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Der Spätsommer neigt sich dem Ende zu, es wird wieder früher dunkler. Perfekt, um sich mit unseren Buchtipps zurückzuziehen! Wir haben für Sie einen feinen Roman über eine siebenbürgische Familie, einen coolen Schwedenkrimi und für Jugendliche einen magischen Roman über einen überforderten Auserwählten.
Iris Wolff: So tun, als ob es regnet.
Otto Müller Verlag 2017, € 18,00.
„Sie hatte den Eindruck, dass der Frau ihre Angewohnheit nicht fremd war, sich aus dem Augenblick davonzustehlen. Dass sie genau wusste, dass Henriette gerade nur körperlich anwesend war, sich ihren Gedanken hingab, ganz aus der Zeit und diesem Raum stahl. Dass sie das gern und oft tat – nicht, weil eine Notwendigkeit dafür bestand, sondern einfach, weil es möglich war.“
Dieses schöne Buch aus einem kleinen Salzburger Verlag erzählt einen Roman in vier Geschichten. Mit wechselnden Hauptfiguren wird eine Familie in Siebenbürgen portraitiert. Das Buch springt von Generation zu Generation. Knapp hundert Jahre umfassen die Episoden, die eng miteinander verwoben sind, sich immer wieder aufeinander beziehen und so einen runden Eindruck hinterlassen.
„Gestern waren Menschen auf dem Mond gelandet, und eines Tages würde das womöglich keine Sensation mehr sein. Die Grenze dessen, was bekannt war, würde sich weiter ausdehnen, doch nie würde davon mehr vorhersagbar sein, als die Lichtkegel seines Wagens in diesem Moment von der Straße erfassten. Die Dunkelheit dahinter blieb immer gleich tief.“
Der Roman setzt ein im Ersten Weltkrieg, als der junge Jacob, ein empfindsamer österreichischer Soldat, mit seiner Truppe nach Siebenbürgen kommt. Hier soll er gegen rumänische Verbände kämpfen. Er ist ein genauer Beobachter. Die unwirtlichen Wälder, die rauen Karpaten und den feindlichen Winter erlebt er intensiv in all ihren Facetten. Der Krieg fordert seine Opfer.
Jacob erlebt eine kurze Pause von den Gräueln der Schlachten, als er in ein Dorf abseits der Berge geschickt wird. Hier soll er Schreibarbeiten für einen Leutnant erledigen. Seine Unterkunft findet er bei einer Bauernfamilie, wo er endlich menschliche Nähe erfährt – und die dann den Mittelpunkt der folgenden Erzählungen bildet.
Diese erste Geschichte besticht wie die folgenden Teile des Romans durch ihre nahezu märchenhafte Sprache. In meinem Kopf entstanden ganz hinreißende Bilder. Jacob, Henriette, Vicco und Hedda zogen mich schnell in ihren Bann und waren mir sehr vertraut. Doch wer hier eine heile Welt vermutet, liegt falsch.
Mit Leid kennen sich Jacob und die nachfolgenden Protagonisten gut aus. Alle Erzählungen sind stark in der jeweiligen Zeit, zu der sie spielen, verankert. Und Siebenbürgen hat eine durchwachsene Geschichte hinter sich. Viele Nationen haben sich hier ausgetobt und dem Landstrich und seinen Bewohnern ihren gewaltsamen Stempel aufgedrückt.
„’Es sind nicht unbedingt die Hauptfiguren, die wichtig sind’, sagte sie. ‚All jene, die Kurz, manchmal nur am Rande erwähnt werden, sie wollen wir nicht vergessen.’“
Mitteleuropas wechselvolle Geschichte lässt sich in diesem zarten Buch authentisch nachfühlen. Hier greift die Chronik des 20. Jahrhunderts massiv und doch ganz leise, ganz nebenbei in das Schicksal einer Familie.
Einerseits ist die Handlung recht unspektakulär, andererseits zielt das Buch mitten ins Herz. Iris Wolff beherrscht die Kunst, mit knapper Sprache Poesie zu schaffen. Es gibt keinen Satz zuviel, jedes Wort sitzt.
Die Autorin schaut mitten in den Kern der Dinge und der Menschen. Stil- und formulierungssicher beschreibt sie, worum es geht im Leben.
Ich bin froh, diesen Roman entdeckt zu haben. Und für alle Liebhaber schöner Bücher unter Ihnen: Es ist ausgesprochen hübsch hergestellt, fasst sich toll an und hat einen außerordentlich ästhetischen Einband. Birgit Jongebloed
Rainbow Rowell: Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow.
dtv 2017, € 19,95.
Dies ist die Geschichte eines ganz ungewöhnlichen jungen Zauberers.
Er stammt aus der Welt der normalen Menschen. Doch Simon Snow ist der Auserwählte, der die Welt der Magier vor dem „Schatten“ bewahren soll. Da trifft es sich gut, dass er (ohne zu wissen, was in ihm steckt) in ein Internat geholt wurde, das von einem großer Magier geleitet wird. Ein auserwählter Magier muss schließlich lernen, seine ungewöhnlich starken Fähigkeiten zu kontrollieren.
Bedauerlicherweise kann er nämlich zwar keinen einzigen Zauber ordnungsgemäß ausführen, aber mit genug Wut oder Sorge im Bauch seine gesamte Umgebung zerstören. Ungünstig!
„Simon Snow ist der schlimmste Auserwählte, der jemals auserwählt wurde.“
Die Helden dieser Geschichte sind ungewöhnlich, sympathisch, lustig oder düster und haben mich schnell sehr neugierig auf sie gemacht. Es fiel mir leicht, in die Welt der Magie einzutauchen. Ab und zu kam sie mir ziemlich bekannt vor, aber dann hat sie doch ihren ganz eigenen Ton und überrascht mit vielen unerwarteten Wendungen.
Spannend und wirklich mitreißend. Für alle Jugendlichen ab 12 Jahren. Pia Patt
Kristina Ohlsson: Schwesterherz.
Limes Verlag 2017, € 14,99.
Für alle, die schon immer ahnten, dass Schwedens Krimiszene mehr zu bieten hat als depressive Kommissare: Kristina Ohlsson schreibt viel cooler als ihre männlichen Kollegen. Ihr Protagonist ist ein lässiger junger Anwalt mit teilweise fast schnodderiger Ausdrucksweise, die Handlung ist flott, die Story spannend.
Martin Benner soll die Unschuld der geständigen Mörderin Sara Tell beweisen. Ihr Bruder ist es, der diesen Auftrag erteilt. Die Mörderin hat sich allerdings schon vor Monaten umgebracht. So irritierend Martin Benner das auch findet, er lässt sich trotzdem auf diesen Fall ein.
Schnell entdeckt er Ungereimtheiten in den alten Unterlagen des Ex-Anwalts und gräbt tiefer. Eine schmutzige Angelegenheit kommt zum Vorschein. Bald gibt es die ersten Todesopfer in Stockholm, und die Polizei hat einen Mordverdächtigen im Visier: Martin Benner.
Ein spannender Thriller. Ohne fiese Brutalitäten, ohne Voyeurismus, dafür mit Suchtgefahr. Bonus: Mit „Bruderlüge“ ist bereits der zweite Teil erschienen, man kann also direkt weiterlesen. Und das werden Sie wollen, versprochen! Birgit Jongebloed
Viel Spaß beim Lesen!
Die Buchhandlung Funk existiert seit vielen Jahrzehnten in Bensberg und ist seitdem Bestandteil des kulturellen Lebens von Bergisch Gladbach. Mehr als zehn Jahre waren Pia Patt und Birgit Jongebloed bereits in der Buchhandlung Funk beschäftigt, als sie im Oktober 2015 das Geschäft von Almut Al-Yaqout übernahmen.
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