Zuletzt wollte das Evangelische Krankenhaus auf dem Gelände der Alten Feuerwache ein großes Reha-Zentrum bauen. Diese Pläne hat der neue Geschäftsführer einkassiert. Das neue Gebäude wird zwar errichtet, aber es soll nun doch eine Senioren-Einrichtung aufnehmen. Das käme dem Bedarf der Stadt entgegen – und könnte auch den Verkehr entlasten. Die Weyertal-Klinik in Köln hat das EVK inzwischen verkauft und investiert auf dem Quirlsberg.

Vor knapp einem Jahr hatte ein Projektentwickler das umfangreiche Vorhaben des Evangelischen Krankenhauses (EVK) im sogenannten Zillertal am Fuß des Quirlsberg im Planungsausschuss vorgestellt: Hier solle ein „Gesundheits- und Therapiezentrum“(Reha-Zentrum)“ entstehen, mit vielen Einrichtungen auf sechs Geschossen verteilt.

+ Anzeige +

Inzwischen hat jedoch mit Sebastian Haeger ein neuer Geschäftsführer das Ruder auf dem Gesundheitscampus Quirlsberg übernommen, der Projektentwickler wurde ausgetauscht und die Pläne sind wieder dort angekommen, wo sie ursprünglich mal standen: „Wir werden zunächst ein neues Parkhaus für unsere Mitarbeiter bauen und dann eine große Senioreneinrichtung“, sagt Haeger im Gespräch mit dem Bürgerportal.

Für diese erneute Kursänderung nennt er zwei Argumente. Für eine (weitere) große Reha-Klinik gebe es in Bergisch Gladbach keine ausreichenden Bedarf. Bei stationären Plätzen für Seniorinnen und Senioren herrsche dagegen ein eklatanter Mangel. Zudem könne man für eine Rehaklinik kaum Personal finden, die Pflegekräfte bildet das EVK dagegen selbst aus.

Zunächst müsse – wie immer vorgesehen – das neue Parkhaus mit einem Aufzug gebaut werden; als Erweiterung des bestehenden Parkhauses im sogenannten Zillertal. Das, so Haeger, werde schon lange dringend für die inzwischen rund 1300 Beschäftigten. Anschließend soll auch das sechsstöckige Gebäude auf dem Gelände der Alten Feuerwache an der oberen Hauptstraße erreichtet werden.

Hintergrund: An die Alte Feuerwache an der Kreuzung der Odenthaler Straße / Hauptstraße erinnern sich nur noch Alteingesessene – das Gebäude war vor vielen Jahren abgerissen worden, seither wird das Gelände am Fuß des Quirlsbergs mit dem Kalksteinbruch im Hintergrund nur als Parkplatz genutzt.

Östlich davon, über einen Fußweg von der Hauptstraße zur erreichen, gelangt man zum Vorplatz des EVK-Parkhauses, und eine verwilderte Brachflächen mit zwei denkmalgeschützen Kalköfen. Ein Areal, das früher auch als „Zillertal“ und Standort einer Gartenwirtschaft bekannt war.

Für beide Projekte muss ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, das Verfahren läuft. Die Kooperation mit der Stadt, betont Haeger, sei sehr gut. Es sei ein gemeinsames Interesse, die Gesundheitsversorgung in Bergisch Gladbach zu verbessern und den städtebaulichen Schandfleck zu beseitigen. Die neue Nutzung werde auch den Verkehr entlasten und nebenbei die Existenz des Quirls als einem der wenigen Jugend-Treffpunkte absichern.

Genutzt werden soll das neuen Gebäude nun vor allem für eine große Senioreneinrichtung. Rund 100 dringend benötigte Pätze sollen hier geschaffen werden; rund 200 stationäre Plätze gebe es bereits jetzt in den Einrichtungen auf dem Quirlsberg.

Eine frühe Skizze zur möglichen Gestaltung des Geländes. Oben links das erweiterte Parkhaus, in der Mitte der Neubau mit der Senioreneinrichtung (mit einem begrünten Dach), rechts unten das Quirls und die Gnadenkirche. Foto: Ratsinformationssystem der Stadt Bergisch Gladbach

Das Personal bildet man selbst aus, die eigene Krankenpflegeschule werde gerade neu gebaut, die Kapazität dabei von 150 auf 200 Auszubildende ausgebaut. Und es sei keineswegs so, dass es dafür keine Bewerberinnen geben, betont Haeger.

Klinikum Weyertal an Uniklink verkauft

Dieses Konzept zeichne den Gesundheitscampus Quirlsberg aus: von der Geburt bis zum Seniorenheim und auch zum Hospiz werden die Menschen an einem Ort und aus einer Hand betreut, erläutert der EVK-Geschäftsführer.

Dazu gehöre auch die Konzentration auf den Standort Bergisch Gladbach. Das Klinikum Köln Weyertal habe das EVK gerade an die Unikliniken Köln verkauft. Das sei auch für die Gesundheitsversorgung in Köln eine gute Nachricht betont Haeger: Denn die Übernahme durch die Uniklinik bedeutet, dass das Weyertal mit seiner wichtigen Geburtsstation weiterhin Krankenhaus bleibt (und nicht ganz vom Markt verschwindet).

Foto: Susanne Prothmann

Zur Person: Sebastian Haeger ist Diplom-Medizinökonom und hat einen Master of Science im Krankenhaus-Prozessmanagement. Seine Karriere startete er bei der Rhön Klinikum AG, später arbeitete er für die Sana Kliniken AG in Hameln-Pyrmont und Remscheid. Zuletzt war der Bergisch Gladbacher Geschäftsführer des Sana Dreifaltigkeits-Krankenhauses Köln und des Sana-Krankenhauses Hürth. Seit dem 1.10.2023 ist Haeger als Nachfolger von Harald Januschewski neuer Geschäftsführer der Holding Evangelische Kliniken Rheinland gGmbH. Er ist zudem Haeger Ehrenpräsident des Round Table 215, der sich für soziale Zwecke einsetzt.

Gleichzeitig investiert das EVK kräftig auf dem Quirlsberg: Der Rundbau als Verwaltungssitz wird saniert, die Krankenpflegeschule noch in diesem Jahr fertig gestelltund der zentrale OP-Bereich mit einem ambulanten OP Zentrum im Ärztehaus völlig neu gebaut. Alleine für diese OP-Etage auf 1000 Quadratmeter werden 17 Millionen Euro investiert, die Inbetriebnahme ist für Anfang 2027 geplant.

Weitere Beiträge zum Thema

Quirlsberg bietet Gesundheitstraining für Berufstätige

Als erste Einrichtung in Bergisch Gladbach bietet das Trainings- und Therapiezentrum des Gesundheitscampus Quirlsberg das kostenfreie Präventionsprogramm RV Fit der Deutschen Rentenversicherung an. Mit Blick auf den Dom.

8 Stockwerke, 133 Stufen: Quirlsberg lädt zum 1. Treppenlauf ein

Nach New York, Köln und anderen Metropolen bekommt jetzt auch Bergisch Gladbach einen sportlichen Wettbewerb, bei dem es darum geht, alle Stockwerke eines markanten Gebäudes zu erlaufen. Der Rundbau auf dem Quirlsberg bietet dafür 133 Stufen und ein architektonisch interessantes Treppenhaus. Der Erlös geht an die Fördervereine des EVK und des Round Table 215 für soziale Projekte.

Warum der Pflegeberuf besser ist als sein Ruf

„Wir pflegen und es macht mir mega Spaß.“ So beschreibt Gloria Lück ihren Beruf – und sie weiß, wovon sie spricht. Seit 20 Jahren arbeitet sie bereits in der Altenpflege, wie schon ihre Mutter und ihre Tante. Nach einem einjährigen Praktikum war für sie klar: Ich möchte in die Pflege. Im Gespräch zeigt sich schnell, dass Lück für ihren Beruf lebt. Eine Aufgabe, bei der Leben und Tod eng miteinander verbunden sind. 

Krankenhäuser kämpfen mit Fachkräftemangel in der Pflege

Auch die Krankenhäuser in Bergisch Gladbach leiden unter dem Personalmange. Vor allem die Pflege ist betroffen, wie eine kurze Umfrage des Bürgerportals zeigt. Die Auswirkungen auf die Gesundheitsleistungen seien dennoch minimal. Sowohl die GFO Kliniken RheinBerg als auch das Evangelische Krankenhaus steuern dagegen, setzen Leihpersonal ein, rekrutieren im Ausland oder locken mit Aktionen wie der 4-Tage-Woche.

EVK fasst alle Einrichtungen unter einer Dachmarke zusammen

„Quirlsberg – Diakonischer Gesundheitscampus“: Unter diesem Etikett fasst das EVK künftig seine Angebote der Gesundheitsvorsorge zusammen. Und verweist damit sowohl auf seine Wurzeln als evangelisches Wohlfahrtshaus als auch auf den exponierten Standort mitten in der Stadt. Sämtliche Einrichtungen und Angebote bekommen neue Bezeichnungen – nur das EVK behält seinen prägnanten Namen.

Wie das EVK wachsen will – und die obere Hauptstraße verändert

Seit vielen Jahren plant das EVK eine Erweiterung auf dem Gelände der Alten Feuerwache. Im Planungsausschuss werden jetzt konkrete Entwürfe vorgestellt, die neben einem großen Parkhaus auch ein neues Reha-Zentrum enthalten. Und die das heruntergekommene Areal zwischen Quirlsberg und oberer Hauptstraße gründlich verändern werden.

„Die Krone des Bergischen Löwen“ auf dem EVK

Das höchstgelegene Kunstwerk in der Stadt Bergisch Gladbach ist auf dem Quirlsberg in der Stadtmitte zu sehen. Der Künstler Michael Kramer hat auf dem Rundbau des Evangelischen Krankenhauses (EVK) eine Installation mit drei großen Fahnen geschaffen, die von vielen Orten im Stadtgebiet aus sichtbar sind.

„Im Hospiz geht es darum, eine schöne Zeit zu haben“

Im neuen Hospiz am Evangelischen Krankenhaus sollen Sterbende ihre letzte Lebenszeit so schön wie möglich verbringen können. Dafür gibt es liebevoll eingerichtete Räumlichkeiten, eine intensive Betreuung und ein großes Angebot an Aktivitäten.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.