Der Stadtentwicklungsausschuss hat den ersten Schritt für ein großes Wohn- und Bürohaus in Herkenrath freigegeben, das zum seit vielen Jahren geplanten Nahversorgungszentrum der Hetzenegger-Gruppe gehört. Zwar gab es zunächst harte Kritik der SPD an der Größe des Gebäudes – doch dann fiel ein einstimmiger Beschluss, der den Wünschen der Investoren weit entgegen kommt.

Die Aufteilung des Hetzenegger-Projektes für Herkenrath in zwei Teile hat einen ersten Erfolg gebracht: Der Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss (STPLA) hat am Donnerstag, die Aufstellung eines Bebauungsplans für ein vierstöckiges Gebäude mit 12 Wohnungen und einer Büroetage beschlossen. Einstimmig, und in der von den Investoren gewünschten Variante.

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Das Gebäude soll an der Kreuzung der Straße „Straßen“ und der Stichstraße Auf dem Langen Feld mitten in Herkenrath und damit am höchsten Punkt der Stadt Bergisch Gladbach entstehen. Es gehört zum Projekt „Nahversorger“, das aus dem Bau eines Einkaufszentrums mit Supermarkt, Discounter, weiteren Geschäften sowie einem großen Parkplatz besteht.

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Warum Herkenrath vorerst ohne Supermarkt dasteht

Markus Hetzenegger schließt seinen kleinen Supermarkt in Herkenrath Ende August endgültig. Gleichzeitig arbeitet der Kaufmann beharrlich daran, seinen mehr als zwölf Jahren alten Plan für einen modernen Supermarkt (und einiges mehr) im Ortskern doch noch zu verwirklichen. Wo es klemmt und welche „Hausaufgaben“ er selbst, aber auch die Stadt noch erledigen müssen, haben wir uns genau erklären lassen.

Das Wohngebäude war zuletzt zwar planungsrechtlich vom Einkaufszentrum getrennt worden, weil die Entwässerungsprobleme des größeren Projektes immer noch nicht gelöst sind. Und doch gehören beide Teile weiterhin untrennbar zusammen, denn ohne ein großes Wohngebäude rechnet sich auch das Einkaufszentrum nicht.

Nach mehr als zehn Jahren schwierigster Planungen und Verhandlungen kommt mit dem Beschluss nun endlich Bewegung in das Projekt, auf das viele Herkenrath seit der Schließung des kleinen Supermarktes im Ort sehnsüchtig warten. Was alle Fraktionen im STPLA einhellig und ausnahmsweise ohne die üblichen Schuldzuweisungen begrüßten.

Hintergrund: Im Nahversorger-Zentrum

…. geplant sind ein Hetzenegger-Edeka-Markt mit 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Deutlich mehr als im Stammgeschäft in Sand mit 1200 Quadratmetern. Hinzu kommen der Discounter mit 1000 qm, ein Drogeriemarkt mit 600 qm, eine Apotheke, Post, Bäcker und Außenterasse. Zufahrten, Parkplätze, etc.

Hintergrund: Die Investoren

… sind neben der Kaufmannsfamilie Markus Hetzenegger vor allem Josef Hey und Michael Hey, Geschäftsführer der Simmel Immobilien GmbH & Co. KG. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Kürten-Dürscheid, ihm gehört auch das Schlüsselgrundstück an der Zuwegung zum künftigen Einkaufszentrum.  2016 hatten die Heys und Hetzenegger „einen losen Verbund“ gebildet, der sich angesichts der wachsenden (wirtschaftlichen) Schwierigkeiten zuletzt verstärkt habe, berichtet Bernhard Clemens, der als Berater mit an Bord ist und für die Investoren als Sprecher auftritt.

Im Ausschuss hatte zunächst der von den Investoren beauftragte Architekt eine idyllische Animation des künftigen Gebäudes präsentiert. Sie sollte verdeutlichen, dass sich das Gebäude trotz seiner Höhe in die Umgebung einfügt und dass sein Schatten vor allem auf das eigene Grundstück und nicht auf die Nachbarschaft fällt.

„Wuchtiger Klotz“

Zunächst schien die Präsentation jedoch ihr Ziel zu verfehlen. Klaus Waldschmidt, Fraktionschef der SPD, der wenige Minuten zuvor noch beklagt hatte, dass zu wenig Wohnungen gebaut würden, charakterisierte das Gebäude mit harten Worten: Der „wuchtige Klotz“ werde Herkenrath verändern. Und er stellte Forderungen auf: die Rückseite des Gebäudes solle abgestuft werden, auch wenn das zwei Wohnungen koste. Zwei der Wohnungen sollten im geförderten Wohnungsbau entstehen, die Fassade solle begrünt werden.

Das Gebäude liegt mit der viergeschossigen Stirnseite zur Kreuzung Straßen / Ball und wird dort von den gegenüberliegenden Häusern noch um 3 bzw. 5 Meter überragt. Da das Gelände nach hinten stark abfällt wird die Front vom Tal aus als fünfgeschossig wahrgenommen. Das Wohn- und Bürohaus liegt entlang der künftigen Stichstraße zum geplanten Einkaufszentrum. Grafiken: RETZ Architekten

„Kein verschlafenes Nest auf dem Dorf“

Eine Position, die von FDP und CDU entschieden zurückgewiesen wurde. Einerseits mehr Wohnungen zu fordern und dann Investoren Knüppel zwischen die Beine zu werfen, passe nicht, kritisierte FDP-Fraktionschefin Dorothee Wasmuth.

Michael Metten, Fraktionschef der CDU stimmte zu; es sei die Aufgabe der Stadt, um Investoren zu kämpfen und nicht, ihnen Steine in den Weg zu legen. Seine Fraktionskollegin Gabriele von Berg ergänzte, dass Herkenrath keineswegs das von Waldschmidt skizzierte „verschlafene Nest auf dem Berg“ sei, sondern für Veränderungen bereit. Natürlich werde es im Ort Diskussionen geben, aber der Stadtrat habe auch die Pflicht, den Ort mutig zu entwickeln.

Auch die Grünen plädierten für das Gebäude, weil nicht nur die Nahversorgung, sondern auch Wohnungen gebraucht würden – und Innenverdichtung allemal besser als ein weiterer Flächenverbrauch im Außenbereich sei. Auch die Grünen hätten natürlich Wünsche, sagte Josef Cramer, aber die könne man im B-Plan-Verfahren einbringen.

An dieser Kreuzung soll das neue Wohngebäude entstehen, im Hinterland das Einkaufszentrum gebaut werden Den kleinen Supermarkt in Herkenrath hatte Markus Hetzenegger im Herbst 2023 geschlossen. Fotos: Thomas Merkenich

Interessenskonflikt offenlegen

Für die SPD bemühte sich Fraktionsvize Andreas Ebert, die Aussagen Waldschmidts zurück zu holen. Zum Beginn des B-Planverfahrens gehe es der SPD darum, den Interessenskonflikt zwischen der Veränderung Herkenraths und dem Bau eines Einkaufszentrums offen zu legen. In der Bürgerbeteiligung sei es dann die Sache der Bürger:innen vor Ort, die Vor- und Nachteile abzuwägen und Stellung zu beziehen.

Grundsätzlich, daran hatte auch Waldschmidt keinen Zweifel gelassen, stimme die SPD dem Start des B-Planverfahren ja zu.

Dafür hatte die Verwaltung eine umfangreiche Vorlage geliefert, die allerdings zwei Varianten enthielt. Variante A entsprach den Wünschen und Plänen der Investoren, Variante B war ein Stück weit schlanker. Auf Vorschlag der CDU legte sich der Ausschuss dann jedoch per Kopfnicken auf Variante A fest – und bekräftige das mit einem einstimmigen Beschluss.

Nun kann das formale Verfahren (Bebauungsplan Nr. 4134 – Auf dem Langen Feld – Teil 2) starten, mit der vorgeschriebene Bürgerbeiteiligung. Noch 2025, so hoffen es die Investoren, könnte dann das Planungsrecht für diesen ersten Teil des Nahversorgungszentrums geschaffen und der Bau begonnen werden.

Für das eigentliche Einkaufszentrum gibt es nach wie vor keinen Zeitplan – zunächst müssen sich Investoren, Stadt, Kreis und einige Anrainer einigen, wie die Entwässerung des Grundstücks geregelt werden kann. Sofern diese „ausreichend naImmerhin geht die Verwaltung grundsätzlich davon aus, dass auch das B-Plan-Verfahren Nr. 4134 – Auf dem Langen Feld – in 2025 abgeschlossen werden kann, sofern die Entwässerung ausreichend nachgewiesen werden kann.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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9 Kommentare

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  1. Wenn sich das „EKZ“ nicht rechnet und zwei der zwölf Wohnungen öffentlich gefördert sein sollen (und somit preisgebunden sind), dann werden die anderen 10 Wohnungen aber eine teure Miete erzielen müssen. Ob das gewünscht ist?
    Ich persönlich würde nicht in ein Haus mit viel Bewegung (Autoverkehr von Montag bis Samstag, von früh bis spät) einziehen wollen und dann auch noch hohe Miete zahlen müssen.

  2. Die Größe geht in Ordnung an der (künftigen) Kreuzung – aber muss es schon wieder 08/15-Architektur vom Fließband sein? Scheinbar gibt es nur einen einzigen Entwurf, der leicht abgewandelt überall gebaut wird. Fürchterlich eintönig.

    Das Einkaufszentrum halte ich (in der bisher geplanten Form) nach wie vor für komplett überdimensioniert für Herkenrath. Die Aussage „…ohne ein großes Wohngebäude rechnet sich auch das Einkaufszentrum nicht.“ lässt nur einen Schluss zu: Das Wohngebäude „rechnet sich“, das EKZ nicht. Welches Unternehmen würde einen unprofitablen Geschäftsbereich aufbauen, nur um diesen mit den Gewinnen anderer Bereiche querzusubventionieren?

    Keine Frage: Natürlich braucht Herkenrath dringend einen Nahversorger! Aber ist es wirklich die einzige Möglichkeit, ein Riesengebäude mit 2 Supermärkten + weiteren Geschäften auf die grüne Wiese zu setzen? In der Debatte scheint es nur die Wahl zwischen ‚viel zu groß‘ und ‚gar nichts‘ zu geben. Welch ein Mangel an Phantasie…

    1. Wahrscheinlich gibt es einen Musterentwurf irgendwo kostenlos zum Download, so oft, wie die hässlichen Klötze in Varianten überall gebaut werden. Da kann sich die Tätigkeit des Architekten auf das Schreiben der Rechnung beschränken – dafür, dass nachher nicht alles zusammenbricht, sorgt später wohl noch ein Bauingenieur.

    2. Das haben wir womöglich zu verkürzt formuliert. Das Einkaufszentrum selbst wird sich auf lange Sicht voraussichtlich rechnen, sonst würden es die Investoren nicht bauen. Das Gesamtprojekt ist aufgrund der langen Laufzeit, des hohen Aufwands für den Ankauf angrenzender Grundstücke und der Zuwegung, für die Entwässerung und weitere Infrastruktur so groß geworden, dass die Gesamtinvestition „nur“ für das Einkaufszentrum schwierig zu finanzieren wäre.

      Die Details hatte Markus Hetzenegger vor einem Jahr in diesem Beitrag erläutert:

      https://in-gl.de/2023/07/04/warum-herkenrath-vorerst-ohne-supermarkt-dasteht/

    3. Ich sehe das auch so:
      natürlich fehlt der „Nahversorger“ in Herkenrath: ein Edeka wäre super.
      Aber was sollen der Discounter und der Drogeriemarkt?
      Das ist komplett unnötig und ausreichend in der Umgebung (Gladbach und Bensberg) vorhanden und erreichbar!

  3. Was schreiben sie da wieder einen Kack.
    Der höchste Punkt befindet sich in Herkenrath, oberhalb des Sportplatzes,
    Heider Weg, 254m.

    1. Den ersten Satz hätten Sie sich gerne sparen können. Damit disqualifizieren Sie sich in meine Augen selbst. Wenn die Fakten auch möglicherweise stimmen.

      1. Wenn man die Diskussionen um den Bau der Nahversorgung in Herkenrath verfolgt und die Infoveranstaltungen dazu besucht hat, ist seit Jahren bekannt, dass aufgrund der dauernd neuen Auflagen und damit verbundenen Kosten die Finanzierung des Projektes für einen Einzelhändler nicht zu stemmen ist und er sich daher Partner suchen musste. Ich erinnere an den Kauf mehrerer Einfamilienhäuser für die vorgesehene Zufahrt, die dann doch verlegt wurde, an die geänderte Straßenführung, an die Regenwasserabführung und und …
        Hut ab vor der Familie Hetzenegger, dass sie trotz der immer neuen Probleme Lösungen gesucht und mehr als 12 oder 13 Jahre weitergemacht hat!