Die Altenberger-Dom-Straße in Schildgen. Foto: Thomas Merkenich

Die umstrittene Umgestaltung des Zentrums von Schildgen nimmt eine neue Schleife: die Ausschreibung für den ersten Abschnitt im Ortskern war gescheitert, der Bürgerverein arbeitet im Hintergrund an einem Kompromiss und die Ampel stellt sich neu auf. Alles ist offen, was die Verwaltung als gute Sache wertet.

Eigentlich hatte die Stadt bei der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Verkehrsflächen (AMV) konkrete Schritte für die Umgestaltung der stark befahrenen Altenberger-Dom-Straße in Schildgen präsentieren wollen – doch die Ausschreibung der Planung im Verbund einer Öffentlichkeitsbeteiligung für den ersten Bauabschnitt war erfolglos.

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Statt dessen wurde in der Sitzung am Dienstagabend deutlich, dass hinter den Kulissen noch einmal ganz neu über die Pläne debattiert wird – in ganz unterschiedlichen Konstellationen.

Der 1. Abschnitt: Kempener bis Leverkusener Straße

Für die Freien Wähler berichtet Benno Nuding, dass der örtliche Bürgerverein – auch im Gespräch mit den Fraktionen – an einer aus seiner Sicht erfolgversprechenden Kompromisslösung arbeite.

Die Ampelkoalition zaubert einen neuen Vorschlag aus dem Hut und stellt plötzlich die bislang favorisierte Mittenflexibilität (eine dritte mittlere Fahrbahn, die flexibel genutzt wird) in Frage. Alternativ solle die Stadtverwaltung prüfen, „auch Fahrrad- und Lastenfahrradparkplätze“ einzurichten.

Die Mittenflexibilität und eine alternative Idee der Ampel

Dazu legte die Ampel konkrete Entwürfe (s.o.) vor, die klar machen, was gemeint ist: Statt drei nur zwei, zum Teil verschwenkte Fahrbahnen mit großzügiger Parkfläche für Zweiräder. Zudem sollten Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Bürger:innen und Lieferant:inne eigeplant werden. Das erhöhe die Attraktivität des Einkaufszentrums und trage zur Existenzsicherung des Einzelhandels bei.

Dokumentation: Ampelantrag mit Skizzen

Die CDU plädiert dagegen, die „sehe flexible“ Mittenflexibilität vorschnell aufzugeben – die ja auch für einen besseren Verkehrsfluss sorgen solle. Stellplätze für (Lasten-)Räder ließen sich im Zweifel auch so einrichten.

Für die Verwaltung macht der Beigeordnete Ragnar Migenda klar, dass noch nichts entschieden sei und Gespräch nach allen Seiten geführt würden. Wenn es dann endlich zu einer Bürgerinformationsveranstaltung komme werde die offen und im Dialog geführt. Jetzt sei es auf jeden Fall noch viel zu früh, mit Verweisen auf einen möglichen Wegfall von Parkplätzen „die Pferde scheu zu machen“.

Auch Migenda macht sich für den Vorschlag der Ampel stark, beide Alternativen in Ruhe zu beleuchten und gleichzeitig die Gespräch mit allen Beteiligten weiter zu führen. Von einer Vorfestlegung könne keine Rede sein, im Gegenteil werde das Feld der Optionen weiter geöffnet.

Der Antrag der Ampel, nun beide Varianten zur Prüfung auszuschreiben, wird mit den eigenen Stimmen sowie der Freien Wähler beschlossen, CDU und AfD stimmen dagegen.

2. Bauabschnitt: Leverkusener bis Schlebuscher Straße

Für den zweiten Bereich der Altenberger-Dom-Straße, von Eispol vorbei an der Kreishandwerkerschaft bis zum neuen Feuerwehrhaus, liegen seit Mai ersten Entwurfsskizzen vor.

Diese sollen nun am 20. Oktober in den Räumen der Kreishandwerkerschaft der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Auch dabei, so Migenda, gehe es um einen offenen Dialog.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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8 Kommentare

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  1. Herr Migenda und die Verwaltung machen doch eh was sie wollen, völlig unabhängig davon was Politik und Bürger wollen/entscheiden/brauchen. Leider! Vllt. sollte sich die Verwaltung an dieser Stelle mal neu erfinden!?

    1. Wir brauchen wegen der Klimaveränderungen ein anderes Verkehrsverhalten. Viele Menschen auch in Gl sind bereit, statt PKW alternative Möglichkeiten zu nutzen und könnten etwas mehr Unterstützung gebrauchen. Höre ich bei Ihnen die Sorge heraus, auf liebgewonnene Bequemlichkeit verzichten zu müssen?

      1. Den Individual Verkehr immer mehr einschränken wollen, aber dann mit dem Flieger 4x mal im Jahr die Welt bereisen…

  2. Solches Zick-Zack auf Radwegen und auch auf der Fahrbahn sind nicht zulässig (mind. 15m Radius bei Radwegen, LKW-Schleppkurve bei Fahrbahn). Behinderten-Parkplätze benötigen in der Breite mehr Platz (3,50m) (DIN 18040-1, DIN 18040-3). Also nicht 2m Breite mit dem Ausstieg in den KFZ-Verkehr einer stark befahrenen Straße.

    Separate Fahrradabstellplätze sind sicher richtig, denn der Gehweg ist an vielen Stellen laut Planung leider eh viel zu schmal für den belebten Ortsteil (Empfehlungen für Fußgängerverkehrsanlagen, kurz EFA). Ohne die Mittenflexibilität ist genug Platz für ausreichend breite Gehwege und Radfahrstreifen. (Das Regelmaß für die Radwege liegt bei 2,00m, nicht wie die Planung vorsieht 1,60m, Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, kurz ERA)

    Leider entsprechne alle, auch die ursprünglichen Entwürfe der drei Planungsbüros nicht den Regelwerken der schwächeren Verkehrsteilnehmer.

    Das meiste davon hätte man sich sparen können, wenn man zuvor mit den Radverkehrsverbänden gesprochen hätte…
    https://nullbarriere.de/din18040-3-parkplatz.htm
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gehweg#Deutschland_2

  3. Mir gefällt nach wie vor die Idee der „Mittenflexibilität“, gerade in Kombination mit der Pflanzung neuer Bäume – gerne noch mehr davon als in der Entwurfszeichnung!
    Diese Variante erlaubt z.B. auch, dass Lieferfahrzeuge oder Autos, die Gehbehinderte ins Ortszentrum bringen, kurzzeitig(!) am Straßenrand halten, während der Verkehr einen Schlenker um sie herum fährt.

    Aber es ist sicher nicht verkehrt, mehrere Varianten zu diskutieren und gegeneinander abzuwägen. Wie immer das Ergebnis aussieht – es kann nur besser werden, als es heute ist!

  4. Es ist überaus wohltuend zu erleben, dass politischer Entscheidung auch so etwas wie Entwicklungsarbeit zugrunde liegen kann. Das heißt eben nicht, scheinbar perfekte Lösungen zu offerieren und dann mit Macht(vollkommenheit) durchzudrücken. Diese wertvolle Verhaltensänderung erleben wir jetzt in der Bundespolitik (Stichwort Gasumlage) und im Kleinen bei der Suche nach nachhaltigen Verkehrslösungen in Bergisch Gladbach.
    Dass es auch noch die scheinbar „wert“konservativen Kräfte gibt, die ihre Schubkastenlösungen anbringen wollen – weil sie es nicht besser kennen oder können – muss man in einer funktionierenden Demokratie hinnehmen.
    Den Diskurs mit den betroffenen Bürgern zu suchen, beweist jedenfalls zeitgemäßes Problemlösungsverhalten. Über eines müssen wir uns jedoch klar sein: Vorrang muss die Einhaltung der Klimaziele haben. Und ohne Opfer von liebgewonnenen Bequemlichkeiten wird das nicht erreichbar sein.

    1. Der Bürgerverein hat sich viel Arbeit und Gedanken gemacht und ist auf die Politik zugegangen. Diese zeigt sich jetzt insoweit offen, dass Sie andere Planungsansätze prüfen läßt. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Wir alle dürfen hoffen, dass sich hier Lösungen für unseren Ort im Konsens und Kompromiss finden lassen.