Eine Recherche von Correctiv und Lokalmedien wie dem Bürgerportal zeigt gravierende Folgen des Personalmangels in Kindertagesstätten auf: Viele Kitas müssen zeitweilig schließen, Erzieher:innen sind überlastet und werden krank, die Kinder leiden. Die Zahlen für den Rheinisch-Bergischen Kreis liegen im NRW-Schnitt, doch offenbar gibt es eine hohe Dunkelziffer. Die Bestandsaufnahme einer Lage, die Correctiv mit „Kitastrophe“ betitelt.

Die Kinderbetreuung leidet nicht nur an zu wenigen Plätzen, sondern viel mehr noch am großen Mangel an Personal und der Überlastung der Kräfte, die (noch) zur Arbeit erscheinen. Das Recherchebüro Correctiv hat sich vorgenommen, gemeinsam mit „Frag den Staat“ und Medien wie dem Bürgerportal für mehr Transparenz zu sorgen: wieviele Kitas melden Überlastungen, was berichten die Erzieher:innen aus ihrem Arbeitsalltag?

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Im quantitativen Teil der Recherche hat Correctiv Daten zu den Überlastungsanzeigen der Kitas bei den Landesjugendämtern eingesammelt und aufbereitet. Grundsätzlich müssen Kitas den Aufsichtsbehörden melden, wenn es „Ereignisse oder Entwicklungen“ gibt, die das Kindeswohl gefährden können.

Zum Beispiel wenn nicht mehr genug Mitarbeitende vor Ort sind, um die Sicherheit und das Wohlergehen aller Kinder zu gewährleisten. Wann genau das der Fall ist bleibt allerdings auch in der Handreichung des Landschaftsverbands Rheinland schwammig.

Hintergrund: Correctiv ist ein gemeinwohlorientiertes Medienhaus und Recherchebüro, das über Spenden sowie Zuwendungen von Stiftungen finanziert wird. Über Correctiv.Lokal kooperiert es mit lokalen Medien kooperiert, das Bürgerportal ist seit Anfang an Partner. Mehr Infos auf correctiv.org, Instagram, Facebook,

40 Prozent der Kitas in Rhein-Berg melden Überlastung

Das Ergebnis für den Rheinisch-Bergischen Kreis: Im Kitajahr 2022 / 2023 haben 75 von insgesamt 187 Einrichtungen Meldungen wegen einer Überlastung aufgrund erheblichen Personalmangels abgegeben – das sind 40 Prozent der Kitas im Kreis. Die Daten kommen vom zuständigen  LVR-Landesjugendamt Rheinland.

Insgesamt wurden in Rhein-Berg 305 einzelne Meldungen abgegeben, also pro betroffener Kita vier Ereignisse. Eine erste Schlussfolgerung: hier vor Ort sind wenigstens knapp die Hälfte der Kitas von der Personalnot akut betroffen; diese sind es relativ häufig.

Eine Einordnung der Ergebnisse ist nur begrenzt möglich, weil die Trägerstrukturen und Zusammenarbeit mit den Jugendämtern selbst innerhalb von NRW sehr unterschiedlich sind. Correctiv und auch die Landesjugendämter selbst vermuten zudem, dass es eine relativ hohe Dunkelziffer gibt – weil einige Kitas Defizite nicht melden, sondern sich durchmogeln. Die genannten Zahlen sind also Minimumwerte.

Ein Blick auf den benachbarten Rhein-Sieg-Kreis zeigt immerhin, dass dort mit 55 Prozent deutlich mehr Kitas Überlastungsmeldungen abgegeben haben. Der Durchschnitt in NRW liegt – wie in Rhein-Berg – bei rund 40 Prozent.

Daten nur für Bergisch Gladbach liegen nicht vor. Die Stadt unterhält selbst keine Kitas und verweist auf die Träger. Der Jugendamtselternbeirat hatte eine eigene Umfrage gestartet, aber ohne veröffentlichte Ergebnisse abgebrochen.

Wie die Kitas reagieren

Die überlasteten Einrichtungen müssen auch melden, welche Konsequenzen sie gezogen haben. In gut der Hälfte der Fälle in Rhein-Berg (166 von 305) haben die Kitas die Betreuungszeit reduziert, in knapp der Hälfte (126) wurden einzelne Gruppen abgemeldet und nur in drei Fällen wurden Einrichtungen für eine bestimmte Zeit ganz geschlossen.

Zu diesem extremen Schritt hatte zum Beispiel die AWO-Kita Ahornweg greifen müssen, im Herbst war es in der Kita St. Elisabeth in Refrath soweit. Darüber und über einige Teilschließungen hatten wir laufend berichtet (ebenso wie über Kitas, in denen es gut läuft).

Unsere Beiträge zum thema

Personal, Plätze und Finanzen: Hier läuft der Kita-Alltag noch rund

Neben knappen Kapazitäten und fehlendem Fachpersonal drücken Tarifabschlüsse für die Erzieher:innen auf das System der Kinderbetreuung: Die Finanzierung könnte in Schieflage geraten, machten die Träger bei einer großen Demo vor dem Landtag in Düsseldorf klar. Es gibt aber auch Kindertagesstätten, in denen es relativ rund läuft. Zum Beispiel in der evangelischen Kita Quirl. Doch auch dort macht sich die Krise bemerkbar.

Kita St. Elisabeth: Eltern vor verschlossener Tür

Die Betreuungprobleme der Kitas in Bergisch Gladbach sind ein wenig aus der öffentliche Debatte verschwunden, sind aber nach wie vor Realität. Kommen zum allgemeinen Fachkräftemangel interne Zwiste oder Häufungen von Erkrankungen hinzu, dann kann es passieren, dass die Betreuung ganz ausfällt. So wie am Montag in der Kita Sankt Elisabeth in Refrath geschehen.

Eltern beschweren sich nach ad hoc-Schließung von Kita beim Jugendamt

Bereits im Februar hatten Eltern über Betreuungsengpässe in der AWO-Kita „Haus der Kinder“ am Ahornsweg geklagt. Die Lage blieb schwierig, vergangene Woche brachte eine überraschende Schließung der Kita das Fass zum Überlaufen. Die Eltern protestieren mit einem Schreiben beim Jugendamt. Das will sich offiziell nicht dazu, Gespräche mit Landesjugendamt und AWO-Geschäftsleitung sollen die Lage beruhigen.

Das Geheimnis der Kita Dreckspatz

Bei den aktuellen Debatten gewinnt man leicht den Eindruck, dass in den Kitas einfach nur alles schlecht aussieht. Das ist zum Glück nicht so. Im Schildgener Dreckspatz zum Beispiel läuft es ziemlich gut. Warum das so ist – darüber habe ich mit der Leiterin und mit zwei Erzieherinnen gesprochen. Eine von ihnen ist seit 30 Jahren dabei und sagt: „Hier will ich alt werden.“ Wenn das nichts heißen will.

Kein Personal: AWO-Kita Kunterbunt betreut Kinder nur noch jeden zweiten Tag

Der Mangel bei den Erzieher:innen zeigt massive Auswirkungen: Die Kita Kunterbunt der AWO in der Hans-Zanders-Straße streicht Anfang Februar den Betreuungsumfang auf die Hälfte zusammen. Eltern protestieren scharf: Berufstätige müssen nun ad hoc eine Lösung finden. Der Elternbeirat befürchtet, dass es nur die Spitze des Eisbergs ist – und startet eine Umfrage unter den Eltern.

Die Last der Erzieher:innen

Um das Bild zu vervollständigen hat Correctiv bundesweit die Beschäftigten in Kitas gebeten, sich in einer Umfrage zu ihrer Arbeitssituation zu äußern. Mehr als 2000 Personen haben das getan, davon 228 in NRW. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, belegen aber einige Befürchtungen:

  • 60 Prozent der Befragten berichten von Stress, Druck und Überlastung.
  • 52 Prozent berichten, dass sie in ihrem Arbeitsalltag nicht mehr pädagogisch mit den Kindern arbeiten können, sondern sie nur noch verwahren.
  • 20 Prozent geben an, dass die erhöhte Arbeitsbelastung für sie gesundheitliche Folgen wie ein Burnout hat.
  • 10 Prozent denkt über den Ausstieg aus dem Beruf nach – oder hat schon gekündigt.

unsere beiträge zum Mehr zum Thema

„Wir halten nicht nur acht Stunden die Bastelschere“

Catrin Rind ist Erzieherin und stellvertretende Einrichtungsleiterin des Katholischen Familienzentrums St. Marien. Im Gespräch erzählt sie, wie die wenigen Kita-Plätze auf sehr viele Bewerbungen verteilt werden und wie man bei der Anmeldung am besten vorgeht. Sie berichtet aus ihrer Arbeit, in der Überbelastung und Unterbezahlungen aufeinandertreffen und so zum Personalmangel beitragen.

Menschen in GL: Der mit dem großen Gerechtigkeitssinn

Jannis Depiereux arbeitet als Erzieher für Kinder mit Behinderung. Er ist der tiefen Überzeugung, dass alle Menschen gleich sind und selbstverständlich in die Gesellschaft inkludiert sein sollten – dem Thema Inklusion steht er dennoch kritisch gegenüber. Warum das so ist; wie er überhaupt dazu kam, nach dem Abitur Erzieher zu werden; und wie sein Alltag (als Mann) in der Kita aussieht.

Das hat gravierende Folgen für die betreuten Kinder. Über die folgenden Missstände ist in der Umfrage besonders häufig berichtet worden, sagt Correctiv:

Pädagogische Arbeit ist nicht möglich. Die Zeit in der Kita wird zur „Aufbewahrungszeit“. Die Arbeit dreht sich um die Grundbedürfnisse – satt, sauber, sicher. Individuelle frühkindliche Förderung und Bildung sind nicht möglich. Elterngespräche, Ausflüge und Feste können nicht stattfinden. 

Kita-Mitarbeitende sind oft über längere Zeit alleine mit einer Gruppe von Kindern. Die Aufsichtspflicht kann teilweise nicht erfüllt werden. 

Selbst Grundbedürfnisse (satt, sauber, sicher) nicht erfüllt. Die Kita-Mitarbeitenden können beispielsweise Windeln nicht wechseln, wenn es nötig wäre, oder ein verletztes Kind nicht angemessen versorgen.

Erzieherin, arbeitet mit Kindern unter und ab drei Jahren:
„Wir können unseren eigenen beruflichen Werten nicht mehr nachkommen. Wir verwahren die Kinder mehr schlecht als recht. Für die Kinder ist es einfach nicht mehr schön. Die gesundheitliche Belastung für beide Seiten ist extrem.“

Keine inklusive oder integrative Arbeit möglich. Kinder mit Behinderungen oder sonderpädagogischem Förderbedarf können nicht angemessen und gemäß ihres Rechtsanspruches versorgt werden. Sie „laufen mit“ oder können erst gar nicht in der Kita aufgenommen werden.

Im Newsletter „„GL Familie“ berichtet Laura Geyer über alles, was Familien mit jungen Kindern in Bergisch Gladbach und was sie wissen sollten. Alle bisherigen Beiträge finden Sier hier, und hier können Sie „GL Familie“ kostenlos bestellen.

Stimmen der Kita-Beschäftigten

Einige Personen zitiert Correctiv direkt, hier eine Auswahl von Kita-Beschäftigten aus NRW:

Erzieherin, arbeitet mit Kindern unter und ab drei Jahren: 
„Kitas werden mehr zur Verwahranstalt aber in der Politik wird mit „Bildungsort Kita“ geworben, was bei dem Personalschlüssel nicht möglich ist und wenn dann noch Personalmangel herrscht, nicht mal die Sicherheit der Kinder (unsere Zukunft) gewährleistet werden kann. Immer mehr Kolleg*innen fallen aus, weil sie nicht mehr können. Viele Kinder werden anspruchsvoller und bräuchten eine engere Betreuung.“

Auszubildende, arbeitet mit Kindern unter und ab drei Jahren, NRW:
„Ein Kind sitzt auf der Toilette mehrere Minuten und braucht Hilfe beim Abputzen, aber niemand hat Zeit und das Kind muss zehn Minuten auf die Hilfe warten.“

Erzieherin, arbeitet mit Kindern unter drei Jahren, NRW:
„Meine Kollegin war aus dem Gruppenraum, um ein Kind zu wickeln. In der Zeit hat sich ein Kind verletzt, zwei haben gestritten und weitere haben im Nebenraum Wände mit Buntstiften angemalt. Ein Kind lief mir die ganze Zeit hinterher und wollte auf den Arm kuscheln. Es war einfach so frustrierend, den „Laden“ sehenden Auges gegen die Wand zu fahren. Da keine Möglichkeit bestand, ansatzweise die Situation alleine zu bewältigen. Eigentlich ein normaler Morgen unter Zweijährigen. Aber alleine …. keine Chance.“

Warum dieses Thema wichtig ist

Die Kitas in Deutschland stehen vor dem Kollaps. Das Personal kann den Betreuungsbedarf nicht abdecken. Es fehlen laut Prognose der Bertelsmann-Stiftung bereits 385.000 Plätze. Und die vorhandenen Plätze können inzwischen nicht mehr in vollem Umfang angeboten werden. 

Das passt nicht zum Versprechen, das die Politik 2013 gegeben hat. Seit zehn Jahren gibt es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag. „Eine gute Kinderbetreuung und frühe Förderung für alle Kinder gehören zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben in Deutschland“, so die damalige Bundesregierung.

Die Realität: Weil Kitas zu wenig Erzieherinnen und Erzieher haben, müssen Einrichtungen ihre Öffnungszeiten verkürzen oder ganze Gruppen schließen. Für die betroffenen Eltern und Kinder hat das unmittelbare Folgen.

Um dem entgegenzuwirken, braucht die Politik eine Datengrundlage. Die Correctiv-Erhebung zeigt, dass einige Bundesländer die Meldungen der Kitas nicht zentral erfassen und eine erhebliche Grauzone besteht, weil Kitas (nicht vollständig) melden. Der fehlende Überblick erschwert die Lösung des Problems. 

Was Sie tun können

Correctiv hat über die Analyse hinaus Strategien und Vorschläge entwickelt, wie die Bürger:innen (und nicht nur die Betroffenen) aktiv werden zu können, um einen Beitrag zu leisten, damit sich die Lage verbessern.

Genannt wird zum Beispiel die Ansprache der vor Ort aktiven Politiker:innen, von Stadtrat über Landtag bis zum Bundestag. Man kann die Menschen in seiner Umgebung informieren, durch das Teilen dieses Beitrags oder durch Aushänge.

Auf der Themenseite kitanotstand.de von Correctiv finden sich weitere Möglichkeiten, wie Sie einen Beitrag leisten können. Dort gibt es zum Beispiel Mitmalbilder für Kinder und Plakate, die Sie in Ihrer Nachbarschaft aufhängen können.

Bringen Sie ihre Meinung ein. Über das Kommentarfeld ganz unten.

Noch mehr Lesestoff

Correctiv hat die Ergebnisse der Recherchen in zwei großen Beiträgen zusammengefasst:

Das Bürgerportal hat in den vergangenen zwei Jahren, zum Teil über den Familien-Newsletterr GL Familie, intensiv über die lokalen Aspekte des Themas berichtet:

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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9 Kommentare

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  1. Das ist ein große Katastrophe. Wir lassen unsere Kinder im Stich. Und deren Eltern. Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hochausgebildete Fachkräfte bleiben in Deutschland zu Hause, weil sie keine Kinderbetreuung finden. Erzieherinnen und Erziehern werden regelrecht verschlissen. Soviel ist uns die Zukunft unserer Kinder also wert? Es ist wirklich ein Trauerspiel. Aber niemanden scheint es ernsthaft zu interessieren. Selbst anhand der Anzahl an Kommentaren scheint es wichtiger zu sein, ob in den alten Marktkauf-Komplex ein Kino reinkommt oder nicht.

    1. Das Kino-Geplänkel ist ja nur eine kleine Klarstellung gewesen.
      Aber wo sollen denn die ErzieherInnen herkommen? Lohn und Ausbildung wurden bereits angepaßt und aufgewertet. Jedoch möchten viele junge Menschen studieren, keinen sozialen Beruf ergreifen, nicht Facharbeiter werden usw. Ich sehe hier keine schnelle Lösung außer durch bessere Arbeitsbedingungen Erzieher abzuwerben. Auch keine gute Lösung

      1. Nur ein kleiner Hinweis: Es gibt zahlreiche soziale Berufe, für die man sich mit einem (meist) Bachelor- oder (seltener) Masterstudium qualifizieren muss. Das ist also kein Widerspruch.

    2. Wir lassen nicht die Kinder im Stich, die werden die ersten Lebensjahre vermutlich besser von den Eltern als in einer Einrichtung betreut und versorgt. Die Generation die nun nach der Betreuung für die Kinder ruft um dem eigenen Beruf nachgehen zu können, hat für sich vor einigen Jahren entschieden, lieber ein Studium zu machen und einen akademischen und damit besser bezahlten Beruf zu ergreifen.
      Meine Nichte hat sich gerade – und da freue ich mich sehr – dafür entschieden, auf ein Jahr Einkommen zu verzichten um den Sohn noch selbst zu betreuen. Der Preis dafür: nur ein Auto, eine kleine Wohnung, keine teuren Urlaube. Der Lohn: ganz viel Kinderglück.

      1. Ja, so hat das früher noch gut funktioniert. Behütet zu Hause aufgewachsen und die sozialen Kontakte mit einem Elternteil beim Sport oder auf dem Spielplatz mit anderen Eltern und Kindern.

        Heute werden die Kinder in die Einrichtungen gesteckt, damit eine Familie überhaupt noch über die Runden kommen kann oder man sich verwirklichen will.

        Nutzt die wenigen Kinderjahre doch bitte ausführlich, das bringt mehr als ein etwas höherer Wert auf dem Konto, wenn man die Augen zu macht.

        Das ist das viel bessere Erbe.

        …. Und keine Sozis, die ans Erbe wollen :D

      2. @Anno Nüm
        Bei Ihnen klingt das so, als würden Eltern ihre Kinder aus egoistischen Gründen in die Kitas „abschieben“ um lieber ordentlich Kohle zu machen. Die meisten haben aber gar keine Wahl. Die Zeiten haben sich nun mal geändert.
        Wäre es eigentlich, um beim beispiel Ihrer Nichte zu bleiben, auch für deren Partner eine Option gewesen zu Hause bei den Kindern zu bleiben? Weil es ja immer noch erstaunlich wenig Männer sind, die freiwillig die Berufstätigkeit pausieren oder in Teilzeit gehen.

      3. @Thomas Boschen
        Ja, das wäre auch für den Partner eine Option gewesen, insbesondere da meine Nichte das wesentlich höhere Einkommen nach Hause bringen würde. Aber aufgrund der Tatsache, dass er das Kind nicht stillen konnte hat meine Nichte dann die Elternzeit genommen. Und es nicht bereut.

        Und es wäre auch heute in vielen Fällen nicht nötig, dass beide Elternteile arbeiten gehen. Sie schreiben, früher hat das noch gut funktioniert. Früher hatte eine 4köpfige-Familie auch weniger Wohnraum, nur ein Auto, man fuhr wenn überhaupt nur einmal im Jahr in den Urlaub (einfach und bescheiden in eine Ferienwohnung und nicht AI ins Hotel oder mit dem Kreuzfahrtschiff), ist nicht regelmäßig ins Kino oder mit Freunden essen gegangen, … ich könnte die Liste weiterführen.
        Früher war alles etwas spartanischer, aber möglicherweise viel schöner und entspannter!?

  2. Ein wichtiger Beitrag. Leider ist das Fazit erschreckend, hinterlässt bei Eltern ein mulmiges Gefühl und lässt für die Zukunft nichts Gutes erahnen. Immerhin wird deutlich, dass das Problem bundesweit besteht und keine Spezialität von BGL, RBK oder NRW ist.

    Kann man irgendwo genauer nachlesen, bei welchen Kriterien eine Meldung von „Personalnot“ erfolgen muss?

    1. Die Frage, wann diese Meldung von Personalnot erfolgen muss ist nicht klar zu beantworten, und einer der Gründe, warum es am Ende kein klares Lagebild gibt.

      Der hier zuständige LVR Rheinland beschreibt es so:

      „Besondere Vorkommnisse sind außergewöhnliche, „nicht alltägliche“ Ereignisse und Ent- wicklungen in einer Einrichtung, die sich in erheblichem Maße auf das Wohl von Kindern und Jugendlichen auswirken bzw. auswirken könnten oder den Betrieb der Einrichtung gefährden.
      Die Einschätzung darüber, ob ein solches Ereignis oder eine solche Entwicklung vorliegt, muss im Kontext einer auf den Kindesschutz ausgerichteten Grundhaltung getroffen werden.“

      Dann führt der LVR alle möglichen Beispiele auf (Fälle von Kriminalität der Beschäftigten, sexuelle Übergriffe, etc) und erst ganz zum Schluss lapidar „erhebliche personelle Ausfälle“. Das kann dann jede Einrichtung interpretieren.

      Hier die Quelle:

      https://www.lvr.de/media/wwwlvrde/jugend/service/arbeitshilfen/dokumente_94/hilfen_zur_erziehung_1/aufsicht__ber_station_re_einrichtungen/par45_sgb_viii/0210__Verfahren_bei_Ereignissen_und_Beschwerden_Januar_2016.pdf