Zum zweiten Mal in knapp drei Jahren geht das traditionsreiche Papierunternehmen in die Insolvenz. Nach Ansicht der Eigentümer ist das nicht das Ende, sondern der einzige Weg, den Umbau fortzusetzen. Die Stadt reagiert sehr reserviert, sie war vom Unternehmen immer wieder düpiert worden, zuletzt beim Mietvertrag. Ohnehin hat nun das Gericht das Wort.
„Die Geschäftsführung von Zanders Paper (hat sich) entschlossen, die Fortführung der langfristigen Restrukturierung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens durchzuführen und hat heute einen entsprechenden Antrag beim Amtsgericht in Köln gestellt“, teilte das Unternehmen am Abend mit.
Die Eigentümer, die schwedische Gruppe Jool Invest, werde „weiterhin eine aktive Rolle im Restrukturierungsprozess einnehmen, um ein erfolgreiches Ergebnis sicherzustellen. Dies verschafft Zanders Paper eine Atempause, um das Unternehmen weiter umzubauen und für die Zukunft zu rüsten“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Pachtvertrag gar nicht abgeschlossen
Die Stadt reagierte auf Rückfrage sehr schmallippig: Sie nehme den Insolvenzantrag zur Kenntnis, auch Bürgermeister Frank Stein sei per Pressemitteilung informiert worden, eine Vorabinfo oder gar Abstimmung habe es nicht gegeben.
„Die Stadt hat keine Kenntnis, wie der einzusetzende vorläufige Insolvenzverwalter der Zanders Paper GmbH die aktuelle Situation bewerten und welche Schlüsse er daraus ziehen wird,“ erklärte Stein. Bisher hatte die Stadt nur einen Pachtvertrag mit der (alten) Zanders GmbH in Liquidation. Deren Insolvenzverwalter bleibt für die Stadt der einzige Ansprechpartner.
Zuletzt hatten Unternehmen und Stadt fast ein Jahr miteinander gerungen; zum Schluss reichte es dann wieder nur für das Angebot eines sechsmonatigen Vertrags. Dieser Vertrag aber, das erfuhr das Bürgerportal aus der Stadtverwaltung, ist nie abgeschlossen worden. Offenbar weil das Unternehmen die versprochenen Garantien nie beigebracht hat.
Hintergrund: Eine Insolvenz ist als akute oder drohende Zahlungsunfähigkeit definiert. Sie tritt ein, wenn die Schulden gegenüber Gläubigern aktuell oder in absehbarer Zeit nicht mehr beglichen werden können. Die Verfügungsgewalt geht auf einen Insolvenzverwalter über, der das Unternehmen saniert – oder abwickelt. Dabei vertritt er die Interessen der Gläubiger.
Gericht entscheidet über Verfahrenseröffnung
Optimistisch geht das Unternehmen davon aus, dass das Insolvenzverfahren zwei bis drei Monate dauern werde. In dieser Zeit wollten Eigentümer und Geschäftsführung den Insolvenzverwalter „voll unterstützen“, so das Unternehmen.
Tatsächlich entscheidet jetzt das Amtsgericht Köln, ob es den Insolvenzantrag überhaupt annimmt – und setzt im positiven Fall einen Insolvenzverwalter ein. Der übernimmt die Führung des Unternehmens und trifft alle grundlegenden Entscheidungen. Seine Aufgabe ist es, die Rechte der Gläubiger zu schützen.
Die Insolvenz nach der Insolvenz
Im Juni 2018 hatte die alte Zanders GmbH, unter Führung des Investors Mutares, ebenfalls Insolvenz angemeldet – und wollte diese „in Eigenverwaltung“ durchführen, was vom Gericht allerdings schnell durchkreuzt wurde. Der auf Insolvenzen spezialisierte Anwalt Marc d’Avoine übernahm die Führung, setzte eine neue Geschäftsführung ein und konnte Zanders im November an die skandinavische Investorengruppe verkaufen.
Allerdings kauften die Skandinavier nur die Unternehmenshülle und gründeten die neue Zanders Paper GmbH. Die Anlagen und Maschinen verblieben beim Insolvenzverwalter. Das gesamte Gelände gehört der Stadt Bergisch Gladbach und wurde nur indirekt über den Insolvenzverwalter verpachtet.
Corona beendet „erfolgreiche Transformation“
Als Grund für den Insolvenzvertrag führt Zanders Paper jetzt die Corona-Pandemie an. Nach einem „erfolgreichen Jahr der Transformation in 2019“ und einem starken ersten Quartal in 2020 sei die Nachfrage nach Spezialpapieren für Verbrauchsgüter stark zurück gegangen. Papier für hochwertige Verpackungen, darauf hatte sich Zanders immer mehr spezialisiert.
Diesen Absatzrückgang, so die Mitteilung, habe das Unternehmen nicht mehr ausgleichen können. Der Insolvenzantrag sei die Folge.
Atempause: Agentur für Arbeit zahlt Gehälter
Dieser Schritt geschehe „zum Schutz der Interessen aller Beteiligten, insbesondere der Mitarbeiter, Gläubiger, Kunden und der Stadt Bergisch Gladbach“. Und er verschaffe Zanders Paper „eine Atempause, um das Unternehmen weiter umzubauen und für die Zukunft zu rüsten“.
Im Klartext heißt dass, dass sich das Unternehmen einiger Verpflichtungen entledigt. Die Bezahlung der zuletzt noch rund 380 Mitarbeiter soll jetzt die Bundesagentur für Arbeit übernehmen, in Form des Insolvenzgeldes. Es wird für maximal drei Monate gezahlt.
Was die Entscheidung für die Stadt Bergisch Gladbach als Eigentümer des Betriebsgeländes bedeutet, ist im Moment noch nicht klar. Sie war noch nicht einmal informiert worden.
Zanders betont dennoch, dass alle Beteiligten – und das würde neben der Belegschaft sowohl die Stadt als auch den Insolvenzverwalter des alten Verfahrens einschließen – überzeugt seien, dass „die anstehende Neuorganisation des Unternehmens“ die Chance biete, das Unternehmen doch noch profitabel zu machen. Und die letzten Arbeitsplätze zu retten.
ICH frage mich jetzt,ob die Stadt das Gelände jetzt zwangsläufig räumen darf, da ja kein Pachtvertrag zustande gekommen ist.
Das hatte die Stadt ja schon mal angedroht.
Oder ist das durch die erneute Insolvenz gar nicht mehr möglich??
Ich denke das war von dem Eigentümer irgewie geplant.
Erst verspricht er auf den letzten Drücker die Sicherheiten die die Stadt verlangt, dann wird Insolvenz angemeldet.
Irgewie alles seltsam
Die Kompetenz, zu beurteilen, was sich hinter den Manövern von Herrn Olander verbirgt, habe ich nicht. Es wirkt auf mich allerdings so, als solle hier Druck aufgebaut werden, um die Stadt am Ende doch über den Tisch zu ziehen.
Meine Befürchtung ist allerdings, dass die Stadt und damit die Steuerzahler:innen auf jeden Fall längst den Schwarzen Peter haben. Nämlich dann, wenn das Zanders-Areal überplant und zur Nutzung freigegeben wird. Ich befürchte, dass dann Bodenuntersuchungen zum Ergebnis kommen werden, dass es große Altlasten gibt, die entfernt und extrem teuer entsorgt werden müssen.
Bei den Ideensammlungen und ersten Planungsansätzen im Herbst habe ich davon nichts gehört. Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, sich diesem Thema früh zu stellen, weil – wenn es zu spät eingebracht wird – Projektplanungen enorm verzögert oder sogar obsolet werden.
Mit wie vielen Insolvenzen will sich die Fa. Zanders noch durch die nächsten Jahre schleppen, um am Ende doch einen einsamen Tod in unserer kranken Wirtschaft zu finden. Wenn die nötigen Finanzmittel vorhanden wären und alle relevanten Fakten auf den Tisch gelegen hätten, wäre mit Sicherheit ein neuer Pachtvertrag mit der Stadt, sei es über 3, oder über 6 Monate, vielleicht ein komplettes Jahr, zustande gekommen. Natürlich tragisch wenn 400 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und ein Wahrzeichen und Identitätsmerkmal einer Stadt zu Grabe getragen wird, aber mal ehrlich, ist ein schneller kurzer Abschied nicht besser als lange qualvoll dahin zu sichen, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr, nicht zu wissen Wie es weitergeht oder Wann es dann doch plötzlich enden kann. Um die mehr als 1000 Mitarbeiter die in den vergangenen Jahren schon entlassen worden sind ist nie so eine große Diskussion entfacht worden und die Menschen hatten auch Familien und haben brav ihre Steuern gezahlt. Für mich persönlich war es damals wie eine Erlösung, eine Erleichterung, eine große Last die endlich von mir abgefallen war, als mir mitgeteilt wurde das mein Kapitel Zanders zu Ende ist, die ständig nagende Ungewissheit und Unsicherheit war endlich zu Ende. Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, mit welchen Argumenten auch immer, kranke und marode Großunternehmen (z.Bsp. Kaufhof/Karstadt, AirBerlin oder auch Zanders) mit Steuergeldern sinnlos unterstützt werden und am Ende doch alle Mitarbeiter auf der Straße stehen. Gerade jetzt, auch wegen Corona, gehen tausende von Kleinbetrieben und Unternehmen kaputt, ohne finazielle Unterstützung erhalten zu haben. Gerade diese Menschen müssen sich solche sinnlosen Debatten in den öffentlichen Medien anhören oder durchlesen, und Verständnis dafür aufbringen. Total krank und beschränkt diese Welt !!!
Man kann nur hoffen, dass der neue Insolvenzverwalter Dr. Boddenberg die Belegschaft und Zanders nicht so hängen lässt wie der Verwalter DAvoine zuvor. Bei ihm hatten wir schon lange kein Vertrauen mehr, zudem war er kaum ansprechbar. Aber Dr. Boddenberg scheint ja zumindest vom Hören her deutlich mehr Kompetenz zu haben.
@Redaktion: Die Aussage zum Insolvenzgeld bezog sich nicht auf den Artikel, sondern auf den Kommentar von Herrn Santillan (2. März 2021 um 16:23):
„Jetzt werden die Löhne als Insolvenzgeld Arbeitslosenversicherung gezahlt, die die Arbeiternehmer mit ihren Löhnen selbst finanziert haben. Also auch die 400 Arbeitnehmer*innen bei Zanders.“
Es wird behauptet, dass das Insolvenzgeld von den Arbeitnehmern, also aus eigenen Beiträgen, durch die Arbeitslosenversicherung bezahlt wird.
Bevor man so einen Unsinn schreibt, sollte man mal ganz einfach googeln: „Insolvenzgeld wird von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt und von den Arbeitgebern durch Zahlung einer Umlage finanziert.“ Das war übrigens nach meiner Kenntnis noch nie anders.
Also: Keiner der Betroffenen hat je einen Euro zu den Zahlungen die er nun erhält eingezahlt. Vielmehr tragen alle anderen Arbeitgeber durch ihre Umlagezahlungen (vom Gesetz gezwungen) solidarisch die Last. Hiervon profitieren die Mitarbeiter:innen (ihnen sei es gegönnt) und vor allem der Eigentümer.
Wo wird das behauptet? Im Text steht eindeutig: „Die Bezahlung der zuletzt noch rund 380 Mitarbeiter soll jetzt die Bundesagentur für Arbeit übernehmen, in Form des Insolvenzgeldes.“
Herr Santillan,
ich versuche mal, Ihren Beitrag kontinuierlich zu beantworten.
Im Fall Zanders kann wohl kaum die Stadt, aber auch nicht die Firma die Arbeitsplätze retten. Dies zu ahnen, muss man nicht Wirtschaftsmanager sein.
Natürlich hat die Stadt keine Forderungen gegen Zanders, aber nur, weil der letzte, halbjährige Vertrag nicht unterschreiben wurde und die vom Investor versprochen Vorauszahlung der Pacht bis Juni ’21 nicht kam.
Wenn Sie nicht verstanden haben, warum die Stadt nicht ohne Zahlungen weiter machen konnte, warum sie nur über den Insolvenzverwalter monatliche Pacht-Zahlungen annehmen kann, weswegen sie beim Halbjahresvertrag auf Vorauszahlung bestanden hat, dann sollten Sie mit Ihren Behauptungen vorsichtig sein. Zanders hat bis einschließlich Dezember Pacht gezahlt, danach sollte der in letzter Minute angegangene Vertrag bis Juni greifen. Das schien der Investor trotz Verabredung nicht zu wollen, weswegen nun die 2. Insolvenz angemeldet wurde.
Es wäre unverantwortlich den Finanzen und allen anderen Steuerzahlern gegenüber, in das bodenlose Fass Zanders weiter zu investieren. Mit Ihrer linken Einstellung kommt man da nicht weiter.
Wir benötigen auch keine Belehrung hinsichtlich des Insolvenzverfahrens der Firma eines Investors, der nie wirkliches Interesse an dieser Firma zeigte. Wie kommen Sie darauf, dass mit diesem Investor nach dem Insolvenzverfahren eine finanzwirtschaftliche oder leistungswirtschaftliche Sanierung möglich ist? Oder sich bestimmt bei Scheitern dieser Ihrer Idee ein Käufer findet?
Der Kauf des Zanders-Geländes eröffnete erst der Firma, zunächst mal weiter zu produzieren, neue Produkte zu finden, den Verkauf anzukurbeln. Jedoch blieben versprochene Investitionen des Investors aus, wonach sich die Stadt trotz der mehr als wackeligen Finanzlage entschloss, die Firma weiter arbeiten zu lassen. Sie verdrehen die Tatsachen und meinen, wer 2017 die Fläche kaufte müsste alle danach eintretenden Risiken tragen bis hin zur Finanzierung des gesamten Unternehmens. Völliger Unsinn, ideologische Herkunft.
Sie nehmen die berechtigte Argumentation von Frauen, denen alte Männer Eignung und Intelligenz absprechen wollen, um sie völlig unangebracht und kindisch polemisch aus ideologischen Gründen gegen politisch und wirtschaftlich Andersdenkende einzusetzen. Das war mal anders bei Ihnen.
Je weiter ich Ihren Schrieb lese, desto weniger Lust habe ich, darauf zu reagieren, weshalb ich auch jetzt ende!
@Mehmet Schreiner
Ich muss mich nicht schämen, denn ich schreibe keine Doktorarbeit, sondern sage meine Meinung zu den Dingen. Halten sie sich gerne mit den Nebenkriegsschauplätzen auf.
Aber Danke für den Hinweis, dass ich besser zitieren sollte!
Bleiben wir bei den Inhalten! Können sie das auch?
@TMS:
Wenn Sie schon fremde Quellen für Ihre Beiträge nutzen, sollten sie dies entweder kenntlich machen oder zumindest so clever sein nicht von „unser vorrangiges Ziel“ schreiben oder sind sie der Insolvenzverwalter?
#fremdschämen ;)
https://www.ahw-insolvenzverwaltung.de/de/insolvenz-informationen/informationen-fuer-arbeitnehmer/ziel-des-insolvenzverfahrens/
Bei Unternehmen mit laufendem Geschäftsbetrieb ist unser oberstes Ziel, den Geschäftsbetrieb mit den Arbeitsplätzen zu erhalten. Das kann geschehen durch eine „echte“ finanzwirtschaftliche oder leistungswirtschaftliche Sanierung des Unternehmens im Rahmen eines sogenannten Insolvenzplans oder durch den Verkauf des Unternehmens (sogenannte übertragende Sanierung).
Liquidation als Notlösung
Wenn eine Sanierung nicht möglich ist, sich kein Übernehmer findet, oder der Geschäftsbetrieb bereits eingestellt wurde, kommt nur noch eine Verwertung der einzelnen Vermögensbestandteile (sogenannte Liquidation) in Betracht. Die Liquidation bringt in der Regel wirtschaftlich schlechtere Ergebnisse, deshalb ist die „echte“ oder die übertragende Sanierung unser vorrangiges Ziel.
Ich finde es immer wieder zum fremdschämen wenn selbsternannte oder echte Kommunalpolitiker sich als Wirtschaftsmanager aufführen, die alles besser wissen und so tun, als würden sie wissen, was bei Privatfirmen in der freien Wirtschaft, die sich tatsächlich nicht genau kennen, zu tun wäre.
Weder Stadt noch Staat können die Arbeitsplätze bei Zanders retten. Dass muss und kann das Unternehmen selbst tun.
Tatsächlich gibt es aktuell keine Anforderungen an die Kommunalpolitik und die Verwaltung in dieser Stadt direkt von der Zanders GmbH. Das Insolvenzgericht wird darüber entscheiden wie es weitergeht und dann wird man sehen, ob die Stadt überhaupt Forderungen gegen Zanders GmbH hat oder nicht. Ständig wird so getan oder behauptet, dass es der Stadt schaden würde oder sogar der Stadt Geld kosten würde, dass Zanders GmbH weiterarbeitet, ohne diese Behauptung zu belegen. Nach meiner Information hat Zanders bisher die Pacht bezahlt. Das ist nach dem Insolvenzantrag aber wohl etwas anders. Jetzt werden die Löhne als Insolvenzgeld Arbeitslosenversicherung gezahlt, die die Arbeiternehmer mit ihren Löhnen selbst finanziert haben. Also auch die 400 Arbeitnehmer*innen bei Zanders. Die Laufzeit ist begrenzt und das ist auch ein Zeitraum in dem schnell klar wird, wie es weitergeht.
Bei Insolvenzen ist natürlich alles möglich und es ist auch damit zu rechnen, dass eine Pachtverzicht und damit Einnahmeverluste für die Stadt Bergisch Gladbach eintreten können. Das wäre natürlich mehr als ärgerlich, aber wenn es dazu beitragen kann, die 400 Arbeitsplätze zu erhalten, sehe ich hier die Stadt in der Pflicht. Dann am Ende sind die 400 Menschen und deren Familien auch Steuerzahler*innen.
Mit dem Insolvenzverfahren mit laufendem Geschäftsbetrieb ist das oberstes Ziel, den Geschäftsbetrieb mit den Arbeitsplätzen zu erhalten. Das kann geschehen durch eine „echte“ finanzwirtschaftliche oder leistungswirtschaftliche Sanierung des Unternehmens im Rahmen eines sogenannten Insolvenzplans oder durch den Verkauf des Unternehmens. Wenn eine Sanierung nicht möglich ist, sich kein Übernehmer findet, oder der Geschäftsbetrieb eingestellt werden muss (was bei der angedrohten Zwangsräumung sicher der Fall gewesen wäre), kommt nur noch eine Verwertung der einzelnen Vermögensbestandteile (sogenannte Liquidation) in Betracht. Die Liquidation bringt in der Regel wirtschaftlich schlechtere Ergebnisse, deshalb ist die „echte“ oder die übertragende Sanierung unser vorrangiges Ziel. Dann soll das Vermögen bestmöglich verwertet und nach den Vorschriften der Insolvenzordnung gleichmäßig an die Insolvenzgläubiger verteilt werden.
Die Risiken bei Zanders waren dem Stadtrat klar als er 2017 einstimmig beschlossen hatte, das Gelände zu kaufen. Allen wurde sehr deutlich gemacht, dass ein Kauf nicht bedeutet, dass „rosige Zeiten“ für Zanders vor der Tür stehen, sondern dass es noch ein weiter Weg sein würde. Ich hatte damals im Stadtrat gesagt, dass dies der Anfang vom langsamen Ende sein könnte. Damals hatte mich Bürgermeister Urbach noch harsch zurechtgewiesen.
Allen war also klar, dass mit dem Kauf auch Risiken verbunden waren. Ein Risiko war eben auch ein möglicher Pachtausfall. Wer was anderes behauptet lügt die Menschen an. Wer gestern A gesagt hat, darf sich heute nicht verweigern B zu sagen und tatsächlich gibt es auch keine andere Wahl, wenn man die Realitäten betrachtet.
Damals war die Alternative, dass irgendwelche Immobilienspekulanten sich das Grundstück unter den Nagel reißen und die Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt damit dauerhaft blockieren könnten. Das war auch eine Gefahr für das damalige Unternehmen Zanders.
Heute sieht es eigentlich nicht wirklich anders aus und bisher erschließt sich mir nicht, warum es immer mehr frustrierte alte Männer gibt, die Zanders und der Belegschaft regelrecht mürbe und sturmreif reden wollen?
Wer Kommunalpolitik ernst nimmt muss die Realität der Menschen in den Mittelpunkt stellen und nicht Aktienkurse, Glaskugelwahrsager*innen oder Kartenleger*innen und wirtschafliberalere Dogmen. Die Realitäten liegen auf den Tisch und eine davon ist, dass die Arbeitsplätze von 400 Zanderianern auf dem Spiel stehen.
Und nochmal zur Klarstellung: Sollte Zanders den Betrieb einstellen gibt es auf Dauer keine Pachteinnahmen für die Stadt. Auf Dauer heißt hier mindestens 10-20 Jahre, denn solange wird es dauern das Gebiet neu zu entwickeln und ob dann wieder 400 andere Arbeitsplätze dort entstehen können, steht in den Sternen. Was aktuell insbesondere von der FDP propagiert wird, würde Schaden nur noch deutlich vergrößern. Eine Betriebseinstellung von Zanders wäre für die Stadt deutlich teurer, als wenn man heute auf einen Teil der Pacht verzichten müsste, damit aber die Arbeitsplätze retten könnte.
Natürlich darf man sich dabei nicht zu Komplizen eines angeblichen Investors machen, der vielleicht ganz andere Verwertungsinteressen hat. Leider muss man das aber auch ein stückweit in Kauf nehmen, wenn man die Belegschaft im Auge hat und nicht irgendwelche selbstsüchtigen persönlichen Befindlichkeiten oder verletzten Stolz. Natürlich muss man den Investor in die Pflicht nehmen, denn dieser muss mehr investieren, wenn er es wirklich ernst meint.
Es macht mich aber immer mehr als fassungslos, was ich die letzte Zeit hier alles an Kommentaren und Verwertungsvorstellung zu dem Thema lesen musste.
Es ist klar, dass die Politik nur drei Aufgaben dabei hat:
1. Die notwendigen Rahmenbedingen sicherstellen, damit die Zanders GmbH wirtschaftlich arbeiten kann und die Arbeitsplätze erhalten kann. So viel ist das tatsächlich als Verpächter nicht und so schwer ist das auch nicht. Es geht nicht darum Zanders zu subventionieren, sondern Zanders nichts unnötig zu behindern, wie man leider jetzt in den letzten Wochen den Eindruck haben musste.
2. Die unglaubliche und unmenschliche Kakophonie aus dem neoliberalen Lager muss endlich beendet werden. Mit dieser Anti-Zanders-Kampagne wird die Belegschaft weiter verunsichert und die Rahmenbedingung deutlich verschlechtert. Das hat Methode, auch wenn das Ziel diese Kampagne, unklar ist, die sie richtet sich auch und ganz direkt gegen die Zanderianer.
3. Solidarität mit der Belegschaft von Zanders! Wir müssen für diese Menschen kämpfen und nicht gegen sie. Das bedeutet auch, dass wir sie gegen sie Ausbeutung durch das Unternehmen Zanders GmbH in Schutz nehmen müssen.
Traurig für alle Beschäftigten! Schlecht für die Stadt. Heißt es nicht: Eigentum verpflichtet? Was tut eigentlich der schwedische Eigentümer für den Erhalt der Arbeitsplätze? Irgendwie liest man wenig über sein Engagement. Oder ich lese an der falschen Stelle….
Ich finde die Entwicklung des Traditionsunternehmens ZANDERS aus Sicht eines gebürtigen Bergisch Gladbachers sehr traurig. Aber die Sichtweise von Herrn Havermanns muss ich leider teilen. Für was soll man sich ans Tor stellen. Ein Unternehmen muss Geld verdienen. Wenn die nicht gegeben ist, braucht es auch keine MITARBEITER (sie arbeiten MIT dem Unternehmer/der Gesellschaft) um einen Wert zu schaffen, welcher mit Gewinn verkauft werden kann. Kein Verkauf macht die Zuarbeit der Mitarbeiter überflüssig. Ein Unternehmen ist kein Wohlfahrtsverband.
Da kann man leider auch nicht beliebig lang weiter machen. Ggf. kann das was an Geschäft übrig bleibt auch auf geringerer Fläche durchgeführt werden. Dies muss alles zukunftsorientiert betrachtet werden.
Wenn man nun die Sicherung der Mitarbeiter dem Amt überlässt, dann muss man vielleicht auch einmal konkret darüber nachdenken, sozialverträglich eine Endlösung zu finden.
„Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!“
Ach Herr Santillan,
ich hätte Sie nicht für derartig ahnungslos gehalten. Ich weiß gar nicht, was Sie mit „sich geschlossen hinter die 400 Zandrianer zu stellen…“ wollen? Die Stadt stand mit den wackeligen Pachtverträgen mehr als ein Jahr hinter den Arbeitnehmern, sie konnte samt ehemaligem und neuem Bürgermeister, die Finanzen und die Bevölkerung vertretend, nicht anders handeln. Was hätten Sie als „Fachmann“ gepolter, wenn die Stadt auf die Beteiligung des bisherigen Insolvenz-Verwalters verzichtet hätte, die Zanders-Eigentümer direkt die Miete bezahlen lassen und damit auf die . . . . . . gefallen wäre? Wenn der letzte angekündigte Pachtvertrag, in dem sich die Stadt für 1/2 Jahr verpflichten ließ, erst gar nicht unterschrieben wurde, weil Jool-Invest nicht zahlen konnte oder wollte, wie soll diese Gruppe nun eine „lange Restrukturierung“ zu einem erfolgreichen Ende bringen, und das in 3 Monaten?
Die 380 MA von ZANDERS werden seit 3 Jahren durch die Mühle von Frust und Hoffnung gedreht. Das ist unmenschlich, aber keineswegs Schuld der Stadt. Im Gegenteil hat man von Amtswegen viel mehr getan, als es in der freien Wirtschaft zustande gekommen gewesen wäre.
Mit der Pandemie meint der Mieter und Eigentümer der Zanders Paper, eine nachvollziehbare Entschuldigung gefunden zu haben. Das kam zu Pass, aber Vierteljahres-Pachtverträge mit Versprechen, alles würde besser in 2020 und die Versicherung, den Halbjahres-Pachtvertrag 2021 zahlen zu können, nichts ist eingetroffen. Alles Augenwischerei, alles Hinhaltetaktik und nun der Versuch, mit einer weiteren Insolvenz noch mehr Zeit herauszuschinden, um, ja um was zu tun?
Der Verdacht liegt nahe, zu versuchen. die Braut doch noch schön zu machen, um sie einem weiteren Verlust-Verwerter zu verkaufen. Man muss abwarten, aber die Hoffnungen der Mitarbeiter dürften erneut enttäuscht werden.
Es ist nicht Aufgabe der Stadt oder der Politik ein Unternehmen „plattzumachen“. Das machen andere.
Woanders stehen Bürgermeister und Stadtrat mit erhobener Faust gemeinsam mit der Belegschaft am Werktor und kämpfen um die Arbeitsplätze.
In Bergisch Gladbach, die sich selbst „Papierstadt“ nennt, liegen Politik (SPD, CDU, FDP, GRÜNE, AfD, FW, BPGL und Verwaltung einvernehmlich auf der Lauer, um das Gelände zu verwerten und zu vermarkten und ein Teil der Bevölkerung ereifert sich in immer neuen Parolen gegen die Belegschaft von Zanders.
Ehrlich gesagt habe ich sowas noch nie erlebt und muss mich echt für diese Stadt schämen, dass sie es nicht schafft, sich geschlossen hinter die 400 Zanderianer zu stellen. …