallen sind und tot in der Gegend stehen, soweit sie nicht in Jahren 2017/2018 durch heftige Stürme umgestürzt sind und bis heute nicht weggeräumt wurden.
    Wanderwege – vor allem der markierte Wanderweg „Kölner Weg“ ist streckenweise durch die umgestürzten Bäume nicht passierbar.

    Der Gesamteindruck ist niederschmetternd, unaufgeräumt, ungepflegt, bei etwas stärkerem Wind besteht Gefahr, dass Astwerk abricht und Passanten verletzt.

    Reklamationen bei der Stadt werden seit Jahren ignoriert.

  5. Wirklich ein toller Artikel, der mir aus dem Herzen spricht! Ja, die Natur steht an erster Stelle für die Systemrelevanz.

    Noch eine Anmerkung zum Borkenkäfer: Da die Fichten nicht in unsere Breiten und Höhen gehören, räumt er klimawandelsymptomatisch mit ihnen auf und hilft der Natur, ihre neue Wildnis zu bauen. Und dabei sollte man sie nicht stören: Das Totholz ist voller Leben – unzählige Käfer-, Pilz-, und Vogelarten finden dort Lebensraum und sind unverzichtbar für die Entstehung neuspriessender Bäume und Wälder. Es reichen ca. 10 Jahre, bis die junge Generation da ist. Hingegen zerstören Räumungen und Pflanzungen fremder Baumarten das ohnehin schon angeschlagene Ökosystem Wald. Nur Bäume, die es von selbst schaffen, haben die besten Chancen, den Klimaveränderungen standzuhalten, da sie sich von vornherein anpassen können.

    Also appelliere ich an die Politik und Forstwirtschaft: Lassen Sie die Wälder in Ruhe wachsen, mit etwas mehr Geduld werden Sie später höhere Erträge erwirtschaften können.

    Und wir Verbraucher können den Wäldern auch ganz einfach helfen:
    1. Finger weg vom Billigfleisch. Für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes!
    2. Produkte aus Holz möglichst lange nutzen, bzw. gebraucht übernehmen oder zur Übernahme weitergeben.
    3. Holz ist zu Schade zum Verbrennen, als Brennstoff ist er NICHT CO2-neutral!
    4. Nutzt Recyclingpapier mit dem Siegel „Blauer Engel“ für Büro, Hygiene etc. Bäume möchten nicht im Klo landen.
    5. Meiden Sie konventionelles Palmöl.

    Wenn das die Mehrheit macht, hat unser Planet noch eine Chance.

  6. Vielen Dank Klaus Hansen. Ich bin auch oft in den Wäldern unterwegs und es macht mich traurig zu sehen, wie die Bäume leiden. Und ja, es sind nicht nur die Fichten…..

  7. wann wacht der Mensch endlich auf. was wollen wir unseren Kindern einmal hinterlassen. Es zählt nur der Provit. Ich befürchte das es nach Corona immer noch kein umdenken gibt.

  8. Ich bin dabei, meine Eindrücke über den Zustand Königsforst ab 1956 bis heute einmal zusammen zufassen. Bitte übersenden sie mir ihre Email, wo meinen Bericht hin schicken kann. Mit zwei Worte ist diese Thema nicht getan.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr.h.c. Max-Dieter Nahr