Bürgermeister Frank Stein (M.), Insolvenzverwalter Marc d'Avoine (r.) und Landrat Stephan Santelmann gaben die Durchfahrt über das Zanders-Gelände frei. Ferdinand Tönnemann hatte das Recht auf die erste Fahrt bei einem Wettbewerb gewonnen.

Drei Jahre hat Insolvenzverwalter Marc d’Avoine daran gearbeitet, die abrupt gestoppte Papierfabrik Zanders demontieren zu lassen, Maschinen zu verkaufen oder zu verschrotten und Gebäude besenrein zu machen. Eine Mammutaufgabe, die jetzt mit der offiziellen Übergabe des gesamten Geländes an die Stadt Bergisch Gladbach abgeschlossen wurde. In einem weiteren Schritt zur Transformation der 36 Hektar großen Fläche ist die „Mainstreet“ für den Fuß- und Radverkehr geöffnet worden.

Marc d’Avoine

Marc d’Avoine ist auf Zanders seit der ersten Insolvenz 2018 tätig und wägt jedes Wort ab. Doch an diesem Samstag, als er Bürgermeister Frank Stein mit einer ganzen Plastikbox voller Schlüssel alle restlichen Flächen des Zanders-Areals an die Stadt Bergisch Gladbach zurückgibt, ist er auskunftsfreudig.

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„Diese drei Jahren waren intensiv, impulsiv und anstrengend,“ zieht d’Avoine Bilanz. Es habe „eine Menge Überraschungen und auch einige Enttäuschungen“ gegeben. Er habe schon einige große Insolvenzverfahren geleitet, aber dieser Fall sei einzigartig: „Zanders ist anders.“

Nach dem endgültigen Aus der Papierfabrik Ende April 2021 waren dem Insolvenzverwalter und seinem Team die Aufgabe zugefallen, im Auftrag der Gläubiger die letzten Vermögenswerte zu Geld zu machen und gleichzeitig das Gelände mit all seinen Hallen besenrein zu machen.

Optimistisch waren dafür der Stadt Bergisch Gladbach als Eigentümerin 20 Monate vereinbart worden. Dass es am Ende 36 Monate wurden, darüber redet bei der Übergabe am Samstag niemand, die Freude über den Abschluss überwiegt.

Eindrücke vom Eröffnungstag. Fotos: Thomas Merkenich

Hunderte Gebäude, tausende Maschinen und Anlagen habe das Team bearbeiten müssen, zählt der Insolvenzverwalter auf. Als Beispiel, was an Zanders anders sei, nennt er „das Spinnennetz“: ein aberwitziges Geflecht von Leitungen und Röhren, unter- und oberirdisch, sichtbar oder in Wänden verborgen – für die es keine Pläne gab und die zum großen Teil noch mit Flüssigkeiten befüllt waren. Weil das Werk ja von einem auf den anderen Tag abgeschaltet worden war. Nur mit Hilfe der ehemaligen Beschäftigten, der Zandrianer, sei es gelungen, dieses Netz aufzudröseln.

Insolvenzverwalter Marc d’Avoine (M.) mit seinem Team: links die Juristen Joachim Jünke und Andreas Bauer, rechts die ehemaligen Zandrianer Bernd Schebitz und Bernd Gräfrath.

Ein weiteres Beispiel für die gigantische Aufgabe: Alleine für den Abtransport der Papiermaschine PM3, die in die Türkei verkauft worden war, wurden mehr als 500 Container benötigt.

Diese physischen Aufgaben sind jetzt zwar erledigt, die finanzielle Abrechnung steht aber aus. D’Avoine räumte ein, dass er als Insolvenzverwalter noch erhebliche Schulden gegenüber der Stadt haben; doch das werde jetzt geklärt und bezahlt.

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Wie ein Koloss klein gemacht wird

5500 Tonnen ist die Papiermaschine PM 3 von Zanders schwer, 200 Meter lang, acht Meter hoch. Das heißt, sie war es. Ein Besuch vor Ort zeigt, dass der Koloss in den letzten drei Monaten in seine Einzelteile zerlegt wurde, ein großer Teil ist bereits auf dem Weg in die Türkei. Bis zum 17. Dezember soll das Herzstück der ehemaligen Papierfabrik Zanders ganz aus Bergisch Gladbach verschwinden.

Bürgermeister Frank Stein spricht bei der Übergabe von einem „stadthistorischen Ereignis“, blickt auf die dramatischen und hoch-emotionalen Ereignisse vor und nach dem plötzlichen Stopp der Fabrik zurück und bedankt sich bei allen Beteiligten für die gute Kooperation bei den schwierigen Aufgaben.

Als Jurist sei ihm aber auch klar, dass die Schlüsselübergabe auch den Moment des „Gefahrenübergangs“ bedeutet: ab sofort sei die Stadt für alle Risiken auf dem Gelände verantwortlich,

Schlüsselübergabe im Disco-Licht des sogenannten Museums: Udo Kraus, Leiter des Zanders-Projekteams, Bürgermeister Frank Stein, Insolvenzverwalter Marc d’Avoine und der bisherige Liegenschaftsmanager Jonas Geist.

Und auch für die Gefahren, die vom Zanders-Gelände bzw. dem Ende der Papierproduktion ausgehen, Zum Beispiel für den Grundwasserspiegel, der steigt, wenn kein Wasser mehr entnommen wird, erinnert Jonas Geist, der bis vor kurzem für das Liegenschaftsmanagement verantwortlich war. Damit drohten in weiten Teilen der Innenstadt die Keller abzusaufen. Für die Gefahrenabwehr seien eigentlich die Eigentümer verantwortlich – doch habe die Stadt von Anfang an diese Aufgabe an sich gezogen.

Transformation zu einem klimaneutralen Stadtviertel

Schon vor der zweiten Insolvenz, seit dem Kauf eines Teils des Zanders-Areals 2018, denkt die Stadt über die künftige Nutzung des Geländes nach, auch daran erinnert Bürgermeister Stein. Mit ebenfalls gewaltigen Aufgaben über Jahrzehnte hinweg. Viele Vorarbeiten und Planungen seien bereits erledigt worden, nun gelte es, ein ganz neues und dabei klimaneutrales Stadtviertel im Herzen der Stadt zu realisieren, sagt Stein.

Für den künftigen Gleispark gibt es bereits eine Förderzusage des Landes, der Bescheid für die Zentralwerkstatt werde noch in diesem Jahr erwartet.

Entdecken Sie das Zanders-Areal aus der Luft

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Als symbolischen Akt mit hohem praktischen Wert eröffnete Stein gemeinsam mit d’Avoine und Landrat Stephan Santelmann die sogenannte „Mainstreet“: Zu Fuß und mit dem Rad kann man sich ab sofort vom Tor am alten Verwaltungsgebäude quer durch das Gelände bis zum Hinterausgang an der Cederstraße bewegen – was gerade für den Radverkehr eine große Erleichterung bedeutet.

Die Kinder-Rad-Demo Kidical Mass testet die Strecke direkt nach der Öffnung mit 200 Teilnehmenden und kam zu einem positiven Urteil: Weil der Autoverkehr draußen bleibe gebe es hier eine sichere Umgebung für Kinder auf dem Rad – was in weiten Teilen der Stadt nach wie vor fehle.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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4 Kommentare

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  1. Ich meine es sollten auch Geschäfte entstehen ,und sagen sie mal ehrlich
    Schön sieht anders aus ,mann kann ja die Seite die sehr alt ist renovieren
    Und kleine Gaststätten wo in der Gaststätten bilder hängen von zander .
    Ein großen Park für die Bürger
    Mit Hüpfburgen für die kleinen .
    Eis Dielen und ein zander Museum
    Aber euch wird schon was einfallen
    Bin ich ganz sicher.
    Ihr seit spitze was ihr bis jetzt geleistet haben ihr und alle die da mit geholfen haben .

    1. Sie haben ‚weiß‘ vergessen ;)

      Und Sie? Schön Soziologie studiert, um solche Fotos kommentieren zu können?